Weniger Patienten in den regionalen Hausarzt-Praxen trotz Pandemie

«Rufen Sie, wenn Sie unsicher sind, Ihren Hausarzt an.» Antonio Caruso, Inhaber Dorf-Praxis Rothrist (links) «Wer mehr als zwei Symptome hat, sollte sich beim Arzt melden.» Sandra Fussen, Inhaberin Praxis am Kirchplatz Zofingen
«Rufen Sie, wenn Sie unsicher sind, Ihren Hausarzt an.» Antonio Caruso, Inhaber Dorf-Praxis Rothrist (links) «Wer mehr als zwei Symptome hat, sollte sich beim Arzt melden.» Sandra Fussen, Inhaberin Praxis am Kirchplatz Zofingen

Im Spital Zofingen ist es diese Tage ruhiger als sonst. Dies sei einerseits gewollt und durch das Verschieben von geplanten, nicht notfallmässigen Eingriffen erreicht worden, sagt Spital-Infektiologe Philippe Rafeiner. Aber es würden auch sonst weniger Patienten kommen. Diese «Ruhe vor dem Sturm», wie er sie selbst bezeichnet, kann sich Rafeiner nicht vollständig erklären. Vielleicht, so vermutet er, könne dies auch damit zusammenhängen, dass die Bevölkerung dazu aufgerufen wird, bei geringgradigen Symptomen einer Erkrankung zuhause zu bleiben.

Deutlicher Rückgang der Patienten in den Arztpraxen

Ruhiger geworden ist es nicht nur im Spital, sondern auch in den Arztpraxen. Antonio Caruso, Inhaber der Dorf-Praxis in Rothrist spricht von einem «massiven Rückgang» der Patienten, der zwar gewollt sei – aber nicht in diesem Ausmass. So hat er am vergangenen Freitag zusammen mit einem Kollegen rund 15 Patienten zur Sprechstunde begrüsst. Vor Corona waren es an einem vergleichbaren Tag 50 bis 60 Patienten. Auch Sandra Fussen, Inhaberin der Praxis am Kirchplatz in Zofingen, spricht von einem Patienten-Rückgang von rund 50 Prozent. Allerdings sei in ihrem Fall ein Vergleich zu Zeiten vor Corona schwer zu ziehen, da ihre Praxis immer noch gut gefüllt sei. Fussen hat die Patienten ihres Vorgängers übernommen, der frühzeitig aus der Praxis ausgeschieden ist. Ausserdem steht eine Ärztin, die seit März neben ihrer Arbeit im Spital Zofingen ebenfalls in der Praxis am Kirchplatz tätig sein sollte, nun weiterhin vollumfänglich im Spital Zofingen im Einsatz.

So oft wie möglich Sprechstunde via Telefon

Gründe für den Patienten-Rückgang in den Arztpraxen gibt es einige. So sind Kontrollen, die nicht unbedingt nötig sind, verschoben worden. Auch sind die Patienten angehalten, erst in der Praxis anzurufen und nicht ohne Voranmeldung vorbeizuschauen. «Wir machen so viel wie möglich am Telefon, beispielsweise ein Dauerrezept verlängern oder bei Atemwegsinfekten ein Arbeitsunfähigkeitszeugnis ausstellen», sagt Sandra Fussen. Dies geschehe sowohl zur Sicherheit des Patienten als auch des in der Praxis tätigen Teams. «Es ist nicht selbstverständlich, dass die Mitarbeiter trotz Risikosituation weiterhin tatkräftig in der Praxis mitarbeiten», erinnert Antonio Caruso.

Wird ein Arztbesuch nötig, beispielsweise um Blut für eine Analyse abzugeben, bemühen sich Sandra Fussen und Antonio Caruso, die Patienten mit genügend zeitlichem Abstand aufzubieten, sodass sie sich nicht im Wartezimmer begegnen. Ausserdem werde die Behandlungszeit möglichst kurz gehalten, sagt Sandra Fussen. Patienten mit Infekten werden zu Randzeiten aufgeboten. Das Praxisteam rüstet sich dann mit Schutzmaterial wie beispielsweise Masken aus. In der Dorf-Praxis in Rothrist sind zusätzlich Plexiglasscheiben am Empfang aufgestellt sowie in den Behandlungszimmern am Arztpult montiert worden. Allerdings stellen sowohl Caruso als auch Fussen fest, dass Handschuhe, Schutzanzüge, Desinfektionsmittel und zum Teil auch Masken langsam knapp werden. Darum verweisen sie Verdachtsfälle direkt ans Spital Zofingen. Beide Arztpraxen führen keine Tests aufs Corona-Virus durch.

Mehr als zwei Symptome: Unbedingt Arzt anrufen

Auf nicht nötige Arztbesuche verzichten, ist in der momentanen Situation sicher angebracht. Doch bei welchen Symptomen ist es trotzdem wichtig, einen Arzt zu kontaktieren? «Rufen Sie, wenn Sie unsicher sind, Ihren Hausarzt an», rät Antonio Caruso. Insbesondere bei Fieber, Husten und Atemnot, die z.B. beim Treppensteigen oder Anziehen auftrete, sei eine ärztliche Konsultation nötig. «Wer mehr als zwei Symptome hat – auch leichte wie beispielsweise Halsschmerzen, Gliederschmerzen und laufende Nase – sollte sich beim Arzt melden», sagt Sandra Fussen. Telefonisch könnten dann auch die weiteren Verhaltensmassnahmen besprochen werden.