
Weisch es, oder behauptisch’s?
Wir sitzen zu Hause am Stubentisch. Meine Frau, mein Sohn (8), meine Tochter (6) und ich. Gemeinsam blättern wir in alten Zeitungen und lösen Bilderrätsel: Wer kennt die abgebildeten Personen auf den Fotos?
Das ist Donald Trump, sagt meine Tochter und macht sich über die Frisur des US-Präsidenten lustig. Wir haben keinen Präsidenten, sondern sieben Bundesräte, ergänzt sie. Papa staunt. Hast du das nicht gewusst, fragt die Erstklässlerin keck? Doch, natürlich, entgegnet Papa, ich kann sie dir auch aufzählen.
Meine Frau blättert um. Das ist Kugelblitz, ruft mein Sohn und zeigt auf den Schweizer Skirennfahrer Beat Feuz. Den findet er richtig gut. So möchte ich auch mal fahren können, kommt er ins Schwärmen. Der wurde an der WM Vierter, das warst du in deinen Skirennen erst einmal, sonst warst du immer besser, weiss seine kleine Schwester. Auf der nächsten Seite entdeckt sie Wendy Holdener. Meine Wendy ist die Beste, frohlockt die Kleinste am Tisch. Als richtiger Fan, mit pinker Mütze, mehreren persönlich signierten Autogrammkarten und ein mit Wendy-Postern ausgestattetem Zimmer, erstaunt dieser Volltreffer wenig.
Wir blättern weiter und kommen zum Fernsehprogramm. Das ist die Schlaftablette, sagt mein Sohn und zeigt auf einen Schweizer Fernsehmoderator. Die Eltern schweigen. Sie schauen verlegen weg. Jetzt nur nichts Falsches sagen. Nächste Zeitung, neue Bilder.
Wieder Politik, diesmal Nationalratssaal. Einzelne Personen sind nicht direkt zu erkennen. Die Diskussion schweift ab und endet in Staatskundeunterricht: 200 Nationalräte (16 davon aus dem Aargau), 46 Ständeräte (2 davon aus dem Aargau), beide Kammern bilden zusammen die Bundesversammlung und wählen jeweils die 7 Bundesräte. Unsere Kinder hören andächtig zu. Papi, weisch es, oder behauptisch’s eifach, fragt meine sechsjährige Tochter. Päng, der sitzt.
Unweigerlich schiessen mir viele Gedanken durch den Kopf. Wann habe ich wie und was behauptet, bei dem ich mir nicht ganz sicher war, aber auf meiner Version beharrte? Beispiele gäbe es einige. Ich schweife zu US-Präsident Donald Trump und seinen oft wenig wahrheitsgetreuen Behauptungen ab. Nur allzu gerne hätte ich, dass meine Tochter ihn auch mal fragen würde: Hey Donald, weisch es, oder behauptisch’s eifach?