
«Todes-Hochburg» Schweiz macht international Schlagzeilen: 7 Fragen und Antworten zur traurigen Corona-Statistik
1. Die Schweiz steht unter internationaler Kritik wegen der aktuell hohen Corona-Todeszahlen. Zu recht?
Die Corona-Todesfälle sind tatsächlich sehr hoch. Seit dem 6. November sind in der Schweiz 1046 Menschen mit einer Covid-19-Infektion gestorben. Das sind 12,1 Todesfälle auf 100’000 Einwohnerinnen und Einwohner innerhalb der letzten 14 Tage. Trauriger Rekordtag in der Schweiz war der 12. November mit 95 Todesfällen an einem einzigen Tag. Seither sind die täglichen Todeszahlen rückläufig.
2. Wie sieht die regionale Verteilung der Todesfälle aus?
Am stärksten betroffen sind die Kantone Freiburg mit 26,7 Todesfällen auf 100’000 Einwohner, Appenzell Innerrhoden (24,8), Wallis und Genf (beide 22,8). Zum Vergleich: Auch der Kanton St.Gallen ist mit 17,4 Todesfällen überdurchschnittlich betroffen, während der Aargau mit 7 Fällen, Zürich mit 6 und Luzern mit 4,8 Fällen deutlich tiefer liegen.
3. Ist die Schweizer Bilanz nur kurzfristig schlecht? Wo stehen wir bei den Todesfällen seit Beginn der Pandemie?
Seit dem 24. Februar sind in der Schweiz 3575 Menschen mit Covid-19 verstorben. Das sind deutlich weniger als Schweden mit 6225 Toten (bei gut 10 Millionen Einwohnern). Deutlich besser sieht die Situation in Österreich aus mit 1945 Todesfällen, unser Nachbarland hat in etwa gleich viele Einwohner wie die Schweiz.
4. Gibt es eine Übersterblichkeit, und was ist das überhaupt?
Von Übersterblichkeit spricht man, wenn es in einem Zeitraum mehr Tote zu beklagen gibt als in normalen Jahren. Die «normale» Zahl an Todesfällen wird mit einer bestimmten Bandbreite dargestellt. Übersteigt die Todeszahl diese Bandbreite, spricht man von der Abnormalität Übersterblichkeit. Eine erste Übersterblichkeit wurde dieses Jahr Anfang April festgestellt bei Menschen im Alter über 65 Jahre. Auch jetzt zeigt die Statistik wieder eine Übersterblichkeit bei den Senioren. Für die Kalenderwoche 45, also vom 2. bis 8. November, zeigt die Todesfallstatistik des Bundesamtes für Statistik 1751 Tote in der Schweiz. 2019 waren es im gleichen Zeitraum nur 1264, inetwa so viele wie in den fünf Jahren zuvor. Auffällig ist dabei die höhere Sterblichkeit bei älteren Menschen in dieser Beispielwoche 45. Bei den 80-jährigen und Älteren gab es 1191 Todesfälle zu beklagen, ein Jahr zuvor waren es zum Vergleich 786.
5. Kommen Wochen mit Übersterblichkeit auch in Nicht-Corona-Zeiten vor?
Ja, eine Übersterblichkeit registriert man immer wieder in Jahren mit starker Grippeepidemie, zuletzt zum Beispiel 2017 und 2018.
6. In welchem Alter sind die meisten Todesfälle zu beklagen?
Die Mehrzahl der Verstorbenen war gemäss BAG über 80 Jahre alt und männlichen Geschlechts. Sowohl während der ersten Phase als auch aktuell. Das durchschnittliche Alter der Verstorbenen lag in der ersten Welle bei 84 Jahren. Jetzt ist das Durchschnittsalter sogar noch gestiegen auf 86 Jahre.
7. Haben die Verstorbenen an Vorerkrankungen gelitten?
Ja, 97 Prozent hatten mindestens eine Vorerkrankung. Die drei am häufigsten genannten Vorerkrankungen bei verstorbenen Personen waren Bluthochdruck (62 %), Herz-Kreislauferkrankungen (60 %) und Diabetes (26 %). Seit dem 8. Juni wurden bis zum 15. November total 1695 Todesfälle gemeldet, wobei im Zusammenhang mit Grunderkrankungen keine grundlegenden Veränderungen im Vergleich zur ersten Phase festgestellt wurden.