Trotz dem 0:0 gibt es im Challenge-League-Spitzenspiel Spektakel zu sehen

Als an der Seitenlinie fünf Minuten Nachspielzeit angezeigt werden, geht ein Raunen durchs Publikum. Ja, diese Partie darf gerne noch ein bisschen länger dauern. Das Resultat von 0:0 korreliert nicht mit dem Unterhaltungswert: Topchancen, Aluminiumtreffer, mirakulöse Abwehraktionen, gepfefferte Zweikämpfe, knifflige Schiedsrichter-Entscheidungen – alles ist drin. Und weil die Höhepunkte gleichmässig verteilt sind, zum Beispiel treffen beide Teams die Torumrandung, ist die Punkteteilung am Ende das logische und gerechte Resultat.

Schiedsrichterin Esther Staubli war gefordert

Das sieht auch FCA-Trainer Stephan Keller so, der sich nach Schlusspfiff weniger über das Resultat denn über die Gangart des Gegners ärgert. «In der Winterthurer Lokalzeitung wurde gefordert, gegen Aarau ein bisschen mehr dreinzuschlagen. So war es dann auch in der ersten Halbzeit», schimpft er im TV-Interview. Schiedsrichterin Esther Staubli war von A bis Z gefordert: Sie verwehrt Aarau einen Penalty, auf der Gegenseite ist sie nach Rrudhanis Attacke gegen Ballet gnädig mit dem Aarauer (nur Gelb). Hinter vorgehaltener Hand schimpfen nach dem Spiel viele Akteure über die Unparteiische, der die Partie phasenweise entgleitet – zehn Gelbe Karten sind zu viele in einem intensiven, aber stets fair geführten Match . Doch dass Staubli eine Mannschaft mehr benachteiligt hat als die andere, ist nicht der Fall.

Im Vorfeld der Partie lautet mit Blick auf Aarau die drängendste Frage: Kehrt Olivier Jäckle nach seiner Gelbsperre in die Startelf zurück? Oder vertraut Trainer Keller nach dem 2:0 gegen Wil im Zentrum wieder auf das starke Duo Bunjaku/Rrudhani? Tatsächlich: Jäckle verfolgt die Partie von An- bis Schlusspfiff auf der Bank. Sportlich ist Kellers Entscheidung drei Tage nach dem Wil-Spiel absolut nachvollziehbar, Diskussionsstoff liefert sie trotzdem. Denn es gibt (oder gab?) beim FC Aarau ein ungeschriebenes Gesetz mit dem Namen «Jäckle spielt immer»: Letztmals weder angeschlagen noch rekonvaleszent, also gesund auf der Bank Platz genommen, hat das Urgestein im August 2015. Unter Kellers Vor-Vor-Vor-Vorgänger Livio Bordoli.

Ins Spiel: Der gegenseitige Respekt der Aufstiegsanwärter ist vom Anpfiff an zu spüren. So ist es kein Wunder, dass bis zur ersten gefährlichen Szene in einem der Strafräume 23 Minuten vergehen: Nach einem langen Abschlag von FCA-Goalie Simon Enzler kommt Almeida zum Abschluss, der geblockt wird. Zuvor aber wird Spadanuda von Lekaj gelegt, eher ein Penalty als keiner. Kurz darauf hat auch «Winti» seine erste Grosschance, als Alves seinen Aussenristschlenzer von Enzler um den Pfosten gelenkt sieht.

Kurz darauf nimmt Keller bereits den ersten Wechsel vor: Der rotgefährdete und inferiore Linksverteidiger Conus muss raus, für ihn kommt Kronig, der mit seiner ersten Aktion eine Traumflanke auf Almeida schlägt – Latte! Keine Minute später wird ein Fallrückzieher von Bunjaku von zwei Winterthurern auf der Torlinie geklärt.

Der FC Aarau zum dritten Mal in Folge ohne Gegentor

So wie Aarau vor der Pause, ist das Heimteam nach dem Wiederanpfiff dem 1:0 näher. Ein Wahnsinnsreflex von Enzler nach Gelmis Kopfball aus nächster Nähe und der Pfosten nach Ramizis Weitschuss verhindern indes ein Tor. Wenige Sekunden vor dem Schlusspfiff hat Spadanuda dann noch den Matchball auf dem Fuss – ohne Erfolg.

Das 0:0 ist ein gutes Resultat für beide, auch für den FC Aarau: Zum dritten Mal in Folge kein Gegentor – das gab es letztmals im Mai 2019.

Winterthur – Aarau 0:0

Schützenwiese. – 4500 Zuschauer. – SR: Staubli.

Winterthur: Spiegel; Gantenbein, Gelmi, Lekaj, Diaby; Arnold, Corbaz; Manzambi (81. Ballet), Alves, Ramizi (86. Ltaief); Buess.

Aarau: Enzler; Thiesson (88. Giger), Thaler, Bergsma, Conus (32. Kronig); Bunjaku, Rrudhani (88. Schwegler); Spadanuda, Gashi (55. Balaj), Aratore (55. Njie); Almeida.

Bemerkungen: Winterthur ohne Cavar, Costinha, Kriz, Pepsi, Roth und Schättin (alle verletzt). Aarau ohne Ammeter und Qollaku (beide verletzt). 37. Kopfball Almeida an Querlatte. 67. Pfostenschuss Ramizi. – Verwarnungen: 13. Conus, 32. Aratore (beide Foul), 33. Lekaj (Unsportlichkeit), 47. Diaby, 47. Corbaz, 49. Thiesson, 77. Ramizi, 85. Rrudhani (alle Foul).