
Vom Tessin auf die Kleine Scheidegg: So geht Genuss auf extreme Art
Beim Swissman-Xtreme-Triathlon ist Gänsehaut garantiert. Dafür sorgt nur schon der Blick auf die nackten Zahlen des Extrem-Events: 250 Teilnehmende springen am Samstag frühmorgens auf den malerischen Brissago-Inseln im Tessin ins kühle Nass des Lago Maggiore und schwimmen 3,8 Kilometer ans Ufer in Ascona. Dort wird eine 180 Kilometer lange Radstrecke über den Gotthard-, Furka- und Grimselpass nach Brienz in Angriff genommen. Als krönender Abschluss der Reise ins «Herz der Schweiz» warten 42 Laufkilometer hoch zur Kleinen Scheidegg. Wer es mehr als zwölf Stunden nach dem Startschuss ins Ziel schafft, hat 5300 Höhenmeter überwunden.
Für Wiebke Schubien sind es jedoch nicht die Fakten an sich, die sie zum Mitmachen bewogen haben. «Ich habe die Berge wahnsinnig gerne, hier tanke ich viel Energie», sagt die 46-jährige gebürtige Deutsche. Ein weiterer Grund ist die Verbundenheit zu ihrer «neuen» Heimat. «Ich lebe seit über 20 Jahren in der Schweiz, hier habe ich Rico kennengelernt», erzählt Schubien, die mittlerweile eingebürgert ist. Rico Germann, das ist ihr Partner, mit dem Wiebke Schubien in Zofingen wohnt – und der sich ebenfalls an den Extremtriathlon wagt.
Das Erlebnis zählt
Für beide ist es die erste Teilnahme als aktive Sportler, nachdem sie den «Swissman» bereits als Supporter absolviert hatten. «Es ist das Erlebnis, das zählt, nicht das Ergebnis», betont Wiebke Schubien. Nach den gemachten Erfahrungen bei Ironman-Events sei dies umso mehr der Fall. «Da steht die Qualifikation für den Final im Vordergrund, deshalb wird bereits im Wasser hart gekämpft», sagt Schubien. Das empfinde sie in ihrem Alter als schade. «Mit 40 gewinnst du keinen Blumentopf mehr», sagt die selbstständige Physiotherapeutin und lacht. Aus diesem Grund habe ihr das Miteinander bei Wettkämpfen wie dem Inferno-Triathlon oder dem Gigathlon besser gefallen.
Seit letzten Oktober haben sich Rico Germann und Wiebke Schubien mithilfe eines Trainingsplans in allen drei Disziplinen intensiv vorbereitet. Der Aufwand stieg dabei von anfänglich 8 bis 10 auf bis zu 17 Stunden pro Woche. Das Paar absolvierte gar zwei Rad-Trainingslager auf Gran Canaria und Mallorca. «Wir haben konsequent trainiert, weil wir den Swissman auch geniessen wollen», sagt Wiebke Schubien. «Es ist eine wunderschöne Strecke durch die Schweiz und wir wollen das Ziel mit einem Lächeln erreichen.»
Supporter sorgen für Freude
Obwohl die körperliche Verfassung stimmt, geniesst der mentale Aspekt auf der abschliessenden Laufstrecke bei Wiebke Schubien besonderen Respekt. «Bei Rico gilt das eher für den Rad-Teil, er ist ein guter Läufer. Im Schwimmen wollen wir einfach durchkommen», sagt sie. Immerhin dürfe ein Supporter den Athleten mit dem Mountainbike bis nach Grindelwald begleiten. «Die Helfer sind ohnehin immer um uns herum. Sie zu sehen sorgt für Freude», sagt Schubien, die am Samstag – wie Partner Rico – auf zwei Unterstützer zurückgreifen wird.
«Im Vergleich zu einem normalen Triathlon bringt der Swissman gerade in Sachen Verpflegung und Kleidung extrem viel mehr Organisation mit sich», sagt sie. Bereits am Donnerstag reist das Duo zusammen ins Tessin. Während des Wettkampfs werde sich aber jeder auf sich selber konzentrieren. «Wenn es normal läuft, wird Rico früher im Ziel sein als ich», sagt Wiebke Schubien, «aber ich freue mich, wenn er dann auf mich wartet.»