Trotz dreimal mehr Fällen als in der Schweiz: Die Dänen müssen ab Montag keine Masken mehr tragen

Am Montag wird in Dänemark die Maskenpflicht aufgehoben. Weder beim Einkaufen, noch im Restaurant, am Bahnhof oder in der Bibliothek braucht es noch einen Mundschutz. Die einzige Ausnahme gilt für Stehplätze im öffentlichen Verkehr. Wer aber im Zug oder Bus sitzt, darf die Maske ausziehen. Den Beschluss fasste die dänische Regierung am Donnerstag, als sich die Minister mit praktisch allen Parteien auf weitere Öffnungsschritte einigten. Für Schulen und Universitäten werden nebst der Maskenpflicht auch sämtliche anderen Einschränkungen aufgehoben.

Damit geht die Politik weiter, als es die Gesundheitsbehörde empfohlen hatte. Diese hätte die Maskenpflicht noch in mehreren Bereichen beibehalten, doch ihr Direktor Søren Brostrøm sagte am Donnerstag, es gebe schon gute Gründe für einen Verzicht: Die fortschreitende Impfkampagne sowie die Prognose, dass die Infektionszahlen gegen Ende Juni aufgrund des schönen Wetters und der Schulferien «kräftig» sinken werden. Insbesondere die bürgerlichen Parteien hatten Druck gemacht, die Masken sollten sofort fallen.

Die Entwicklung überrascht insofern, als dass Dänemark hinter Schweden im 7-Tages-Durchschnitt im Moment die höchsten Ansteckungszahlen Europas hat – rund dreimal so viele wie die Schweiz. Die dänischen Zahlen sind seit der frühen Öffnung im April stabil geblieben, aber im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern nicht stark gesunken.

Dänemarks Strategie: Testen was das Zeug hält

Dennoch verkündete Gesundheitsminister Magnus Heunicke:

«Wir sind in einer fantastischen Position.»

Die Kontaktzahl R sei unter 1 gefallen, die Epidemie auf dem Rückzug. Zudem, sagt Heunicke, sei die Lage unter Kontrolle.

Dänemark testet weiterhin enorm viel, rund das Zehnfache der Schweiz, womit Ansteckungsketten rasch entdeckt werden. Zudem bleibt die Pflicht zum Coronapass für Restaurants, Sporthallen, Zoo oder Coiffeur bestehen. Damit müssen Dänen, die noch nicht geimpft sind, sich weiterhin regelmässig testen lassen.

Bald wieder ein Stückchen näher an der Normalität: der Alltag in Kopenhagen.

Bald wieder ein Stückchen näher an der Normalität: der Alltag in Kopenhagen.

Foto: Keystone

Die Maskenpflicht galt bisher wie in der Schweiz auch für Geimpfte. Für sie wurden allerdings die Abstandsempfehlungen aufgeweicht. Die dänischen Behörden hatten letztes Jahr vergleichsweise lange gewartet, bis Mundschutz empfohlen und dann zwingend eingeführt wurde. In der öffentlichen Debatte hatten dabei Aerosole keine grosse Rolle gespielt. «Wir haben Masken immer als Ergänzung, nicht als Ersatz für andere Massnahmen angesehen», erklärte Gesundheitsbehörde-Direktor Søren Brostrøm.

Nun wird der Mundschutz also wohl rasch aus der Öffentlichkeit verschwinden – und das Bild sich demjenigen im Nachbarland Schweden angleichen: Dort zweifelte Staatsepidemiologe Anders Tegnell die Wirksamkeit eines breiten Einsatzes von Masken immer wieder an. Bis heute gibt es in Schweden nur eine Empfehlung – und auch das nur für die Stosszeiten im öffentlichen Verkehr.