
Solange der Boden noch warm ist: Pilz-Sammler hoffen auf Regen
Pilze bestehen zu über 90 Prozent aus Wasser. Sie gedeihen am besten auf einem feuchten und warmen Untergrund. Der Waldboden bietet dazu momentan schlechte Bedingungen: Die Erde ist vielerorts ausgetrocknet, weil es seit Wochen nicht mehr richtig geregnet hat. Erfreuten sich Pilzsammler letztes Jahr an einer reichen Ausbeute, dürfte der diesjährige Herbst also weniger ergiebig werden. «Bis jetzt haben wir mehr als um die Hälfte weniger Pilze als in den Vorjahren», sagt Walter Siegrist, Pilzkontrolleur aus Vordemwald. Dort, wo zeitweise lokale Gewitter niedergingen, gäbe es teilweise zwar ordentliche Mengen – so konnten Sammler zum Beispiel im Juni viele Steinpilze ernten. «Das ist aber kein Vergleich zum letzten Jahr», meint Siegrist. Diese Einschätzung teilt auch der Brittnauer Pilzkontrolleur Hansjörg Herzog. «Die meisten Pilze finden Sammler momentan dort, wo der Waldboden noch feucht ist, zum Beispiel in Gräben.»
Hexenröhrlinge wachsen gut
Auffällig sei dieses Jahr auch die mangelnde Sortenvielfalt. Der häufigste Pilz, den Sammler momentan zu den Kontrollterminen vorbeibringen, sei der Flockenstielige Hexenröhrling. Der beliebte Speisepilz mit dem dunkelbraunen Hut heisst auch «Schusterpilz» und verträgt das trockene Klima relativ gut. «Eierschwämme oder Stockschwämme finden sich dagegen weniger», meint Herzog. Diese Arten seien besonders auf Feuchtigkeit angewiesen. Weitere Speisepilze wie der Maronen-Röhrling, der Rotfuss-Röhrling oder der Täubling, die in der Region Wiggertal häufig vorkommen, habe er in den Körben der Sammler ebenfalls noch kaum welche entdeckt, ergänzt Walter Siegrist. «Hin und wieder bringt jemand Steinpilze mit, die jetzt aber schon wurmig oder verdorben sind.»
Lokale Unterschiede
Die Pilzkontrolleure glauben, dass die Sammler ihre Körbe bald doch noch reichlich füllen können. Dafür braucht es aber Wasser. «Regnet es demnächst einmal kräftig, dürften die Pilze spriessen», sagt Walter Siegrist. Der Regen müsse jedoch fallen, solange der Waldboden noch warm sei. Bis dahin bleibt den Pilzlern nur noch, auf andere Regionen auszuweichen. Während die Pilz-Ausbeute im Wiggertal momentan eher mager ausfällt, finden die Sammler in anderen Schweizer Gebieten deutlich mehr Exemplare. «Im Berner Oberland zum Beispiel wachsen die Pilze offenbar gut», meint Hansjörg Herzog. Doch Vorsicht: Im Kanton Bern dürfen pro Tag und Person nicht mehr als zwei Kilogramm Pilze gesammelt werden.
Keine Einschränkung im Kanton Aargau:
Das Pilzsammeln unterliegt in vielen Kantonen einer Mengenbeschränkung, darunter auch in Luzern und Bern. Die Grenze liegt je nach Region und Pilzsorte zwischen einem halben und drei Kilo. Im Aargau dürfen Pilzler dagegen uneingeschränkt sammeln. Wer gewerbsmässig Pilze pflücken möchte, benötigt allerdings eine Bewilligung. Organisiertes Sammeln ist verboten. Keine Mengenbeschränkungen gibt es auch in den Kantonen Solothurn, Basel-Landschaft, Basel Stadt, Neuenburg, St. Gallen, Schaffhausen, Waadt, Wallis und Zug. Komplett frei von Vorschriften sind Pilzsammler aber auch dort nicht überall. Die Bestimmungen zu jedem Kanton gibt es auf der Webseite der Schweizerischen Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane: www.vapko.ch