Spital Zofingen: «Die Impfrate steigt weiterhin»

Die Grippeviren zirkulieren auch in den Spitälern: Viele Patienten stecken sich jedes Jahr während ihres Aufenthalts mit der Influenza an. Dennoch lässt sich schweizweit nur ein Viertel des medizinischen Personals gegen die Grippe impfen. Am Zürcher Universitätsspital beläuft sich die Quote der geimpften Angestellten auf 15 Prozent, am Universitätsspital Basel auf 25 Prozent und am Berner Inselspital auf 36 Prozent. Diese Zahlen veröffentlichte letzte Woche der «Tagesanzeiger», basierend auf einer bislang unveröffentlichten Studie des Universitätsspitals Basel und des Kantonsspitals St. Gallen. Die Impfquoten seien zu tief, um Patienten tatsächlich vor einer Ansteckung zu schützen, so die Autoren. Empfohlen würden Quoten von 80 Prozent.

Auch am Spital Zofingen sei bei der Impfrate von Pflegenden und Ärzten «noch viel Luft nach oben», sagt Philippe Rafeiner, Leiter Innere Medizin und Infektiologie am Spital Zofingen. «Die Rate steigt aber erfreulicherweise weiterhin.» So liessen sich letztes Jahr 32 Prozent der Ärzte und der Pflegenden impfen (45 Prozent der Ärzte und 28 Prozent der Pflegenden). Vor vier Jahren lag die Impfrate des Personals noch bei 7 Prozent. Philippe Rafeiner führt die Steigerung auf eine Aufklärungskampagne zurück. Der Facharzt hält jeden Herbst an einer Mitarbeiterinformation einen Vortrag zum Thema. Er betone dabei stets, dass die Geschäftsleitung des Spitals Zofingen hinter der Grippeimpfung für das Personal steht. Ab Ende Oktober finden jeweils verschiedene Impftermine für interessierte Mitarbeiter statt. «Wir erhalten immer wieder mal ein Echo, dass sich Personen aufgrund des Grippevortrags entschliessen konnten, sich erstmals impfen zu lassen.»

Zweifel an Wirksamkeit

Das Spital Zofingen führte letzten Sommer eine Personalumfrage durch, um mehr über die Grippebereitschaft unter den Mitarbeitenden zu erfahren. Dabei nannten die nicht impfbereiten Mitarbeiter ihre Gründe. Sie würden sich gegen eine Impfung entscheiden, weil sie an deren Wirksamkeit zweifelten oder Nebenwirkungen fürchteten. Manche gaben auch an, sie würden sowieso nicht an Grippe erkranken oder seien der Meinung, die Patienten sollten sich stattdessen impfen.

Grundsätzlich biete zwar das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes einen Schutz vor Übertragung bei Schnupfen oder Halsschmerzen. Allerdings sei, so Philippe Rafeiner, eine solche Standardmassnahme im Falle einer Grippeepidemie nicht hinreichend. Eine Übertragung fände wegen der hohen Virenlast bereits unmittelbar vor Ausbildung der Symptome statt und könne damit nicht verhütet werden.

Die Epidemie beschäftigt auch Alters- und Pflegeheime. «Nachdem die diesjährige Grippe auf der südlichen Halbkugel massiv ausgefallen ist, motiviert die Zentrumsleitung das Personal, sich selber impfen zu lassen», sagt Marcel Rüegger, Leiter des Pflegezentrums Luegenacher in Rothrist. Das Pflegezentrum arbeitete im November mit einem Rothrister Hausarzt zusammen. An zwei Nachmittagen konnte sich das Personal auf Kosten des Pflegezentrums impfen lassen. Knapp 10 Prozent der Belegschaft hätten einen der Termine wahrgenommen. Weitere Mitarbeiter liessen die Grippeimpfung routinemässig bei ihrem Hausarzt durchführen. Ein Teil der Angestellten lehne die Impfung ab. «Dies ist eine private Entscheidung, die wir akzeptieren.»

Das Seniorenzentrum Zofingen empfiehlt seinen Angestellten die Grippeimpfung ebenfalls. Sie wird auch hier gratis angeboten. Knapp 10 Prozent der gesamten Belegschaft würden das Angebot wahrnehmen, so Geschäftsleiterin Gisela Henzmann. Die impfbereiten Mitarbeiter sagten unter anderem, dass die damit nicht nur sich, sondern auch die Bewohnerschaft schützen möchten. Die Resonanz auf die Impfaktion sei aber grundsätzlich nicht sehr gross, sagt Gisela Henzmann: «Es herrscht wie sonst in der Gesellschaft eher ein Misstrauen gegenüber dem Impfstoff und dessen Wirkung.»