Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Wenn Sie oder ich ein Auto kaufen: Wie weit vertrauen wir dem Verkäufer? Seine Anpreisungen überprüfen wir bei der Probefahrt und im Kaufvertrag – und bei der Ablieferung des Wagens. «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser», ist eine Redewendung, die Lenin zugerechnet wird, aber wohl eher vom russischen Sprichwort «Vertraue, aber prüfe nach» abgeleitet ist.

Was für den Kauf eines Autos gilt, müsste auch für die Sorgfalt beim Kauf eines Grundstücks gelten. Handelt es sich um Landwirtschafts- oder Bauland: Wie darf die Parzelle genau genutzt werden? Abschliessende Aufklärung liefert das Grundbuch. Hat im Fall Haselweg der potenzielle Käufer der Verkäuferin, der Stadt Zofingen, blind vertraut? Planung und Kauf rein auf Aussagen der Bauverwaltung abgestellt? Wir wissen es nicht – aber handelt ein Immobilienprofi wirklich so?

Was hätte er in den Grundbuchauszügen gefunden? Wie es laut Aussagen des Stadtrats heisst, ein Chaos, bei dem offenbar weder Bauverwaltung noch das verantwortliche Stadtratsmitglied den aktuellen Durchblick fanden? Kein gutes Zeugnis für die Stadt Zofingen. Aber den Schwarzen Peter der aktuellen Verwaltung, dem heutigen Stadtrat zuzuweisen, greift zu kurz.

Volksvermögen – nach heutigem Wert von rund 800 000 Franken – wurde in den 1970er Jahren vernichtet. Zofingen befand sich in einer Depression, verlor an Einwohnern. Die Situation erinnert an Aarau nach dem Ende der Helvetischen Republik. Wer ein Wohnhaus kaufte, die Stadt vor dem Ruin rettete, bekam das Bürgerrecht. Nein, so krass war es in Zofingen nicht. Aber man war offensichtlich bereit, auf kleinen Parzellen grosse Häuser zu erlauben – gesetzlich korrekt, indem die Stadt die zusätzlich nötige Ausnutzung via ihr Grundstück verschenkt hat.

Aus heutiger Sicht ist das falsch. Klar falsch wäre aber auch eine Verurteilung der Leute, die es damals gut meinten.

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