
Von drohenden Verschärfungen bis zu grenzenloser Freiheit: So machen es unsere Nachbarn und beliebte Ferienländer
Deutschland: In Hamburg reicht ein Test nicht mehr
Seit Montag gilt bundesweit die 3G-Regel. Bedeutet für Restaurant, Fussballstadion, Schwimmbad, Spital, Altenheim und Kino: Zutritt nur vollständig geimpft, genesen oder getestet – vor maximal 24 Stunden schnell oder maximal 48 Stunden in der PCR-Version.
In Hamburg wird mit dem Samstag die 2G-Regel eingeführt. Publikumseinrichtungen, die beim Senat anmelden, dass sie ausschliesslich Geimpfte und Genesene einlassen und auch nur Personal beschäftigen, das diese Kriterien erfüllt, dürfen unter anderem auf Abstandsgebot und Kapazitätsbegrenzungen verzichten und auch auf die Sperrstunde. Wer sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann, hat Pech. Ausnahmen gelten allein für Kinder und Jugendliche bis 18. Berlin denkt über die 2G-Option nach. (art)
Italien: Verschärfungen sind erneut in Sicht
Mit 75 Infizierten pro 100000 Einwohner hat Italien derzeit zwar europaweit eine vergleichsweise tiefe 7-Tage-Inzidenz, aber die Fallzahlen steigen auch hier kontinuierlich an. Und so erwägt die Regierung von Mario Draghi eine neue Verschärfung der bereits bestehenden Schutzmassnahmen: Ab dem 1. September wird das Vorweisen des nationalen Green Pass voraussichtlich auch für die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel obligatorisch.
Diskutiert wird auch ein Obligatorium für Schüler und Studenten über 12 Jahre. In Italien erhält den nationalen Green Pass, wer mindestens einmal geimpft wurde oder wer von einer Covid-Erkrankung genesen ist. Alternativ reicht auch ein negativer Coronatest, der nicht älter ist als 48 Stunden. Seit dem 6. August muss das Zertifikat in Restaurants (nur Innengastronomie) oder in Sportstadien mitgeführt werden. Es gilt für 9 Monate, wobei die Regierung nun eine Verlängerung auf 12 Monate ins Auge fasst. (dst)
Spanien: Rechtsstreit um den Covid-Pass
Ende Juli war Spanien noch die europäische Region mit der höchsten Infektionsrate. Nun entspannt sich die Lage langsam wieder: Die landesweite 7-Tage-Inzidenz sank laut spanischer Regierung zuletzt auf 130 Fälle pro 100000 Einwohner, im Juli lag diese Zahl noch bei 400. Inzwischen stehen andere Urlaubsländer am Mittelmeer wie Frankreich oder Griechenland in Sachen Neuansteckungen schlechter da als Spanien.
Das Covid-Zertifikat, das eine Impfung, eine durchgemachte Erkrankung oder ein negatives Testresultat dokumentiert, brauchen Schweizer nur zur Einreise nach Spanien. Der Versuch mehrerer spanischer Regionen, wie etwa der Kanaren, den Covid-Pass auch für den Besuch der Gastronomie einzuführen, wurde von den Richtern gekippt. Grund: Es gebe dafür in Spanien keine Rechtsgrundlage. (ze)
Grossbritannien: Wo die Freiheit zu Hause ist
Die Briten geniessen seit Mitte Juli weitgehende Freiheiten. Besuche in Pubs, Restaurants und Kaffeehäusern sind ohne jede Einschränkung möglich, zum Tragen von Gesichtsmasken können die Betreiber lediglich einladen. Verpflichtend ist der Mund-Nasenschutz weiterhin in öffentlichen Verkehrsmitteln wie der Londoner U-Bahn. Für Theater und Kinos, Nachtclubs und Konzertsäle gelten die drei Gs.
Als Test ist ein daheim durchgeführter kostenloser Antigen-Test zulässig, er wird durch das Nationale Gesundheitssystem NHS bestätigt, ohne dass es zu einer Überprüfung kommt. Angesichts anhaltend hoher Inzidenz von zuletzt 339, steigender Spitaleinweisungen und einer Mortalität von täglich durchschnittlich 106 warnen Experten vor möglichen neuen Einschränkungen im Herbst. (sbo)
Portugal: Ins Hotel nur mit Zertifikat
Mehr als 70 Prozent der Portugiesen haben den vollen Impfschutz, meldet stolz die Regierung in Lissabon. Damit gehört Portugal zu den Impf-Musterschülern Europas, wo die mittlere Impfquote noch unter 50 Prozent dümpelt. Trotzdem hat Portugal mit bedenklich vielen Neuansteckungen zu kämpfen. Die 7-Tage-Inzidenz liegt momentan bei 160 Infektionen pro 100000 Einwohner, in der Urlaubsregion Algarve sogar bei 340.
Die Regierung setzt nun auf das digitale Gesundheitszertifikat, um die Lage zu kontrollieren. Dieses muss bei der Ankunft auf dem Flughafen, beim Einchecken im Hotel und beim Besuch von grösseren Veranstaltungen vorgewiesen werden. Auch für den Einlass in Restaurant-Speisesäle gilt am Wochenende die 3G-Regel: Nur Geimpfte, Genesene oder Getestete dürfen im Innenbereich Schlemmen. (ze)
Frankreich: Hadern mit dem Corona-Nachweis
In Frankreich gilt die 3G-Regel (geimpft, getestet oder genesen) seit Wochen für Restaurants, Spitäler oder Kinos. Obwohl laut Umfragen eine klare Bevölkerungsmehrheit dafür ist, setzt sich das Zertifikat nur mit Mühe durch. Die Abgrenzung ist oft umstritten: So gilt der «passe sanitaire» im TGV, nicht aber in der S-Bahn; er gilt in grossen Einkaufszentren, nicht aber in mittleren Supermärkten.
Die Pass-Gegner, darunter Rechtsextreme und Gelbwesten, demonstrieren jeden Samstag. Einzelne ihrer Argumente – etwa: ein Impfzwang auf Restaurant-Terrassen sei absurd – finden im Land der Gastronomie einigen Zuspruch. Wie die steigende Impfquote (über 70 Prozent) in Frankreich zeigt, setzt sich Präsident Macron aber momentan mit seinem Kurs durch. (brä)
Griechenland: Einmal pro Woche gehts zum testen
Für Ungeimpfte wird es im bevorstehenden Herbst und Winter in Griechenland ungemütlich. In der Innengastronomie – Restaurants, Cafés, Bars und Nachtklubs – gilt ab 13. September die 2G-Regel: Zutritt hat nur noch, wer eine abgeschlossene Impfung gegen Covid-19 nachweisen kann oder von der Infektion genesen ist. Für Kinos, Theater und Museen gilt die 3G-Regel.
Die Beschränkungen gelten auch für ausländische Touristen. Sie müssen sich vor der Einreise auf der Internetplattform travel.gov.gr elektronisch anmelden und bei der Ankunft einen Impfnachweis oder einen frischen negativen Test vorlegen. Die Testpflicht wird in Griechenland ab September ausgeweitet: Alle Beschäftigten, die nicht geimpft sind, müssen sich mindestens einmal in der Woche auf eigene Kosten testen lassen. Im Bildungswesen, der Gastronomie und Tourismusbetrieben sind sogar wöchentlich zwei Tests vorgeschrieben. Bisher sind 54 Prozent vollständig geimpft. (ghö)
Österreich: Lockdown soll es nicht mehr geben
Die Zahlen steigen in Österreich, der Inzidenz (92) nach steht das Land mitten in der vierten Pandemiewelle. Bloss: Merken tut man davon im öffentlichen Bereich recht wenig. Es gilt das politische Gelöbnis: Einen weiteren Lockdown für Handel, Gastronomie und Dienstleistungen wird es nicht mehr geben. Der nahende Schulbeginn wirft allerdings seine Schatten voraus.
Gleich drei mal pro Woche soll getestet werden. Aktuell gilt für die allermeisten Bereiche (Gastro, Hotellerie, Freizeiteinrichtungen, Kulturbetrieb, Sportstätten) die 3G-Regel sowie Maskenpflicht. Zutritt also nur für getestete, geimpfte oder genesene Personen. Für Kinder unter 12 Jahren gelten diese Regeln nicht. Doch Vorsicht: In Wien gelten schärfere Massnahmen. Da gelten auch im Handel nach wie vor eine Maskenpflicht sowie strengere Zutrittsregeln (etwa eine 3G-Regel für Museen oder Outdoor-Aktivitäten) sowie auch eine 3G-Regel für Kinder. (ssc)