Spitex-Wechsel Aarburg: Zwei Elefanten im Porzellanladen

Sowohl die Spitex Aarburg als auch der Gemeinderat haben in der Spitex-Debatte unnötig viel Geschirr zerschlagen. Der Gemeinderat sieht sich mit zwei Hauptkritikpunkten konfrontiert. Erstens: Die Stimmbürger konnten sich zur Frage der Fusion zur regionalen Gross-Spitex nie äussern. Zweitens: Dass für den einzelnen Klienten künftig mehr Kosten anfallen können, auch wenn die Gemeinde insgesamt viel Geld spart, wurde nie wirklich transparent gemacht.

Nicht beide Einwände sind gerechtfertigt. In den anderen Bezirksgemeinden war die Fusion nur traktandiert, weil die Exekutiven den Zusammenschluss wollten. Hätte beispielsweise Rothrist die Fusion nicht gewollt, wäre das Thema selbst dort nie zur Genehmigung gelangt. Es gab für den Gemeinderat Aarburg folglich keine Notwendigkeit, den Souverän abstimmen zu lassen. Anders ist es bei den Kosten. Bisher finanzierte die Gemeinde die hauswirtschaftlichen Leistungen über die Defizitgarantie (Restkosten) indirekt mit. Ab 1. Januar müssen die Senioren diesen Teil selber zahlen. Und weil die Spitex Aarburg unverhältnismässig tiefe Tarife anbot, wird es teurer. Die Konsequenz: Ein Senior, der genügend Geld hat, muss tiefer in die Tasche greifen. Wer wenig Geld hat, kann sich diesen Service vielleicht gar nicht mehr leisten. Das ärgert die Klienten. Verständlicherweise.

An der Infoveranstaltung von letzter Woche wurde deutlich, dass ein Teil der auf ambulante Pflege angewiesenen Senioren verunsichert ist. Dabei wäre es sicherlich anders gegangen: Im Juni kündigte der Gemeinderat vorsorglich den Vertrag mit der Spitex Aarburg. Er startete ein Offertenverfahren, um den günstigsten Anbieter zu finden. Das Problem: Die Spitex ging dagegen juristisch vor, bis vor Bundesgericht. Ohne diese Verzögerung hätte die Gemeinde den neuen Partner längst vorstellen können. Die Klienten hätten mehr Zeit gehabt, sich an die Veränderung zu gewöhnen.

Eine gute Nachricht gibt es trotzdem: Allen Unruhen zum Trotz können sich die Aarburger Senioren – wie schon in der Vergangenheit – weiterhin auf eine qualitative Spitex verlassen. Und die zuständige Gemeinderätin Martina Bircher hat versprochen, jene beratend zu unterstützen, die sich die Haushaltshilfe nicht mehr leisten können. Ihre Handynummer stehe im Internet – und man dürfe sie jederzeit anrufen, versprach sie an der Infoveranstaltung. Um sie beim Wort zu nehmen: 078 619 75 73. S