
Stefan Tschannen vor seiner letzten Saison: «So etwas ist sonstwo im Leben schwer zu finden»
In 17 Saisons hat er während mindestens einem Spiel das gelb-blaue Trikot getragen, insgesamt 674 Meisterschaftspartien für den SC Langenthal absolviert, 357 Tore geschossen, 467 Assists geliefert und drei Titel gewonnen. Jetzt soll aber bald Schluss sein. Schon zum Ende der vergangenen Spielzeit hat SCL-Captain Stefan Tschannen angekündigt: «Die nächste Saison wird meine letzte sein.»
Diese Abschlusssaison startet morgen Freitag (20 Uhr) mit dem Auswärtsspiel gegen die GCK Lions. Oder hat sich die Meinung des 37-Jährigen mittlerweile geändert? «Nein, eigentlich nicht. Die Chance, dass ich in der nächsten Saison noch spiele, liegen vielleicht bei fünf Prozent», sagt Stefan Tschannen und begründet dies mit der allgemeinen Ungewissheit. Ganz geschlossen sei die Türe aber nicht. «Wenn die Saison abgebrochen würde, könnte ich mich vielleicht überreden lassen», sagt er.
Er würde nochmals den gleichen Weg einschlagen
So ist Tschannen überzeugt, dass er das Eishockeyspielen weniger vermissen werde als das Drumherum. Das Umfeld sei schliesslich ganz besonders toll. «Eigentlich sind meine Mitspieler meine Arbeitskollegen, ich sehe sie aber mehr als eine kleine Familie an. Wir lachen extrem viel in der Garderobe, ausserdem bietet Eishockey sehr viele Emotionen. So etwas ist sonstwo im Leben schwer zu finden», sagt Tschannen. Dass er in dieser Hinsicht vielem nachtrauern werde, sei ihm bewusst. «Dinge aus meiner Karriere hervorzuheben fällt mir schwer, da bin ich im ersten Moment überfragt», sagt Tschannen und ergänzt, dass er eine wirklich tolle Laufbahn hatte, an der er im Nachhinein nichts ändern würde. «Klar war die NLA ein Ziel, ich brauchte sie aber nicht, um zufrieden zu sein», so Tschannen. Glücklich sei er auch beim SCL geworden, nicht zuletzt dank vielen Erfolgen.
Dass er einzelne Momente nun ein letztes Mal erleben werde, weiss Stefan Tschannen. «Darüber habe ich zum Ende des Sommertrainings nachgedacht. Das Sommertraining und vor allem auch der August mit seinen besonders vielen Terminen sind für mich happig, da bin ich jeweils froh, wenn diese Zeit vorbei ist», gesteht er. Gleichzeitig gebe es Erlebnisse, die er geradezu herbeisehnt – ein Derby mit toller Stimmung zum Beispiel. «Auf solche Momente freut man sich natürlich besonders», sagt Tschannen. Auch sei er mit seiner Ausgangslage sehr motiviert gewesen und habe in der Vorbereitung hart gearbeitet. Er wollte noch einmal alles geben, um mit dem SC Langenthal hoch hinaus zu kommen.
Auf dem Papier besser – wie sieht es auf dem Eis aus?
Unrealistisch ist das nicht, vor allem mit der Verpflichtung von Timothy Coffman als zweiten Ausländer hat die Mannschaft eher noch zugelegt. Das bestätigt auch der Captain: «Dass wir auf dem Papier besser geworden sind, ist aber noch keine Garantie, dass wir besser sein werden», mahnt Stefan Tschannen. Auf die Frage, wo er seine Mannschaft denn sehe, scherzt er: «In die Top-Acht schaffen wir es.» Und ergänzt: «Wir stapeln lieber etwas tief und freuen uns dann über das zusätzlich Erreichte.» Insgeheim träume er aber schon von einem perfekten Abgang. Idealerweise so wie bei Brent Kelly, der sich 2019 mit einem Meistertitel in den Ruhestand verabschiedete.
Mehrere B-Lizenzen gelöst
Der SC Langenthal verpflichtet nach abgeschlossener Vorbereitung diverse Spieler mittels einer B-Lizenz: Noah Fuss, Ronny Dähler (beide SC Bern), Jérémie Bärtschi, Silvan Aebi (beide EHC Biel), Cédric Aeschbach (SCL Tigers), Silvan Hess (Hockey Huttwil) und Hannes Kasslatter (SC Lyss). Vom EHC Biel stösst mit Noah Schneeberger ein Eigengewächs ebenfalls mit einer B-Lizenz zum SCL. Wie bereits bekanntgegeben wurde auch das Duo des HC Genf-Servette, Stéphane Charlin und Giancarlo Chanton, eine B-Lizenz gelöst. «Diese Spieler geben uns die nötige Tiefe im Kader. Es sind allesamt Spieler, welche sich für höhere Aufgaben aufdrängen wollen. Dementsprechend werden sie Vollgas geben für Gelbblau und uns helfen», sagt Sportchef Kevin Schläpfer. Zur sportlichen Zielsetzung äussert er sich wie folgt: «Unser Ziel ist es ganz klar, die Qualifikation unter den Top-6 abzuschliessen und die Playoff-Qualifikation direkt zu schaffen. Wir werden alles daran setzten, uns den Heimvorteil für die Playoffs zu sichern.» Wie bereits in der Vorbereitung sind Matchbesuche im Schoren ab 16 Jahren ausschliesslich mit einem gültigen Covid-Zertifikat möglich. Im Vorfeld der beiden Heimspiele im September besteht die Möglichkeit, sich vor Ort auf Covid-19 testen zu lassen und das nötige Zertifikat zu erlangen. Im Stadion Schoren gelten keine Einschränkungen mehr. (pd)
Kader SC Langenthal, Saison 2021/22:
Trainer: Jeff Campbell (seit 2019).
Tor: Pascal Caminada, Colin Stauffacher, Stéphane Charlin.
Verteidigung: Mathieu Maret, Yves Müller, Hans Pienitz, Tyler Higgins, Serge Weber, Luca Christen, Giancarlo Chanton, Noah Schneeberger, Silvan Aebi, Cédric Aeschbach.
Angriff: Tim Coffman, Stefan Rüegsegger, Frantisek Rehak, Robin Nyffeler, Marc Kämpf, Fabio Kläy, Dario Kummer, Stefan Tschannen, Luca Wyss, Eero Elo, Jérémie Bärtschi, Ronny Dähler, Noah Fuss, Silvan Hess, Hannes Kasslatter.
Zuzüge: Stauffacher, Bärtschi, Aebi, Schneeberger (alle Biel), Chanton, Charlin (beide Genf-Servette), Rehak (Rapperswil-Jona), Coffman (La Chaux-de-Fonds), Dähler, Fuss (beide Bern), Aeschbach, Rüegsegger (beide SCL Tigers), Kasslatter (Lyss), Hess (Huttwil).
Abgänge: Nikonor Dobryskin (Freiburg/De), Ian Derungs (Thurgau), Jan Wigger (unbekannt), Tom Gerber (Winterthur), Vincenzo Küng (GCK Lions).