Sie sind hier: Home > Region > «Was Kölliken mit der Deponie gemacht hat, schreibt Geschichte»

«Was Kölliken mit der Deponie gemacht hat, schreibt Geschichte»

Als Roland Frei 2009 aus dem Zürcher Tösstal nach Kölliken zog, trug er im Rucksack bereits einiges, was es zum Gemeinderat brauchte. Er war Mitglied der FDP, fungierte in seiner vorherigen Wohngemeinde als Wahlzähler und war in den Sozialbehörden tätig gewesen. «Was, nach Kölliken?», hatte es damals von Freunden geheissen. «Wo dieser Sondermüll ist?» Abgeschreckt hatte ihn die schlechte Reputation der SMDK bereits vor dem Zuzug nicht. Seit der heute 59-Jährige Kölliker ist, sieht er mit grosser Bewunderung auf die vom Dorf angestossene Sanierung und damit auch historische Aufarbeitung. «Was Kölliken mit der Deponie gemacht hat, schreibt Geschichte und sollte mit Deponien im ganzen Land gemacht werden», sagt er. Das mache ihn stolz, Teil dieser Gemeinde zu sein. 

Ein paar Jahre nach dem Zuzug sass Roland Frei bereits im Gemeinderat. Dabei hatte er sich im Herbst 2013 erst gar nicht aufstellen lassen. Erst als er sah, dass sich für die drei frei werdenden Sitze nur drei Kandidaten gemeldet hatten, begann er sich Gedanken zu machen. Im Gespräch mit einem Nachbarn sagt er: «Ich schreibe mich selber auf den Wahlzettel.» Er hätte nicht gedacht, dass dieser die Neuigkeiten aus dem Nachbarsschwatz gleich der FDP-Ortspartei erzählen würde, liess sich aber bereitwillig in der Nachnomination aufstellen.

Tumult im Regionalen Sozialdienst

So kam er per Januar 2014 mit gutem Resultat in den Gemeinderat war dort für öffentliche Sicherheit, zeitweise auch für das Soziale, zuständig. Als verantwortlicher Gemeinderat für den Regionalen Sozialdienst Kölliken (heute: Regionaler Sozialdienst) sorgte er für Tumult innerhalb der Sozialbehörde. Erfahren von seinem Amt im Kanton Zürich und an mehr Transparenz gewohnt, verlangte er auch im Suhrental Transparenz beim Thema Alimentenbewirtschaftung. Er wollte Auskunft darüber, wie viel von an Mütter gesprochenen Alimenten von den Kindsvätern hernach wieder zurückgezahlt wurden. «Wenn man alleinerziehenden Müttern die Alimenten kürzt, straft man auch das Kind, deshalb wollte ich genau hinschauen», sagt Frei. Er hat selber zwei Kinder, die seine Frau in die Ehe gebracht hat. Die Transparenz kehrte schliesslich ein, es dauerte jedoch seine Zeit.

Wenn man alleinerziehenden Müttern die Alimenten kürzt, straft man auch das Kind, deshalb wollte ich genau hinschauen.

Roland Frei

abtretender Gemeinderat Kölliken

Herausforderndes Ressort Feuerwehr

Auch im Ressort Feuerwehr war es nicht immer einfach. Unter Kommandant Alexander Franz kam es zwischen 2011–2015 zum Abgang einiger Kadermitglieder. Dann trat Hauptmann Andreas Stoller im April 2017 nach 14 Monaten wieder ab. Thomas Huber, der sieben Jahre zuvor als Hauptmann verabschiedet worden war, meldete sich daraufhin zurück. Ein Glücksfall für die Feuerwehr in der Führungskrise. Bei der Übergabe von Huber an den heutigen Hauptmann Fabian Bircher im Oktober 2020 bot ihm der Gesamtgemeinderat und die Feuerwehr einen würdigen Abschied, bei dem die Feuerwehren der gesamten Region mit Blaulicht anbrausten.

In so kurzer Zeit hätte ich sonst niemals so viel erlebt.

Roland Frei

abtretender Gemeinderat Kölliken

Man werde sehr reich an Erfahrung  und an Kontakten im Gemeinderat, sagt Frei. «In so kurzer Zeit hätte ich sonst niemals so viel erlebt.» Gerne wäre er noch geblieben, doch seine Arbeit als Aussendienstmitarbeiter im Sanitär- und Servicebereich lässt das nicht mehr zu. Das FDP-Erbe von ihm und dem ebenfalls abtretenden Michael Müller wird Jan Siegenthaler übernehmen. Ein einziger FDP-ler im Dorf, wo die Partei einst so stark war? «Als Gemeinderat setzt man sich Kritik aus, positioniert sich», so Frei. Es sei nicht immer einfach, vorne hinzustehen. Zudem werde das Amt stehts zeitaufwändiger. Jedoch sei die FDP nicht die einzige starke Partei im Dorf, da sei etwa die EVP oder die SP.