
Was Kinder am Handy brauchen
Steve Jobs, der Schöpfer des iPhones und des iPads, hat keine Gelegenheit ausgelassen, um zu sagen, warum die Menschheit diese Geräte unbedingt braucht. Seine eigenen Kinder hingegen hat er davon ferngehalten, auch als sie bereits Teenager waren. Und Bill Gates, der Gründer von Microsoft, hat seinem Nachwuchs erst mit 14 Jahren erlaubt, ein Smartphone zu benutzen. Kinder sollen möglichst ohne Technologie aufwachsen. Diesem Credo folgen auch viele Eltern aus dem Silicon Valley und schicken ihre Sprösslinge in die Waldorfschule.
Dass ausgerechnet Tech-Entwickler ihre Kinder in einer möglichst analogen Welt aufwachsen lassen wollen, sollte uns hellhörig machen. Denn sie wissen genau um die fast schon magische Wirkung, welche die leuchtenden Bildschirme auf Kinderaugen haben. Sie kennen die Mechanismen der Apps, die mittles Interaktionsmöglichkeiten und Belohnungen einen regelrechten Sog entwickeln. Weniger Bedenken haben Eltern in der Schweiz. In einer neuen Studie gibt jeder vierte Erstklässler an, ein eigenes Smartphone zu besitzen.
Einen 7-Jährigen über längere Zeit und ausser Haus mit einem Smartphone allein zu lassen, ist unverantwortlich. Im Internet ist das «Biene Maja»-Video stets nur einen Fingerwisch von Youporn entfernt. Kaum besser ist es allerdings, die Lebenswelt seiner Kinder bis ins Oberstufenalter von möglichen gefährlichen technologischen Einflüssen isolieren zu wollen. Smartphones, Tablets und Computer sind nun mal nicht mehr aus unserer Welt wegzudenken. Sowohl für das soziale als auch für das berufliche Leben im 21. Jahrhundert sind sie absolut zentral. Aufgabe der Eltern ist es deshalb, ihre Kinder zu begleiten und mit ihnen die digitale Welt gemeinsam zu erkunden. Anders als beim Laisserfaire oder der Auferlegung eines Verbots geht das aber nur, indem man sich Zeit nimmt.