Stadtratswahlen: So präsentieren sich die Kandidierenden

Die Stadtratswahlen sind lanciert. In der Stadt hängen die Plakate, die Kandidierenden schalten Werbung und suchen den Kontakt zum Volk. Politberater Urs Vögeli aus Zofingen hat für das ZT den bisherigen Auftritt aller Kandidierenden angeschaut und beurteilt.

Allgemein hält Vögeli fest: Ein Wahlkampf mit Reden, wie man ihn aus den USA kennt, sei in der kleinräumigen Schweiz nicht so wichtig. Ähnlich verhält es sich mit den Sozialen Medien, wo Politikerinnen und Politiker theoretisch bezahlte Werbung schalten könnten. «Der Streuverlust ist aber sehr gross, vor allem bei kommunalen Wahlen», sagt Vögeli. Zudem sei es für einen Politiker mit grossem Aufwand verbunden, seine Social-Media-Kanäle sinnvoll zu bespielen. Wenn ein Politiker Social Media strategisch nutzt, dann müsste er damit eine langfristige Community aufbauen und den Wählerinnen und Wählern Möglichkeiten zur Partizipation bieten, so Vögeli. Wichtig hingegen sei für kommunale Wahlen das Branding der nationalen Partei. «Durch Corona wurde dieser Trend noch verstärkt», erklärt Vögeli. Die Gründe liegen auf der Hand: Anlässe sind weggefallen, der persönliche Austausch wurde schwieriger. Entsprechend wichtig sei der gute alte Plakat-Wahlkampf sowie die Präsenz in den Medien. Aber auch ein gut gepflegtes Adressbuch könne helfen, sagt Vögeli. Zumal der direkte soziale Kontakt momentan schwierig ist. Allerdings: «Eine oberflächliche Vernetzung hilft nur begrenzt», sagt Vögeli. «Wer eine gewisse Partei nicht mag, der wird auch auf kommunaler Ebene deren Kandidaten nicht unbedingt unterstützen.» Die Kandidierenden tun also gut daran, dass sie eine Strategie haben, wie sie ihre Wählerinnen und Wähler erreichen können. «Nebst guter Plakatierung wirken aktuell auch kleine Events», meint Vögeli.

Christiane Guyer

Die Wahlkampagne der Grünen basiert auf wiederverwertetem Wahlkampagnenmaterial früherer Jahre und Restbeständen von historischen Postkarten von Zofingen, wie sie in einer Medienmitteilung schreibt. Auf den Druck neuer Werbematerialen hat sie bewusst verzichtet. Das durch den Verzicht auf Druckmaterialien und Giveaways eingesparte Geld wird stattdessen in Gutscheine des Zofinger Gewerbevereins investiert. «So kann das lokale Gewerbe davon profitieren und die Bevölkerung hat die Möglichkeit, diese an den Standaktionen zu gewinnen», schreibt Guyer. Urs Vögeli sagt zu ihrem Wahlplakat: «Sie betont das ‹Wieder› am meisten.» Ihre Website sei sehr solide, das Konzept «Be de Lüüt» könne funktionieren. Das habe sie womöglich bei der SVP und bei SRF abgekupfert, ergänzt Vögeli. Auf Facebook hat Guyer zwar eine grosse Reichweite, «ihre Follower stammen aber von überall», sagt Vögeli. Das sei wenig hilfreich. Zudem verzichtet Guyer auf privaten Inhalt und beschränkt sich auf Reposts. Auf Twitter ist sie zwar ebenfalls gemeldet, scheint den Account aber nicht zu pflegen. Hingegen ihr Instagram-Account ist gemäss Vögeli gut. «Es ist eine Mischung aus Wahlkampf und privaten Beiträgen.» Guyer kandidierte vergangenes Jahr für den Aargauer Regierungsrat. «Das hat ihr sicher zu einem gewissen Bekanntheitsgrad verholfen», sagt Urs Vögeli.

Dominik Gresch

Der GLPler ist bis jetzt vor allem mit Plakaten präsent. Die Website ist zwar gut gepflegt, «ist aber sehr textlastig», so Vögeli. Die verwendeten Schlagworte passten zum GLP-Narrativ, würden aber nicht sehr viel aussagen. Dass Dominik Gresch Neo-Grossrat ist, dürfte ihm zu einer Grundbekanntheit verholfen haben, meint Vögeli. «Die Label GLP und Bisheriger dürften aber am meisten helfen.» Zudem sei Gresch immer wieder an Veranstaltungen anzutreffen, auch von anderen Parteien. «Er macht auf persönlicher Ebene sehr viel», sagt Vögeli. Auf Facebook ist Gresch zwar mit einer Fan-Seite vertreten, diese verzeichnet aber wenig Traffic. Vom aktuellen Wahlkampf ist da noch nichts zu spüren. Zu finden sind vor allem Beiträge vom Grossrats-Wahlkampf. Gemäss Vögeli seien diese «okay». Auf Twitter ist Gresch zwar vertreten, den Account pflegt er aber wenig.

Peter Siegrist

Der Parteilose ist in Zofingen vor allem als Geschäftsführer der Bar «key69» bekannt. Wird ihm daher die Coronakrise zum Verhängnis? «Möglich», sagt Urs Vögeli. Aber: «Er hat das Label volksnah und liberal. Zudem dürfte er davon profitieren, dass er als Bisheriger antritt»,ergänzt Vögeli. Auf seiner Facebook-Seite pflegt Siegrist eine gute Dokumentation seiner Arbeit als Stadtrat. Allerdings sieht man Peter Siegrist bis anhin nirgends auf Plakaten. «Bei ihm kommt es also sehr drauf an, wie gut er seine Kontakte im Vorfeld der Wahlen pflegt», sagt Vögeli. «Weil es viele Kandidierende gibt, ist die Ausgangslage für ihn aber unberechenbar.»

Rahela Syed

Die Posse um den Geschäftsführer des Alterszentrums könnte ihr sicher schaden, meint Urs Vögeli. Die Frage sei, wie viele Bürgerinnen und Bürger dies richtig mitbekommen haben. Und: «Wer SP wählt, wird sie wohl trotzdem auf den Zettel schreiben.» Was Vögeli auffällt: «Rahela Syed betont nirgends auf den Plakaten, dass sie Bisherige ist. Das finde ich auffällig.» Ihr Plakat komme exakt gleich daher, wie jene der beiden anderen SP-Kandidaten. Auf eine eigene Website verzichtet Syed ebenfalls und auch ihr Auftritt auf Facebook «ist sehr unbedeutend», so Vögeli. Unterschätzen darf man Syed aber nicht. Sie wurde vergangenen Herbst mit einem Glanzresultat in den Grossen Rat gewählt.

Michael Wacker

Der Kandidat der SP hat sich mit seinem Kampf für den Erhalt der Jugendherberge in Zofingen vergangenen Spätherbst Medienpräsenz verschafft. «Er war in der Zeitung, das war sicher etwas wert», sagt Urs Vögeli. Und ganz bestimmt sei das auch verfrühter Wahlkampf gewesen. «Dieser Einsatz geht in Richtung Accountability», erklärt Urs Vögeli. «Man kann ihn an etwas messen. Seiner Marke kommt das sicher zugute.» Ansonsten ist der Auftritt von Wacker vergleichbar mit jenem von Syed. Lediglich sein Instagram-Profil sticht noch etwas hervor. «Ein schönes Profil, aber ganz offensichtlich wird damit kein Wahlkampf betrieben», konstatiert Vögeli.

Lukas Fankhauser

Der Kandidat der SP dürfte sich in seinem Wahlkampf vor allem damit profilieren, dass er als aktueller Schulpflegepräsident geeignet wäre, um als Stadtrat das Ressort Schule zu übernehmen. Entsprechend sei Fankhauser denn auch als Schulpflegepräsident und SPler gelabelt, meint Vögeli. Auch Fankhauser pflegt keine eigene Website und ist auf den Plakaten gleich vertreten wie seine Partei­gspänli Wacker und Syed. Auf Facebook ist über ihn nicht viel zu finden, auf Instagram hat der SPler doch einige Abonnenten, allerdings ist das Profil privat.

Hansruedi Hauri

Der SVPler überzeugt mit einer soliden Website, auf der er sehr ausführlich beschreibt, was er möchte. «Inhaltlich ist er sehr klar, meiner Meinung nach einer der besten Auftritte», sagt Urs Vögeli. Allerdings sind seine Plakate jeweils auf einer Heuballe fixiert. «Da ist die Frage, ob die Zofinger Stimmberechtigten darauf anspringen. Die Heuballe passt zwar zur Partei und fällt auf, aber dass es auch für die Stadt passt, bezweifle ich», sagt Vögeli. Zumal es für die SVP im urbanen Raum sowieso immer schwieriger wird. Auf Hauris Plakaten sticht zudem der Begriff Nachhaltigkeit heraus. «Er will einen Begriff kapern, der eigentlich nicht mit der SVP konnotiert wird. Das könnte anbiedernd wirken», analysiert Vögeli. «Ich bezweifle, dass ein Grüner Hauri deshalb wählen wird.»

Andreas Rüegger

Bezüglich Plakatierung ist der FDPler derjenige, der am kreativsten war. Unter anderem hat er Plakate aufgehängt, die ihn kopfüber zeigen. Ein Eyecatcher. «Er hat mit den Plakaten etwas Lustiges versucht», sagt Urs Vögeli. «Das ist zwar ein Risiko, als Bisheriger kann man das aber eingehen.» Der Auftritt von Rüegger auf Twitter ist hingegen sehr dürftig, sein Instagram-Profil sei aber witzig, so Vögeli. «Er stellt Personen in den Vordergrund und scheint bereit, auch mal etwas auf Social Media auszuprobieren. Das ist gut.»

André Kirchhofer

Der FDPler zeigt bis anhin den engagiertesten Wahlkampf und ist auf vielen Kanälen anzutreffen. «Die Website ist solide, die Fotos zeigen ihn nahbar», konstatiert Vögeli. Auf Facebook gratulierte Kirchhofer zudem seinen Kontrahenten, als diese ihre Kandidaturen bekannt gaben. «Das ist sicher nett, diente aber auch dazu, die eigene Reichweite zu erhöhen», ist Vögeli überzeugt. «Er steht so aber gut da.» Kirchhofer betreibt zudem einen gewissen Aufwand, indem er auf Facebook Live-Videos postet («Kirchhofer in Kürze»). Er ist also wie sein Parteikollege einer, der gerne etwas ausprobiert. «Wenns geschaut wird, ist es sicher gut, die Reichweite scheint aber marginal zu sein», meint Vögeli. «Steckt eine Strategie dahinter, indem er zum Beispiel vor allem seine Basis informieren will, dann ist das mit der Reichweite nicht weiter schlimm.»

Robert Weishaupt

Der Mitte-Politiker sticht als Einziger mit einem modern gestalteten Plakat aus der Menge heraus. Und er setzt auf einen prägnanten Slogan. «Alles in allem ein gutes Gesamtbild», sagt Urs Vögeli. Beeindruckend sei auch das breitgefächerte Unterstützungskomitee, was sicher hilfreich sei. «Clever war natürlich, dass er die Möglichkeit genutzt hat, sein Plakat in der Zofinger Bahnhofsunterführung aufzuhängen. Dort, wo er sonst Werbung für sein Velogeschäft macht», so Vögeli. Unterhaltsam ist das Facebook-Profil von Weishaupt, wo er viel Privates und vieles aus seiner Freizeit präsentiert.

Maik Müller

Der Mühletaler wird seine Kampagne erst heute Samstag starten. Er werde vor allem auf den Sozialen Medien wie Instagram und Facebook aktiv sein. Ab nächster Woche wird er auch auf Plakaten zu sehen sein. Zusätzlich möchte er an einem Samstag in der Altstadt auftreten, sofern es die Corona-Situation zulässt.