
Sorgenkinder statt Schlüsselfiguren beim FC Aarau
Optimisten sagen: Gemach – die Saison ist noch jung! Im Vergleich zum Herbst 2018, als der spätere Barrage-Teilnehmer FC Aarau nach elf Spielen nur vier Punkte hatte, steht er heuer zum gleichen Zeitpunkt mit 14 Punkten viel besser da.
Pessimisten sagen: Schon wieder – Aarau hat die Startphase verpennt, die Euphorie vom Frühling ist längst der Ernüchterung gewichen! Graues Mittelmass ahoi und hey: Der Abstiegsplatz ist gleich weit entfernt wie der Tabellenthron.
Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Was auch die die Ausgangslage vor dem Spiel in Wil (Sonntag 14.30 Uhr) besagt: Im besten Fall schrumpft der Abstand auf den Barrage-Platz auf vier Punkte, im schlechtesten Fall ist der FCA am Sonntagabend Zweitletzter. Auch wenn es zu früh ist für Abgesänge – die Mannschaft und Trainer Patrick Rahmen haben die Erwartungen bisher nicht erfüllt. Vier Sorgenkinder stechen heraus. Umso mehr, weil sie eigentlich Schlüsselfiguren sein wollen:
Stefan Maierhofer
Ohne den «Major» hätte der FC Aarau im Frühling die Barrage nicht erreicht. Zwölf Tore und vier Assists trug er zur Aufholjagd bei, weshalb die Teamkollegen über Theatralik, Lamento und Selbstdarstellung von Maierhofer hinwegsahen. Als Typ ist der 37-Jährige, der im Sommer nur wegen der Absage vom jetzigen Lausanne-Knipser Aldin Turkes einen neuen Vertrag erhielt, immer noch gleich laut. Sein sportlicher Wert hingegen ist im Keller, Skorerquote und Posting-Kadenz auf Instagram kontrastieren immer mehr. All das stellt die Akzeptanz bei den Mitspielern je länger, je mehr auf die Probe. Dass Maierhofer vor einer Woche gegen Lausanne von Beginn an randurfte und bis zur Auswechslung in der Pause ein Ärgernis war, sorgte für Kopfschütteln. Auch weil Maierhofer dem formstarken Rossini und Sturmtalent Alounga im Weg steht. Die sportliche Leitung beobachtet das Verhältnis zwischen Maierhofer und Mannschaft genau – Gerüchte über eine vorzeitige Trennung im Winter werden jedoch (noch) dementiert.
Petar Misic
Nach dem Abgang von Varol Tasar sollte und wollte der 25-jährige Kroate aus dessen Schatten treten. Der Anfang war vielversprechend, in den letzten Wochen aber kam nichts mehr. Tiefpunkt: In Vaduz (2:5) musste er nach einer Nicht-Leistung noch vor der Pause raus. Um die Defensiv-Schwächen aufzufangen, ist Aarau auf einen Misic in Form angewiesen. Wann ruft er sein Potenzial endlich dauerhaft ab?
Marco Thaler
Er stand im Notizblock mehrerer Super-League-Klubs, ehe im April 2018 das Kreuzband im rechten Knie riss. Die dritte schwere Verletzung seit 2016 – die eine zu viel? Das Gegenteil konnte Thaler noch nicht beweisen, von der ihm angedachten Rolle als Abwehrchef ist er meilenweit entfernt. Dass der FCA keinen solchen hat, gilt als Hauptgrund für durchschnittlich 2,3 Gegentore pro Spiel.
Markus Neumayr
Zu Saisonbeginn hat er von den Fans nach dem verpassten Aufstieg und den Abgängen vieler Stammkräfte Demut gefordert. Wer so redet, muss mit Leistung vorangehen. Das gelingt Neumayr (33) hin und wieder, jedoch viel zu selten für einen seiner Klasse. Spielt die Mannschaft gut, gehört Neumayr zu den Besten. Versagt das Kollektiv, ist auch von Neumayr wenig bis nichts zu sehen. Kein Merkmal einer Schlüsselfigur.