Verbrennung bald passé: Wird die Erzo zur Kehricht-Logistikerin?

Thomas Peyer, Delegierter des Erzo-Vorstands, skizziert die neue Strategie.
Thomas Peyer, Delegierter des Erzo-Vorstands, skizziert die neue Strategie.

Überraschend sind diese Informationen nicht: Der Ofen der Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) der Erzo in Oftringen ist in die Jahre gekommen. Ein Ersatz lohnt sich nicht, weil die «hausgemachte» Güselmenge des Verbandsgebiets mit 20 000 Tonnen pro Jahr zu klein ist – eine rentabel grosse KVA könnte nur zu einem Drittel ausgelastet werden, wie Verbandspräsident Hanspeter Schläfli vor den Abgeordneten des Zweckverbands sagte. Zum Vergleich ist die Luzerner KVA Perlen für 230 000 Tonnen pro Jahr ausgelegt. «Im Mittelland gibt es mehr als genügend KVA, um den anfallenden Kehricht verbrennen zu können», ergänzte Vorstandsmitglied Thomas Peyer.

Neu ist, dass die Erzo in ihrer Strategie nicht ganz aus dem Abfallgeschäft aussteigen will. Mit einer Division «Erzo-Services» plant der Zweckverband weiterhin, Abfall im Auftrag der Gemeinden zu entsorgen. «Zu diesem Zweck», sagt Peyer, «planen wir eine Abfallkooperation mit benachbarten KVA-Betreiberinnen.» Um den Transport umweltgerecht und wirtschaftlich bewerkstelligen zu können, will die Erzo eine Umladestation betreiben.

Der Hintergrund: Kehrichtfahrzeuge sind 24 Tonnen schwere Dreiachser, die mit ihren schweren Aufbauten lediglich 6 bis 10 Tonnen Abfall transportieren können. Mit diesen zur KVA Buchs (als Beispiel) fahren, ist zu teuer. Und eine weitere Kostenfrage lautet: Was tun die zwei Belader (die Mitarbeiter auf den Trittbrettern) in dieser Zeit? Deshalb ist eine Umladestation zwingend – für den Transport per Bahn oder per 40-Tonnen-Lastwagen.

Dazu der Einwand des Zofinger Stadtrats Peter Siegrist als Abgeordneter: «Geht es nur noch um Umlad und Transport, gibt es neben der Erzo auch andere Anbieter – namentlich die Gloor AG, welche bereits über einen Bahnanschluss verfügt.» Ähnlich die Stimmen aus Gemeinden, die an der Peripherie des Verbandsgebiets liegen. Auch sie werden Alternativen prüfen. Wichtig in diesem Zusammenhang: Die Erzo will weiterhin aktiv im Energiegeschäft bleiben und insbesondere die Fernwärmeversorgung beliefern.

Was ist mit der ARA?

Eine andere «Baustelle» ist die Abwasserreinigungsanlage (ARA) der Erzo. Sie ist aus geografisch-physikalischen Gründen nicht infrage gestellt – (Ab-)Wasser fliesst das Tal hinunter. Was aber geschieht mit der Klärschlammverbrennung, welche auch für andere ARA durchgeführt wird? Sie ist heute mit der KVA gekoppelt und muss erneuert werden. «Dies auch», führte Peyer aus, «weil neue Vorschriften zu Investitionen zwingen.» Peyer spricht das Jahr 2026 an, ab welchem der im Klärschlamm enthaltene Phosphor zurückgewonnen werden muss. Geeignet sind dazu zwei Verfahren, welche sich noch in der Erprobung befinden. Die Erzo prüft derzeit beide Wege – startet diesen Sommer aber auch einen eigenen Testversuch mit dem Ziel, aus Klärschlammasche einen Dünger für die Landwirtschaft herzustellen. Was sich auch immer durchsetzt: Ohne Kooperationen ist eine neue Anlage nicht zu finanzieren. Für Oftringen spricht die gute, zentrale Lage im Mittelland.

In einem nächsten Schritt will der Vorstand Partnerschaften sondieren und im Herbst den Abgeordneten und den Gemeinderäten der Verbandsgemeinden konkrete Vorschläge für das weitere Vorgehen unterbreiten. In diesem Master- und Finanzplan werden die Planungsabsichten technisch, wirtschaftlich und ökologisch dargestellt. «Darauf basierend sollen die strukturellen Anpassungen – wie etwa die Gründung einer eigenständigen Gesellschaft für den Bau und den Betrieb einer Klärschlammverwertung vorbereitet und den Verbandsgemeinden präsentiert werden», sagt Hanspeter Schläfli.