
Viele kleine Probleme beim Cup-Gegner des EHC Olten
Anzeichen von «Cup-Allotria» finden wir bei Langnau keine. Wer die Autoritäten, vom Sportchef über den Trainer oder die Spieler befragt, bekommt nur ernsthafte Antworten. Der Cup wird ernst genommen – und es sind nicht bloss Lippenbekenntnisse. Die SCL Tigers gehören in der höchsten Spielklasse nach wie vor zu den «Ohnmächtigen», die keine Chance auf den Gewinn der Meisterschaft haben. Der Cup bietet die einzige Möglichkeit, einen Pokal zu stemmen.
Was beim SCB, den ZSC Lions, Zug oder auch Lugano oder Davos bloss eine Fussnote der Klubgeschichte bedeutet, wäre bei Langnau einer der seltenen Höhepunkte. Die Emmentaler haben seit dem Meistertitel von 1976 in der höchsten Liga nichts mehr gewonnen. Und im Cup sind sie noch nie bis ins Finale gekommen. Das soll sich nun ändern. Erfolge sind gefragt: nach wie vor haben die SCL Tigers nach dem Ausstieg des Chemie-Unternehmens Doetsch-Greter im letzten Frühjahr keinen neuen Hauptsponsor gefunden.
Die Langnauer bewegen sich auf dünnem Eis
Olten kann also nicht auf einen «Gratissieg», auf einen Gegner hoffen, der nicht so ganz bei der Sache ist. Aber chancenlos sind die Oltner trotzdem nicht – auch wenn sie selber in einer Schaffenskrise stecken. Die SCL Tigers, letzte Saison nach 2011 zum zweiten Mal in ihrer Geschichte in den NL-Playoffs, stehen im Herbst 2019 sportlich auf dünnem Eis. Sie sind für ein gutes, entschlossenes Team aus der Nationalliga B nur dann ein unbesiegbarer Gegner, wenn alles stimmt.
Aber zurzeit stimmt bei weitem nicht alles und es braucht, weil Langnau eben auf dünnem Eis steht, nicht viel für Störungen im spielerischen und taktischen Maschinenraum. Was bei den Grossen bloss als kleine Erschütterung wahrgenommen wird, kann in Langnau bereits zu einer Cup-Pleite gegen ein zweitklassiges Team führen.
Um es an praktischen Beispielen zu erklären: Der SCB kann eine Verletzungspause von Beat Gerber verkraften. Bei Langnau führt der Ausfall von Verteidiger Yannick Blaser zu Punktverlusten. Der SCB kann sich mit Miika Koivisto einen Ausländer als Problemfall leisten. Langnau ist auf «funktionierendes» ausländisches Personal angewiesen. Bern kann Spiele auch gewinnen, wenn die Torhüter nicht in Bestform sind. Langnau nicht.
Womit wir bei den Punkten angekommen sind, die Oltens Hoffnungen befeuern. Der von Biel übernommene Robbie Earl kann den nach der letzten Saison nicht mehr erwünschten Finnen Eero Elo (er hatte 17 Tore erzielt) nicht ersetzen. Aaron Gagnon, der es fast könnte, fällt verletzt aus. Der Versuch von Trainer Heinz Ehlers, das letztjährige «Traumduo» Harri Pesonen/Chris DiDomenico zu trennen und auf zwei Linien zu verteilen, um die Mannschaft offensiv weniger berechenbar zu machen, ist gescheitert. Von den vier zurzeit einsatzfähigen ausländischen Stürmern hat bisher nur der neu eigentlich als Nummer fünf verpflichtete Ben Maxwell die Erwartungen einigermassen erfüllt.
Tigers und EHCO mit dem schlechtesten Powerplay
Mit Konzentration und Disziplin bei der Defensivarbeit müsste es den Oltnern eigentlich möglich sein, höchstens ein Ausländer-Tor der Langnauer zuzulassen. Auch das Powerplay muss Olten nicht fürchten: Langnaus Überzahlspiel ist das miserabelste der Liga. Genau wie jenes des EHCO eine Stufe tiefer.
Und wie steht es mit der Möglichkeit, gegen Langnau Tore zu erzielen? Gar nicht so schlecht. Die Langnauer haben die löchrigste Abwehr der Liga. Das ist bei einem Trainer wie Heinz Ehlers höchst ungewöhnlich und schon ein wenig beunruhigend. Aber die Langnauer sind auf der Torhüterposition nicht sorgenfrei. Damiano Ciaccio hat die Mannschaft letzte Saison nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Ivars Punnenovs nach der Weihnachtspause auf seinen Schultern in die Playoffs getragen. Nun ist Punnenovs wieder fit (aber noch nicht in Höchstform) und Ciaccio hat die dominante Ausstrahlung der letzten Saison nach wie vor nicht wiedergefunden.
Die Langnauer haben zwar kein ganz grosses, unlösbares Problem, aber sie haben viele kleine Probleme. Sie stecken zwar nicht in einer Krise, aber sie sind schon ein wenig verunsichert. Sie kommen zwar motiviert und konzentriert zum Cupspiel nach Olten. Aber sie sind selbst für die zuletzt alles andere als überzeugend auftretenden Oltner kein übermächtiger Gegner.