Vorfreude und ein Fragezeichen bei Noe Seifert vor der Kunstturn-WM

Nach der verpassten Selektion für die Olympischen Sommerspiele in Tokio kommt Noe Seifert in diesem Jahr doch noch in den Genuss eines Auftrittes im fernen Osten. Der Küngoldinger, der in zwei Wochen seinen 23. Geburtstag feiert, vertritt die Schweiz bei den am Montag beginnenden Kunstturn-Weltmeisterschaften in Kitakyushu.

Seifert ist einer von gleich fünf WM-Neulingen im Schweizer Männer-Kader. Auch Andrin Frey (TV Steffisburg), Moreno Kratter (TV Rüti), Henji Mboyo (TV Opfikon-Glattbrugg) und Taha Serhani (TV Hegi) wurden erstmals für eine Kunstturn-WM selektioniert. Als Leader agiert Olympia-Teilnehmer Christian Baumann vom TV Lenzburg, der in Japan bereits seine sechste WM bestreitet.

Die fehlende Routine nach den Rücktritten von Pablo Brägger und Oliver Hegi sowie der verletzungsbedingte Ausfall von Benjamin Gischard wirken sich auf die Erwartungshaltung aus. «Der Druck ist tiefer, das spüren wir auch im Umgang mit den Trainern», sagt Noe Seifert. Konkret hat der Schweizerische Turnverband je einen Mehrkampf- und Gerätefinal vorgegeben. Das primäre Ziel der Schweizer Delegation laute aber, Erfahrungen auf der internationalen Bühne zu sammeln. «Wenn mir der Wettkampf optimal läuft, liegt ein Finalplatz drin. Das wäre ein riesiger Erfolg für mich», sagt Seifert, der in Kitakyushu an seinen Paradegeräten Pferd und Barren zum Einsatz kommt und sich von der besten Seite zeigen will.

Hilfreiche Erfahrungen und die lange Reise nach Japan
Ganz neu ist das «Erlebnis» WM für Noe Seifert indes nicht. 2018 rückte der Turner des Satus Oftringen-Rothrist-Oberentfelden für den verletzten Taha Serhani nach und reiste als Ersatz nach Doha. Obwohl Seiferts Dienste in Katar letztlich nicht benötigt wurden, profitiert er nun von dieser Erfahrung. «Ich stand damals mit dem Team auf dem Platz und konnte so die Atmosphäre in der Halle kennenlernen», erzählt Seifert. Auch die aktiven Einsätze an den Europameisterschaften in Glasgow vor drei Jahren sowie diesen Frühling in Basel helfen ihm, die kommenden Tage mit der nötigen Gelassenheit anzugehen. «Ich weiss in etwa, was mich während des Wettkampfs erwartet», sagt Seifert, der zum Abschluss der WM-Vorbereitungen in Magglingen den Fokus auf die perfekte Ausführung der Übungen legte.

Ungewiss ist hingegen, wie sein Körper auf die lange Reise und die Zeitumstellung von sieben Stunden reagieren wird. Am Dienstagmorgen flog der Schweizer Tross von Zürich über Frankfurt nach Tokio und dann weiter ins über 800 Kilometer südlich gelegene Kitakyushu. Nach der Ankunft am WM-Austragungsort standen erste Trainingseinheiten an, um der Müdigkeit entgegenzuwirken und um sich für das Podiumstraining vom Sonntag vorzubereiten. Am Dienstag und Mittwoch folgt die Qualifikation der Männer, allfällige Gerätefinals stehen am Samstag und Sonntag an. «Mit der Zeitumstellung war es vor einem Wettkampf noch nie so extrem für mich», sagt Noe Seifert zu den Umständen, «aber ich bin auf alles gefasst.»

Noe Seifert startet am Swiss Cup

Am Sonntag, 7. November werden beim traditionsreichen Swiss Cup neben Top-Athletinnen und -Athleten aus dem Ausland auch Schweizer Kunstturnerinnen und Kunstturner im Zürcher Hallenstadion mit von der Partie sein: Henji Mboyo und Stefanie Siegenthaler bilden das Team Schweiz I, der Küngoldinger Noe Seifert (Satus Oftringen-Rothrist-Oberentfelden) und Lena Bickel gehen als Schweiz II an den Start. Das Quartett feiert seine Swiss-Cup-Premiere. Ausserdem dürfen sich die Zuschauer auf die russischen Olympiasieger Nikita Nagornyy und Angelina Melnikova, auf den Deutschen Lukas Dauser, Olympia-Medaillengewinner am Barren, sowie über die Teilnahme des US-Teams freuen. Insgesamt sind zehn Nationen am Start: Nebst den beiden Schweizer Teams, Deutschland und den USA sind dies Frankreich, Italien, Russland, Schweden, die Türkei und die Ukraine und die USA. Mehr Infos zum Event gibt es hier