
Unsere Gesundheit ist Privatsache
Festplatte statt Aktenordner: Das elektronische Patientendossier (EPD) soll ab 2020 für alle Einwohner der Schweiz verfügbar sein. Dies schreibt das Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier (EPDG) vor, das im April 2017 in Kraft getreten ist. Das EPDG verpflichtet
Spitäler, Pflegeheime und andere stationäre Institutionen, sich bis spätestens 2022 entsprechend zu organisieren. Was bisher fehlt, sind finanzielle Anreize oder eine Pflicht zur Teilnahme für niedergelassene Ärzte – unsere Allgemeinpraktiker. Das soll sich ändern.
Die Idee hinter E-Health ist auf den ersten Blick für uns Patientinnen und Patienten attraktiv: Ärztinnen und Ärzte, insbesondere Notfallärzte und auch wir selber, hätten rund um die Uhr Zugang zu unseren Gesundheitsdaten, Röntgenbildern und Rezepten. Das System hat zum Ziel, durch raschere Diagnosen die Behandlungen zu verbessern und unnötige Untersuchungen sowie Mehrfach-Rezepte zu vermeiden. Aber nicht nur wir und unseren Mediziner und Apotheker wollen Einblick in unsere digitalisierten Gesundheitsdaten nehmen. Nutzen wollen sie auch die Gesundheitsbehörden, die Statistiker, Versicherungen und die Pharma-Industrie – sie alle sind an gläsernen Menschen interessiert und bereit, dafür Geld aufzuwerfen. Der Datenhunger ist im Feld der Gesundheitsindustrie mit ihrem extremen Wachstum und ihren Milliarden an Umsatz enorm.
Im Kanton Zürich denkt Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger (FDP) ernsthaft über eine kantonale Pflicht nach, das elektronische Patientendossier in der Privatpraxis zu führen – einen Hebel sieht er bei der Zulassungsbeschränkung für Ärzte. Wer zugelassen werden wolle, müsste künftig Krankengeschichten elektronisch erfassen und in die «Cloud» stellen. Für eine Variante Freiwilligkeit ist ein kleiner Rabatt bei der Krankenkassenprämie und kostenlose Hilfestellung für den Arzt im Gespräch.
Wie auch immer: Das E-Dossier birgt Gefahren. Wir Patientinnen und Patienten hinterlassen mit ihm eine breite Spur an Daten. Der medizinische Fortschritt ermöglicht zudem immer feinere Analysen, womit eine sichere Anonymisierung fast unmöglich wird.
Patientinnen und Patienten haben Vertrauen in ihre Ärztinnen und Ärzte, liefern ihnen sensible Informationen zu ihrer Gesundheit. Falls diese in falsche Hände gelangen, könnte sich dies für sie oder ihre Familien sowohl wirtschaftlich wie sozial nachteilig auswirken. Datenschutz ist das eine – Datensicherheit das andere Problem.
Den Teufel an die Wand gemalt? Hackerangriffe auf Server der Eidgenossenschaft, in Deutschland gar auf das E-Mail-Konto der Bundeskanzlerin – gehackte Accounts bei den Social Media. Durch Angestellte der Banken geraubte Bankkundendaten – die nach Deutschland verkauften Steuer-CDs – das alles macht wenig Mumm, intimste Daten der «Cloud» preiszugeben.