
Stephan Keller: «Ich bin kein Feuerwehrmann»
Es ist eine interessante Szene, die sich nach dem Abpfiff im Brügglifeld abspielt: Aarau-Trainer Stephan Keller verschwindet mit seinen Spielern in den Katakomben. Der FCA hat sich soeben mit einem desolaten Auftritt die 14. Niederlage der Saison eingefangen. Ausgerechnet gegen den Aufsteiger, der zuvor als einziges Team der Challenge League noch keinen Sieg gegen Aarau landen konnte. Folgt nun die erste Standpauke des neuen Trainers? Kurz darauf gibt Stephan Keller Entwarnung: «Nein, im Gegenteil, es war ein positives Gespräch. Ich habe den Spielern gesagt, dass sie damit aufhören sollen, den Kopf hängen zu lassen. Wir alle wissen, dass noch viel Arbeit vor uns liegt.»
Und dennoch stellt sich die Frage, warum die Aarauer nach einem starken Auftritt beim Tabellendritten Vaduz vor heimischer Kulisse gegen den Aufsteiger – der zuletzt drei Niederlagen in Serie kassierte – mit 1:3 untergehen: «Wir haben gewusst, dass es ein ganz anderes Spiel wird. Gegen Vaduz konnten wir uns aufs Kontern fokussieren, gegen Lausanne-Ouchy war die Rolle umgekehrt. Wir haben kein Mittel gefunden, das Spiel zu gestalten und den Gegner spielerisch vor Probleme zu stellen.» Keller präzisiert: «Wir tun uns offensichtlich schwer, wenn wir selber die Initiative ergreifen sollten, daran müssen wir arbeiten. Es gibt einige Gegner, die uns im Brügglifeld das Spieldiktat überlassen. Damit müssen wir umgehen können.»
Dass viel Arbeit auf den neuen Trainer zukommt, wurde im Spiel gegen Lausanne-Ouchy deutlich: Während die Aarauer Defensive bei den ersten zwei Gegentoren mit geschickten Steilpässen ausgehebelt wird und beim dritten Gegentor altbekannte individuelle Fehler – weder Francois Affolter noch Goalie Nicholas Ammeter machen dabei eine gute Falle – entscheidend sind, überraschen vor allem die Harmlosigkeit und Ideenlosigkeit in der Offensive sowie die unzähligen Fehler im Aufbauspiel.
Daran änderte auch das Startelf-Debüt von Shkelzen Gashi nichts. Der Top-Transfer konnte seine Klasse während 51 Minuten nur selten aufblitzen lassen. An Einsatz mangelte es nicht, aber es wurde einmal mehr klar, dass der einstige Torschützenkönig der Super League mehr Einsatzminuten braucht.
«Müssen zu Hause wieder unschlagbar werden»
Eine 2:3-Heimniederlage gegen den FC Winterthur, ein eher überraschendes 1:1 gegen den FC Vaduz und nun der erste richtige Dämpfer mit einer 1:3-Heimpleite gegen FC Stade Lausanne-Ouchy – mit diesen Resultaten wird deutlich, der Effekt des Trainerwechsels bleibt beim FC Aarau aus. Oder lässt zumindest auf sich warten. Für Ernüchterung sorgt dies bei Keller nicht: «Natürlich habe ich mir einen solchen Start nicht gewünscht. Aber ich bin kein Feuerwehrmann, um einen Abstieg zu verhindern. Wir wollen etwas aufbauen. Es geht darum, herauszufinden, was wir nächste Saison brauchen. Wir mussten damit rechnen, dass der Start harzig werden könnte.»
Was Keller damit konkret meint, ist anhand der Auswechslungen ersichtlich. In der 51. Minute, beim Stand vom 0:3, kommt für den unglücklich agierenden Petar Misic Nachwuchsspieler Ersan Hajdari zu seinem Profi-Debüt. Es ist für den 19-Jährigen im zentralen Mittelfeld kein leichter Einstand, dennoch kann Hajdari bei vereinzelten Aktionen sein Potenzial unter Beweis stellen. Trotz Experimenten betont Keller: «Natürlich will ich jedes Spiel gewinnen. Wir müssen zu Hause wieder unschlagbar werden. Dass wir derzeit weit davon entfernt sind, zeigte sich deutlich.»
Ziele bis zum Saisonende sind andere geworden
Durch die Niederlage rutscht Aarau auf den achten Platz ab. Bei 12 Punkten, die noch zu vergeben sind, liegt maximal noch Rang fünf drin. Ein Saisonziel bezüglich Platzierung hat Keller aber sowieso nicht mehr: «Die ursprünglichen Ziele wurden vor meiner Zeit als Cheftrainer definiert. Ich will mich nun auf die Entwicklung der Spieler und das Beheben von Fehlern konzentrieren.»