
Was zählt, ist der Weg: Der IHC Rothrist will den Meistertitel
Oliver Brunner spielt seit vielen Jahren Inlinehockey. Im Februar dieses Jahres erlebte er einen Tag, den er so schnell nicht vergisst. Mit seiner Mannschaft weilte der Verteidiger des IHC Rothrist im Trainingslager. Damals war das Corona-Virus erst am Rande ein Thema. Beim IHCR rechnete man damit, dass Mitte März die Saison losgeht. Eine Woche vor dem Meisterschaftsstart verschärfte der Bundesrat damals die Corona-Schutzmassnahmen, der Sportbetrieb ruhte ab sofort auch bei den Rothrister Inlinehockeyanern.
Doch zurück zu jenem Tag im Februar. Im Fanionteam des IHCR beschloss man, einen neuen Captain zu bestimmen. «Wir wollten damit den bisherigen Mannschaftsführer Martin Zietala entlasten», erklärt Oliver Brunner, «er ist auf dem Feld ein sehr wichtiger Spieler, da soll er den Kopf frei haben.» Die Wahl der Teammitglieder fiel auf Brunner. «Das hat mich natürlich gefreut, ich werde diese Aufgabe gerne ausführen», sagt der 25-Jährige. Doch wenige Stunden später verletzt sich der Rothrister bei einer Trainingsaktion am Knie. Diagnose: Kreuzbandriss.
In Kontakt bleiben durch Teamchallenges
Mittlerweile sind gut 20 Wochen vergangen, in denen Brunner mit Physiotherapie sein Knie fit kriegte. Um eine Operation kam er herum. Aktuell verspürt er keine Schmerzen mehr und nimmt wieder am Mannschaftstraining teil. Dieses lancierten die Rothrister im Juni. Es war, da sich Ferienabwesenheiten wegen Reiseeinschränkungen in Grenzen hielten, gut besucht. Zuvor war das Training, das gemäss Covid-19-Weisungen nur in Kleingruppen stattfinden durfte, freiwillig.
Auf der faulen Haut lagen die IHCR-Mannen aber auch in der Corona-Zwangspause im Frühsommer keineswegs. Trainer Stefan Siegrist stellte individuelle Trainingspläne zusammen mit Jogging-, Kraft- und Fitnesseinheiten. Zudem gab es originelle Team-Challenges. Jede Woche mussten die Spieler eine Aufgabe meistern, zum Beispiel Jonglieren, sich dabei filmen und ein Video in den Mannschafts-Chat schicken. «Klar ist das nicht dasselbe, wie wenn du dir im Training richtig begegnest», sagt Oliver Brunner, «aber es tat gut und sorgte für Schmunzeln, den Teamkollegen bei den Challenges zuzuschauen.»
Endlich wieder etwas Richtiges machen
Nun geht die Saison am Samstag endlich los. Dass sie kürzer ausfallen wird als normalerweise, sei zweitrangig, findet der als Metallbaukonstrukteur tätige Oliver Brunner: «Wir sind einfach nur froh, dass wir wieder etwas Richtiges machen können.» In der Nationalliga A besteht die Qualifikation aus einer Einfachrunde, der IHCR trifft auf jeden der neun Ligagegner einmal. Danach geht es in den Playoffs um den Meistertitel. «Den zu holen, ist unser Ziel», sagt Oliver Brunner, der im Verein auch als TK-Chef amtet. Obwohl die Saison reduziert sei, würden er und seine Kollegen, die mit fast unverändertem Kader loslegen, nicht nur zum Spass mitspielen. «Wir steigen wie immer mit der Einstellung ins Spiel, jede Partie gewinnen zu wollen», betont der Neo-Captain.
Aber hätte der Meistertitel heuer den selben Wert wie in einer «normallangen» Saison? «Schwer zu sagen», findet Oliver Brunner, «aber eigentlich ist das nicht die Frage. Was zählt, ist der Weg. Wenn wir am Ende nach vielen guten Partien die beste Mannschaft der Schweiz sind, ist egal, wie lang oder kurz die Saison war.» Ab wann er selber voll mitkämpfen kann um Punkte, lässt er offen.