Verbreite Chaos, Angst und Anarchie

chon wieder hat uns der Terrorismus seine schreckliche Fratze gezeigt. Diesmal ausgerechnet in den Tagen vor Weihnachten, vor dem christlichen Fest der (Nächsten-)Liebe. Sunnitische Fanatiker reklamieren die Bluttat auf dem Weihnachtsmarkt in Strassburg, – der Jahr für Jahr rund zwei Millionen Besucher anzieht – für sich. Vier Menschen wurden bei dem Anschlag getötet, ein Verletzter ist hirntot.

Verbreite Chaos, Angst und Anarchie, das ist das Credo jedes Terroristen – egal auf welchen Gott, auf welche Ideologie er sich beruft. Bei aller Sorge über radikale Islamisten dürfen wir nicht übersehen, dass es auf der Welt des Jahres 2018 weitere, genauso gefährliche Unruheherde gibt. Da ist der um Syrien erweiterte Nahostkonflikt, da sind Unterdrückung und Aufstand in postsowjetischen Staaten, aber auch nach wie vor keimende bürgerkriegsartige Auseinandersetzungen in Spanien und in der Türkei.

Terroristen geht es darum, möglichst viele Menschen in den Tod zu reissen, so ein Höchstmass an Aufmerksamkeit zu erregen und unsere ihnen nicht genehme Gesellschaft zu destabilisieren. Ziel der Terroristen ist eine Umverteilung von Macht und Gütern – dies vor allem zu ihrem persönlichen Vorteil. Freiheit und Demokratie sind für sie keine Werte, sondern Hindernisse auf dem Weg zur (Schreckens-)Herrschaft. Das gilt nicht nur für die selbst ernannten Krieger eines islamischen Gottesstaats. In dieselbe Reihe gehört (auch wenn nicht religiös motiviert) der nach seinem Tod in den Medien glorifizierte Fidel Castro und insbesondere dessen früherer Weggefährte Che Guevara. Stalin und Mao sind weitere «Priester» eines mit ideologischen Deckmäntelchen kaschierten Terrors. Die Liste liesse sich beliebig verlängern und mit Potentaten aus dem rechtsextremen Lager ergänzen.

Gegenüber Fanatikern, die bereit sind, bei ihren Anschlägen das eigene Leben zu opfern, ist insbesondere ein freiheitlicher Staat machtlos. Seine Sicherheitspolitik ist auf eine offene Gesellschaft ausgerichtet, die dem Einzelnen möglichst grosse Bewegungsfreiheit bieten will. Heisst das, dass die freie Welt wohl oder übel lernen muss, mit dem globalen Terrorismus zu leben? Ein solcher Gedanke ist nicht nur schrecklich, sondern abwegig. Mit dem Terrorismus zu leben, ist undenkbar, weil er lebensfeindlich ist, weil er unsere freiheitlich-demokratische Welt zerstören will. Ergo müssen wir unsere ganze Kraft und Intelligenz dafür einsetzen, den Terroristinnen und Terroristen das Gesetz des Handelns zu entziehen.

Experten vergleichen den Terrorismus gerne mit der mythologischen Hydra, einer riesigen Wasserschlange mit neun Köpfen, die Viehherden zerriss und Felder verwüstete. Wer der Hydra einen ihrer Köpfe abschlug, musste feststellen, dass zwei neue nachwuchsen. Wollen wir die Hydra besiegen, müssen wir ihr den Nährboden nehmen – aber wie?

Was können wir zu unserem Schutz tun? Erschütternd wenig. Polizeiliche oder militärische Massnahmen? Sie behindern unser freies Leben, unsere Wirtschaft und sie wirken nur in einem beschränkten Raum und nur für eine gewisse Zeit. Es wird immer Menschen und Gruppen geben, die sich ungerecht behandelt fühlen, die im Namen irgendeines Gottes, irgendeiner Ideologie zu Terroristen werden. Leute, die bereit sind, ihr Leben fortzuwerfen.