
Stephan Keller ist alles andere als ein Feuerwehrmann
Wäre Stephan Keller ein Feuerwehrmann, der kurzfristig den Erfolg zurückbringen muss, würde seine Installation bereits nach dem ersten Spiel in Frage gestellt: Denn ein «Trainerwechsel-Effekt» war auf dem Platz nicht zu erkennen. Keller stellte die Startformation im Vergleich zum letzten Spiel unter Vorgänger Patrick Rahmen auf fünf Positionen um und versetzte Captain Elsad Zverotic vom Abwehrzentrum ins halbrechte Mittelfeld. Diese Massnahme war schwer nachvollziehbar, denn an Zverotic lief das Spiel komplett vorbei. Allein schuld daran, dass sich der Trainerwechsel nicht auch auf die Leistung auswirkte, war sie indes nicht. Denn es war nicht so, wie es oft ist nach Trainerwechseln: Nämlich dass das Team nach der Entlassung von einer Last befreit auftritt und plötzlich eine Klasse besser spielt. Mit dem Trainerwechsel sind die Probleme des FC Aarau alles andere als gelöst – deren Wurzel sind die mangelnde Qualität und die unstimmige Komposition der Charaktere im Kader.
Stephan Keller ist beim FC Aarau alles andere als ein Feuerwehrmann. Er ist von Sportchef Sandro Burki und Präsident Philipp Bonorand auserwählt worden, weil er wie der Deckel zum Topf zur neuen Jugendstrategie ab der kommenden Saison passe. Gleich einen Dreijahresvertrag erhielt der neue Trainer, was im schnelllebigen Fussballgeschäft fast schon einem Tabubruch gleichkommt.
Keller an seinem ersten Spiel als Trainer einer Profimannschaft zu messen, wäre angesichts der Hintergründe viel zu verfrüht. Doch naturgemäss haben sich alle Beteiligten das Spiel gegen Winterthur anders vorgestellt: Einerseits statistisch – die 2:3-Niederlage war die erste im Brügglifeld seit der Coronapause, die 13. insgesamt im 30. Saisonspiel. Andererseits hätte die Mannschaft in einer idealen Welt mit einer tieferen Fehlerquote als vor dem Trainerwechsel gespielt, hätte mit ihrem Angriffsspiel dem Gegner das Verteidigen schwerer gemacht und hätte vor allem nicht wieder die Latte für einen Sieg unerreichbar hochgelegt: Wer regelmässig drei oder mehr Gegentore kassiert, dessen Punktestand bleibt automatisch auf tiefem Niveau – das gilt für den FCA wie für Real Madrid.
So wie Winterthur soll der FC Aarau die Tore erzielen
Nach dem Schlusspfiff lobte Keller seine Spieler für deren Mut zur Offensive und für die Moral, bis in die Nachspielzeit an den Ausgleichstreffer zu glauben. Das 3:3 hätte bei einer der zwei Grosschancen von Misic denn auch fallen müssen. Tadel gab es vom neuen Trainer für die Abwehrarbeit, genau gesagt für das Umschalten von Offensive auf Defensive: Das 2:0 der Gäste durch Buess fällt 15 Sekunden nach einem Aarauer Freistoss auf der anderen Seite. Ironie des Schicksals: Genauso, mit schnellen Gegenstössen, würde gerne Keller seine Mannschaft die Tore schiessen sehen.
Auf den neuen FCA-Trainer wartet viel Arbeit. Sollte in den nächsten Spielen die resultatmässige Trendwende nicht gelingen, dann muss auch Keller ein bisschen Feuerwehrmann werden – sprich kurzfristig Siege erzwingen, um nicht schon zu Beginn seiner langen Reise mit dem FC Aarau den Rucksack mit schweren Steinen zu füllen.
Nach Patrick Rahmen geht auch Markus Neumayr
Nicht mehr dabei war am Samstag Markus Neumayr. Dass der Spielmacher auch nächste Saison für den FCA spielt, wurde zuletzt immer unwahrscheinlicher. Nun ging es schneller als erwartet: Am Tag nach der Entlassung von Patrick Rahmen war auch Neumayr per sofort kein FCA-Angestellter mehr.