
Teil 4 von Jan Hochstrassers Kolumne: Die Jagd nach den roten Blutkörperchen
Seit einer Woche weile ich im Trainingslager im 9000 km entfernten «Läufer-Eldorado» Flagstaff im US-Bundesstaat Arizona. Die 70 000-Seelen-Ortschaft, welche auch als Tor zum Grand Canyon bekannt ist, geniesst unter den Läufern einen besonderen Stellenwert. Nebst Kenia und Südafrika eignet sich Flagstaff mit einer Höhe von 2100 m.ü.M. ideal für ein Höhentrainingslager. Das Höhentraining stimuliert die Neubildung roter Blutkörperchen. Je mehr rote Blutkörperchen ich besitze, desto mehr Sauerstoff wird in meine Muskeln transportiert. Der Aufenthalt in den USA steigert also meine Leistungsfähigkeit und verkürzt die Regenerationszeit.
Jeweils im März und April trainieren viele europäische Spitzenläufer in Flagstaff und nutzen die optimalen klimatischen Bedingungen mit rund 15 bis 20 Grad Celsius für ihre Saisonvorbereitung. Es kann aber auch vorkommen, dass man hier im Frühjahr noch Schnee antrifft. Ich hoffe, dass Petrus mitspielt und sich das Wetter weiterhin von der besten Seite zeigt.
Die Akklimatisationszeit von fünf Tagen ist unterdessen vorüber. Das ordentliche Training kann nun beginnen. Bis Mitte Mai werde ich mit meinen Trainingspartnern Luca Noti vom ST Bern und Jonas Raess vom LC Regensdorf in der Höhenluft trainieren und mich hoffentlich optimal auf die Leichtathletik-Sommersaison 2018 vorbereiten können.
Die Tage gehen schnell vorüber. Zweimal täglich steht ein Training an, dazwischen beinhaltet das Programm Dehnübungen, Schlafen und Essen. Für die einen mag es sich langweilig anhören, doch im Leistungssport gehört das «Nichtstun» zwischen den Trainings einfach dazu, damit man sich bis zur nächsten Einheit erholen kann.
