
Und plötzlich ist der EHC Olten mitten in einem Playoff-Drama – MIT VIDEO
«Jetzt stecken wir tief in der Sch…», hatte EHC-Olten-Headcoach Fredrik Söderström am vergangenen Donnerstag nach der 2:5-Niederlage im dritten Halbfinal-Duell gegen den EHC Kloten bemerkt. 0:3 lagen die Oltner nach jenem Spiel in der Playoff-Serie gegen den Qualifikationssieger zurück. Nur die kühnsten Optimisten hätten damals Geld darauf gewettet, dass sich die beiden Mannschaften sechs Tage später zu einem sechsten Duell wieder in Olten treffen würden. Doch seit gestern Abend und einem 4:2-Sieg des EHCO in Kloten steht fest: Es wird am Mittwoch im Kleinholz tatsächlich ein sechstes Duell geben. Ja, geschätzte Damen und Herren: Wir haben ein Playoff-Drama!
Wie konnte es so weit kommen? Wie kann es sein, dass der einst deutlich unterlegene Underdog nun auf Augenhöhe mit dem grossen Favoriten zu spielen vermag? Genau das macht die Faszination der Playoffs aus. Im einen Augenblick scheint die Lage aussichtslos und alle Felle quasi davongeschwommen. Im nächsten Moment scheint plötzlich wieder alles möglich.
Saisonende für Schirjajew? Kein Problem!
Der Kraftakt der Oltner in diesem fünften Spiel in Kloten ist umso höher zu werten, als dass die Mannschaft zwei weitere, gewichtige Ausfälle zu verdauen hatte. Verteidiger Cedric Maurer musste mit einen Schulterverletzung passen. Und noch viel schlimmer: Für Jewgeni Schirjajew, während der Playoffs konstant einer der besten Spieler des EHCO, ist die Saison mit Sicherheit zu Ende. Er brach sich am vergangenen Samstag im vierten Halbfinalduell (6:3) die Hand.
Der EHC Olten hätte also allen Grund gehabt, mit dem Pech zu hadern und sich seinem Schicksal zu ergeben. Doch nicht mit dieser Mannschaft! «Der Punkt ist: Wir hatten in dieser Saison so viele komische Situationen mit Spielern, die kamen und gingen, dass so ein Ausfall nun mit einer gewissen Gelassenheit zur Kenntnis genommen wird», bemerkte EHCO-Headcoach Fredrik Söder-ström.
Man kann es nicht genug betonen: Was diese Truppe beim 4:2-Sieg in der Swiss Arena leistete, ist beeindruckend. Das befand auch der Cheftrainer: «Ich hab es meinen Spielern gesagt: Es war eindrücklich, wie wir an dieses Spiel herangegangen sind. Wir haben einfach und geduldig gespielt und so gegenseitiges Vertrauen aufgebaut.» Stark auch, mit welcher Arbeitsmoral die Mannschaft ans Werk ging. Söderström sprach zu Beginn der Serie vom fehlenden «Battle level» – zu Deutsch Kampfbereitschaft – und vom zu grossen Respekt vor Kloten.
Davon ist nun nichts mehr zu sehen. Fast ausnahmslos jeder EHCO-Spieler ist jetzt bereit, sich ins Getümmel zu stürzen, ohne Rücksicht auf Verluste – sowohl für den Gegner als auch für den eigenen Körper. «Wir haben unzählige Schüsse geblockt, wir waren in den Ecken zuerst am Puck und haben die Checks gefressen aber auch selber welche ausgeteilt», zeigte sich der Schwede begeistert vom Aufopferungswillen seiner Spieler. «Unter dem Strich hätte ich mir keine bessere Leistung vorstellen können.»
Und jetzt? Was ist angesichts der Entwicklung in dieser Playoff-Serie noch möglich? Um das Nervenkostüm der Klotener ist es jetzt definitiv nicht mehr zum besten bestellt. Das müssen die Oltner nun auszunützen versuchen. «Es tönt abgedroschen, aber in einer Playoffserie den vierten Sieg ins Trockene zu bringen, gleicht manchmal einem echten Albtraum. Kloten dachte nach dem dritten Spiel, dass sie den Final planen können», so Söderström. Und der EHCO? Da sagt er: «Wir müssen am Boden bleiben. Gleichzeitig wissen wir aber, dass wir ein paar Schlüssel gefunden haben, um ihr Spiel zu knacken.» Und der Schwede fügt an: «Ich freue mich auf den Mittwoch und bin gespannt, ob wir an diese Leistung anknüpfen können.»
Spätestens seit gestern muss man sagen: Nichts ist mehr unmöglich mit dieser Mannschaft. Hut ab!
Kloten – Olten 2:4 (1:2, 0:1, 1:1)
Swiss-Arena. – Keine Zuschauer. – SR: Dipietro/Müller (Pitton/Dreyfuss). – Tore: 2. Weder (Ausschluss Elsener!) 0:1. 13. Schwab (Philipp Rytz) 0:2. 17. Altorfer (Spiller, Oejdemark/Ausschluss Portmann) 1:2. 22. Philipp Rytz (Nunn/Ausschlüsse Figren und Füglister) 1:3. 59. (58:50) Knellwolf (Faille/Ausschluss Hüsler, Kloten ohne Goalie) 2:3. 60. (59:43) Nunn (Knelsen, Horansky/Kloten ohne Goalie) 2:4. – Strafen: 5-mal 2 plus 10 Minuten (Meyer) gegen Kloten. 6-mal 2 plus 10 Minuten (Weisskopf) gegen Olten.
Kloten: Nyffeler; Kindschi, Ganz; Bartholet, Gähler; Seiler, Oejdemark; Back, Steiner; Altorfer, Marchon, Knellwolf; Figren, Faille, Forget; Meyer, Kellenberger, Spiller; Obrist, Füglister, Simek.
Olten: Simon Rytz; Suleski, Lüthi; Elsener, Philipp Rytz; Weisskopf, Gurtner; Heughebaert, Nater; Horansky, Knelsen, Nunn; Hüsler, Weder, Wyss; Portmann, Schwab, Oehen; Schwarzenbach, Fuhrer, Fogstad Vold.
Bemerkungen: Olten ohne Schirjajew, Maurer, Rexha (alle verletzt), Stämpfli, Halberstadt (nicht spielberechtigt) sowie Daneel (überzählig). Kloten ohne Leone, Kälin, Brace, Guntern, Staiger, Gian Janett (alle überzählig) und Truttmann (abwesend). 39. Pfostenschuss Füglister. Kloten ab 58:10 bis 58:50 und von ohne Goalie. 58:48 Timeout Kloten.