«Thank you, Michael»

 

Entertainment pur: Mit «A tribute to Michael Jackson» beschloss die Kulturkommission Oftringen (KKO) die Saison

Es erfordert Courage und noch viel mehr Können, den «King of Pop» – einen der grössten und tragischsten Künstler der letzten Jahrzehnte – auf der Showbühne wieder zum Leben erwecken zu wollen. War der 2009 verstorbene Michael Jackson doch nicht nur Sänger, Komponist und Tänzer, sondern auch Perfektionist und Entertainer von der Zehenspitze bis in die weiss bandagierte oder vom Silberglitzerhandschuh umschmeichelte Fingerkuppe. Mit der Aufführung des internationalen Formats «Black or White – A tribute to Michael Jackson» ist der Kulturkommission Oftringen ein aussergewöhnlicher und mitreissender Saisonabschluss gelungen. Eine musikalische Reise durch das Leben MJ’s – mit LiveBand, Backgroundsängerinnen, Tanzakrobatik, typischen Choreografien und Swiss-Made-Kostümen.

Mitreissend
Von der vertikalen «Anti-Gravity-Illusion» aus «Smooth Criminal» bis zum Rückwärtstanz «Moonwalk» imitiert Csaba Horvath, der seit 2010 exklusiv bei den Hamburger Seberg Productions spielt, Michael Jackson sehr überzeugend. Gestik und Mimik sind wiedererkennbar, auch wenn der ungarische Profitänzer so gar nicht wie das Original aussieht. Der Gesang samt «Hii-hiii» kommt zwar vom Band. Doch gibt Horvath etwa dem nicht-vorhandenen Tonmischer ein Zeichen, das Mikrofon lauter zu stellen, geht selbst dies beinahe vergessen. Ob als Zombie in «Thriller», Frauenschwarm in «Dirty Diana» oder Schläger in «Bad» – der Imitator ehrt den «King of Pop» tatsächlich. Das Einzige, was dem wahren Jackson sicher nie passiert wäre: Bei einzelnen Songs wie «Beat it» stiehlt die zehnköpfige Tanzgruppe in ihren sexy Kostümen, mit coolen Breakdanceeinlagen und Duettakrobatik der Hauptfigur schon beinahe die Show. Etwas, was der echte Jackson niemals zugelassen hätte.

Gefühlvoll
War das Publikum am Donnerstagabend im Youcinema erst noch etwas verhalten, gab es in der zweiten Hälfte der Aufführung kein Zurück mehr. Animiert durch die Künstler, tanzte das zumeist ältere Publikum spätestens bei «Blame it on the Boogie» aus Michaels «The Jackson 5»-Kinderjahren die Bewegungen mit. Darunter nicht zuletzt KKO-Präsident Jürg Hunziker, für den die Show ein persönliches Highlight der Saison war. «Für mich ist diese Show ein einzigartiges Erlebnis, wie wir sie in Oftringen weiterhin aufführen und erleben möchten», so Hunziker verschwörerisch mit Blick auf die nächste Saison. Kurz: Entertainment und Begeisterung pur. Zwar sind die Künstler aus Deutschland oder Thailand – wo sie noch wenige Tage zuvor auftraten – noch grössere Bühnen gewohnt. Gleichwohl meinte eine der zwei Sängerinnen in der Pause: «Mentalitäten sind unterschiedlich. Uns gefällt es hier total.» Und rief dem Publikum auf der Bühne zu: «Oftringen – ihr seid Hammer!»

Dass «A tribute to Michael Jackson» überzeugen mag, ist nicht zuletzt auch den starken, gefühlvollen Stimmen der Backgroundsängerinnen zu verdanken, wie diese bei «She’s out of my Life» oder «Why» hingebungsvoll bewiesen. Selbst wenn die Bühnenproduktion das Original nicht wirklich erreicht – sie hilft, dass der «King of Pop» noch lange, lange nicht in Vergessenheit gerät. Und das ist gut so. In den Abschiedsworten der Sängerinnen ans Publikum: «Thank you, Michael.»