
Spitex im Schulterschluss
Eine Fusion hilft Personalprobleme zu lösen und das Angebot auszubauen.
Die Altersgruppe der 80-Jährigen und Älteren wird bis zum Jahre 2040 um 143 Prozent wachsen. Das heisst: In der Region Zofingen werden in 23 Jahren fast zweieinhalbmal so viele über 80- Jährige leben wie heute. Die Demografen prognostizieren bereits für 2030 eine Verdoppelung der Nachfrage nach Pflegeleistungen – in der aktuellen Pflegeheimplanung geht der Kanton davon aus, dass 23 Prozent dieser Menschen einen Platz in einem Pflegeheim benötigen. Für die Region Zofingen würde dies 600 zusätzliche Pflegebetten bedeuten. Beim Regionalverband hat man diese Zahl hinterfragt – dies, weil man festgestellt hat, dass die Heime in der Region heute rund 20 Prozent ihrer Leistungen in den Pflegestufen 0 bis 3 erbringen. Dieser Pflegebedarf könne zum grössten Teil auch mit alternativen Wohn- und Betreuungsangeboten abgedeckt werden.
Aarburg und die Spitex AG
Eine zentrale Rolle spielen dabei die Spitex-Organisationen. zofingenregio will diese nach vertieften Abklärungen regionalisieren und schlägt vor, jene der Gemeinden Aarburg, Brittnau, Strengelbach, Vordemwald, Murgenthal, Oftringen, Rothrist und Zofingen in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft zu überführen. AG deshalb, weil bei einem Umsatz von rund 6,4 Millionen Franken die Rechtsform des Vereins für die Führung eines Unternehmens dieser Grösse nicht geeignet ist. Ob es zu dieser AG kommt?
Aarburg wollte die anstehenden Entscheide in den anderen Gemeinden nicht abwarten und hat ihrer Spitex-Organisation gekündigt. Den Zuschlag für einen neuen Vertrag soll bekommen, wer das (finanziell) beste Angebot macht. Dieses Vorgehen stösst bei Adrian Schmitter sauer auf. Er ist Rothrister SVP-Gemeinderat und Direktor des Kantonsspitals Baden. Zuvor war er Generalsekretär des Departements Gesundheit und Soziales des Kantons Aargau. «Es ist unverständlich, dass einer der Gemeinderäte seiner Spitex-Organisation in den Rücken fällt. Solche Störmanöver stossen zwar auf medialen Widerhall, widerspiegeln aber nicht die Aufbruchsstimmung, die in der Branche herrscht.» Die einzelnen Spitex-Organisationen im Grossraum Zofingen befürworten einen Zusammenschluss, stellt Schmitter fest. «Viele Spitex-Organisationen haben Mühe, kompetentes Personal zu rekrutieren.» Durch den Zusammenschluss würden die strategische Führung gestrafft und die Nachfolgeprobleme in den Organisationen gelöst. Gleichzeitig könne ins Angebot investiert werden, sodass dieses attraktiver wird.
Steht eine AG nicht für Gewinnstreben? Eine Gemeinnützige Aktiengesellschaft nicht, sagt Schmitter. «Als Aktionäre sind ausschliesslich die beteiligten Gemeinden des Versorgungsgebietes vorgesehen. Ein starker regionaler Dienstleister ist zudem Garant, dass die Spitex-Leistungen zu fairen Preisen erbracht werden und kein Preisdumping entsteht, das sich negativ auf die Qualität der Leistungen auswirkt.»
Denn ein wirklicher Wettbewerb herrscht in der Branche nicht, stellt Schmitter fest. Private Anbieter würden sich oft als «Rosinenpicker» entpuppen – lukrative Aufträge übernehmen sie, komplexe Fälle oder Fahrten in abgelegene Gebiete hingegen nicht. «Bei der Spitex Region Zofingen AG steht der Service-Public-Gedanken im Zentrum.»