Tourismus in Luzern: Die Chinesen bleiben noch länger aus

Langsam nimmt der Luzerner Tourismus wieder Fahrt auf. Von Januar bis August verzeichnete die städtische Hotellerie rund 370 000 Übernachtungen. «Damit sind wir etwa bei 45 Prozent der Logiernächte von 2019», sagte der Luzerner Tourismusdirektor Marcel Perren am Donnerstag an einer Orientierung im Schiffsrestaurant Wilhelm Tell in Luzern.

«Vorsichtig optimistisch» blickt daher Martin Bütikofer, Verwaltungsratspräsident von Luzern Tourismus, in die Zukunft. Luzern könnte auch nach der Pandemie wieder zur touristischen Topdestination werden, glaubt er. Denn das Produkt, die wunderbare Umgebung, sei unbeschädigt. «Es gibt immer noch viele Millionen Menschen auf der Erde, die einmal in ihrem Leben nach Luzern kommen möchten.»

Wellness in Weggis boomt schon wieder

Obwohl deutlich mehr Schweizer Gäste Luzern besuchen als früher, dauere der Neustart länger als erwartet, sagte Bütikofer. Der Grund liegt im Ausbleiben vieler Gäste aus Übersee. Die Grossgruppen aus China werden nicht vor Sommer 2022 zurückerwartet.

Schneller als in der Stadt Luzern hat sich die Hotellerie in den Rigigemeinden Weggis und Vitznau erholt, die sich auf Wellness spezialisiert haben und Stammgäste aus dem Inland sowie dem europäischen Ausland anziehen. Auch in Luzern werde man sich verändern müssen, glaubt Bütikofer. Eine Rückkehr zu den Zahlen von 2019 sei nicht realistisch.

Es werde in Zukunft mehr Individualtourismus geben. Reisen per Auto und Zug würden zunehmen, jene der Flüge eher abnehmen, sagte Perren. Das Fernweh bleibe, aber man werde in Zukunft weniger häufig, dafür aber länger in die Ferien gehen. Luzern Tourismus will daher das Angebot veredeln, auf Qualität setzen und die Region als Ausgangpunkt für Ausflüge etablieren, damit die Gäste länger als eine Nacht bleiben.

Doch zuerst gibt es ein Problem zu lösen. «Die Pandemie hat in unserer Branche viele Stellen vernichtet», sagte Bütikofer. Betriebe, die ihr Personal in der Krise nicht halten konnten und wieder wachsen möchten, finden nun keine Leute mehr. Es seien ihm Hoteliers bekannt, die ihre Häuser nur teilweise öffnen könnten, weil es niemanden gäbe, der reinige oder die Betten mache, sagte Bütikofer. Die Leute hätten sich ins Privatleben zurückgezogen oder die Branche gewechselt. Mitarbeitende aus dem Ausland seien in ihre Heimat zurückgekehrt und nicht wiedergekommen. Der Engpass betrifft sowohl ungelerntes Personal wie auch Fachkräfte. Gute Köche sind Mangelware und auch im Ausland kaum zu finden. «In Österreich und dem Südtirol sieht es ähnlich aus», sagte Perren. «Was mir Sorgen macht, ist insbesondere, dass bei uns Lehrstellen unbesetzt bleiben», sagt Bütikofer. Wenn man keine Fachleute ausbilde, könne man die Qualität der Dienstleistungen nicht sicherstellen.