Trotz Angebot von GC: Sportchef Sandro Burki bleibt beim FC Aarau

90 Minuten sind seit dem dramatischen Ende dieser denkwürdigen Saison vergangen, da brandet hinter der Haupttribüne im Brügglifeld Jubel auf. «Burki, Burki, Burki», skandiert die Menge. Und dann singen die Fans: «Sandro Burki – einer von uns!». Soeben hat die Nachricht die Runde gemacht, dass Burki dem FC Aarau erhalten bleibt. Der Mann, der so viel mehr als nur der Sportchef ist. Gute Seele, Aushängeschild, Integrationsfigur, Brückenbauer zu Fans und Sponsoren, ja Burki ist der Knoten, bei dem im FC Aarau alle Fäden zusammenlaufen.

Seit geraumer Zeit baggerte Super-League-Absteiger GC am 33-Jährigen. Das Interesse ehrte Burki und die Gespräche gingen so weit, dass die Zürcher ihm vergangene Woche ein unterschriftsreifes Angebot vorlegten. Was ihn dazu bewogen hat, GC abzusagen, darauf will Burki nach dem verpassten Aufstieg mit Aarau nicht eingehen, er dreht den Spiess um und sagt: «Ich habe mich für den FC Aarau entschieden, das ist mein Verein, und es gibt viel zu tun. Vor allem gibt es im ganzen Klub viele Dinge zu verbessern. Wir stecken in einer entscheidenden Phase, bald stimmen die Aarauer über das neue Stadion ab, es ist wichtig, dass die verantwortlichen Personen hierbleiben.»

Geissbergers Erleichterung

Am Samstag hat sich Burki mit Präsident Alfred Schmid und Vizepräsident Roger Geissberger im Büro von Letzterem zu einer langen Sitzung getroffen. Am Tisch sass auch Philipp Bonorand, der am 24. Juni in den Verwaltungsrat der FCA AG gewählt und spätestens in einem Jahr der neue Präsident werden soll. Am Ende wurde beschlossen, dass Burki in den nächsten Tagen einen neuen Vertrag bis 2022 unterschreiben wird. Bis dato hatte er ein «normales» Arbeitspapier mit dreimonatiger Kündigungsfrist.

Vizepräsident Roger Geissberger, im Verwaltungsrat verantwortlich für das Ressort Sport und somit Burkis Chef, zeigt sich am Sonntagabend sichtlich erleichtert über Burkis Entscheidung pro Aarau: «Wäre Sandro geldgesteuert, hätte er bei GC unterschrieben. Als ich von den Dimensionen des Angebotes erfuhr, musste ich leer schlucken. Wir sind unsererseits an die Schmerzgrenze gegangen, konnten finanziell aber nie und nimmer mit GC mithalten. Ich rechne es Sandro sehr hoch an, dass er beim FC Aarau bleibt, das ist alles andere als selbstverständlich. Er ist der Mann, der den Klub sportlich in die Zukunft führen wird.»

Emotionale Explosionen

Im Moment, in dem die Fans hinter der Tribüne seinen Namen skandieren, steht Burki in der Sponsorenlounge. Spieler, deren Frauen, der Trainerstaff, und die Klubführung sind gekommen, um vor den Ferien noch einmal beisammen zu sein. Als Burki die Rufe hört, geht er kurz runter und zeigt sich den Fans. Der Jubel wird ohrenbetäubend und für einen Moment geht vergessen, dass der FC Aarau an diesem Nachmittag die bitterste Niederlage der jüngeren Klubgeschichte hinnehmen musste. Die Vertragsverlängerung mit Burki ist der Auslöser, nach dem Albtraum im letzten Spiel den Blick aufs Ganze zu richten und anzustossen auf eine denkwürdige Saison, in deren Schlussphase sich eine emotionale Explosion an die nächste reihte – Unterhaltung pur.

Zurück zu Sandro Burki: Er wird sich am Montag mit Ehefrau Nadine ins Flugzeug setzen – drei Tage Mallorca, zur Feier des zehnten Hochzeitstages. Am Mittwoch kehrt Burki zurück, und dann wird unter Umständen er derjenige sein, der um einen Angestellten des FC Aarau kämpfen muss: Trainer Patrick Rahmen. In den nächsten Tagen entscheidet sich der FC Basel, ob er an Marcel Koller festhält. Falls nicht, gilt Rahmen als Favorit auf die Nachfolge.

Was macht Rahmen?

Der Fakt, dass Burki in Aarau bleibt, ist ein nicht zu unterschätzendes Argument, dass sich auch Rahmen im Fall eines FCB-Angebots für den FCA entscheiden könnte. Burki und Rahmen sind im Verlauf dieser Saison Freunde geworden. Burki hat Rahmen nach dem schlechten Saisonstart durch alle Böden durch verteidigt, die beiden sind die grossen Gewinner der Krise. Rahmen sagt: «Dass Sandro beim FC Aarau bleibt, freut mich ungemein. Sein Wert für den Verein ist immens. Zu meiner eigenen Situation gibt es nichts Neues zu sagen: Bei mir hat sich bislang kein Klub gemeldet, also gehe ich davon aus, auch in der nächsten Saison den FC Aarau zu trainieren.»