Wenn beim EHC Olten die ganze Familie im Stadion anpackt

Das Kleinholz hat sich herausgeputzt. Wer auf der Haupttribüne das Stadion des EHC Olten betritt und in das weite Rund blickt, realisiert kaum, dass es sich hierbei um das Kleinholz handelt. Mit dem modernisierten Touch muss sich das Kleinholz derzeit vor keinem National-League-Stadion verstecken. Rund 2000 Sitze wurden zusätzlich zu den 890 Sitzplätzen auf der Haupttribüne temporär verbaut, damit man gerüstet ist für die am 2. Oktober startende Swiss-League-Saison, in welcher coronabedingt nur Sitzplatzfans für die Spiele zugelassen sein werden.

Dass das Stadion innert weniger als 48 Stunden diesen Wandel erleben konnte, dafür brauchte es zahlreiche Helfer. Den Anfang machten nebst einer Handvoll Arbeiter der Gerüstebaufirma Nüssli am Montagmorgen Donatoren, Sponsorenvertreter und auch dem EHCO nahestehende Rentner. Es wurde gehämmert und geschraubt, während die erste Mannschaft ihr Eistraining absolvierte.

Das Team von Trainer Fredrik Söderström wiederum zog die Arbeiterhandschuhe am Nachmittag an. Geplant war nach dem Mittagessen einen Einsatz von 90 Minuten, daraus wurde schliesslich die doppelte Zeit. Das Team hatte sich aufgeteilt in Gruppen. Die einen schraubten Sitze fest, während andere diese durch das gesamte Stadion an den korrekten Platz transportierten. «Es war mal etwas anderes. Ich glaube, es hat allen Spass gemacht», sagt der derzeit angeschlagene Verteidiger Nico Gurtner. Und Abwehrkollege Dan Weisskopf gefiel den Zusammenhalt: «Solche Sachen gehen nur gemeinsam. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Es war ein langer Tag, aber es hat sich gelohnt. Es sieht jetzt schön aus, die Vorfreude auf die Saison steigt.»

«Es ist ein wichtiges Projekt für uns»
Schliesslich hatten auch noch Fans und Funktionäre mitgeholfen, die Umrüstung auf Sitzplätze erfolgreich zu gestalten. Mittendrin während des Aufbaus stand vor allem auch einer: Geschäftsführer Patrick Reber. So genoss er es einerseits, den Büroalltag für ein paar Stunden hinter sich zu lassen und sich handwerklich zu beteiligen, andererseits wollte er umgehend eingreifen können, sollte etwas von der Planung in der Praxis nicht umsetzbar sein. «Es ist ein wichtiges Projekt für uns. Ich wollte sicherstellen, dass der Saalplan auch so aufgeht, wie wir es angedacht haben.»

Am Dienstag dreht CEO Reber auf dem Putzwagen seine Runden und zeigt sich zufrieden: «Die eine oder andere Korrektur wird in den nächsten Tagen noch vollzogen. Dann sind wir bereit für den Saisonstart.» Er ist überwältigt: «Wir durften auf viel Unterstützung zählen. Solche Projekte zeigen immer auf, wie sehr ein Klub lebt. Wir spüren ungemein viel Solidarität. Das ist schön.» Die ganze EHCO-Familie hat angepackt.

Wird die Sitzplatzkapazität sogar längerfristig erhöht?
Auf diese Unterstützung war der Klub in schwierigen Zeiten angewiesen. Denn der finanzielle Aufwand für die temporären Sitzplätze ist beträchtlich: 120 000 bis 140 000 Franken muss der EHC Olten hinblättern. Immerhin: Mit 40 000 Franken wird sich die Stadt Olten daran beteiligen. «Wir sind natürlich sehr glücklich darüber. Dennoch war der Zusatzaufwand bei uns nicht budgetiert und nicht geplant. Aber wir sind froh, dass wir es nun so umsetzen können und die Meisterschaft mit Zuschauern beginnen kann.»

Bleibt nur noch die eine grosse Frage, die vielen Fans auf dem Herzen liegt und kontrovers diskutiert wird: Strebt der EHC Olten sogar längerfristig – über die Corona-Saison hinaus – eine Erhöhung der Sitzplatzkapazität an? «Um dies beantworten zu können, müssen wir erst mal Erfahrungen sammeln. Vielleicht ist es dann aber in der Tat eine mögliche Lösung, die Sitzplatzkapazität für die Saison 2021/22 zu erhöhen», sagt Reber.

Klar ist auch: Sollten Stehplatzfans wieder zugelassen werden, so will der Klub auch Stehplätze wieder anbieten. Doch daran ist nicht zu denken. Reber: «Wir gehen davon aus, dass wir diese Konstruktion die ganze Saison brauchen.»

Knappe Niederlage zum Abschluss


Mit einer knappen 1:2-Niederlage gegen den National-Ligisten Ambri-Piotta beendete der EHC Olten sein Testspielpensum. Zehn Tage vor dem ersten Swiss-League-Meisterschaftsspiel gegen den HC La Chaux-de-Fonds hinterliessen die Powermäuse gegen das oberklassige Team einen soliden Eindruck und mussten sich nach harter Gegenwehr erst im letzten Drittel geschlagen geben, als die Tessiner mit zwei Treffer für die Wende sorgten. Dion Knelsen hatte die Oltner im ersten Drittel in doppelter Überzahl in Führung gebracht. Diesen Vorsprung verteidigte der EHCO lange, ehe Kneubühler und Pezzullo doch noch für Ambri trafen. Zwischenzeitlich vergaben die Gastgeber einige vielversprechende Chancen. Das eine Tor reichte am Ende nicht, um die vierte Niederlage im siebten Testspiel zu verhindern. «Alles in allem war es ein guter Auftritt», zeigte sich EHCO-Headcoach Fredrik Söderström zufrieden. Besonders freute er sich über die Tatsache, dass seine Spieler nach Ambris Ausgleichstreffer sofort versuchten, zurückzuschlagen. «Wir müssen lernen, auf solche Rückschläge zu reagieren. Das ist uns gut gelungen.» Schon vor dem letzten Testspiel hatte das Trainerduo Söderström/Grieder das Captain-Team neu bestimmt. Das «C» auf der Brust wird wiederum Philipp Rytz tragen. Assistiert wird der Routinier von Dion Knelsen und Silvan Wyss. (ku)

Olten – Ambri-Piotta 1:2 (1:0, 0:0, 0:2)
Kleinholz. – 769 Zuschauer. – SR Hebeisen/Piechaczek. – Tore: 15. Knelsen (P. Rytz/Ausschlüsse Flynn und Fischer) 1:0. 48. Kneubühler (Müller, Nättinen) 1:1. 51. Pezzullo (Flynn, Trisconi) 1:2. – Strafen: 6-mal 2 Minuten gegen Olten. 8-mal 2 plus 10 Minuten (Fischer) gegen Ambri.
Olten: S. Rytz; P. Rytz, Nater; Heughebaert, Weisskopf; Maurer, Lüthi; Schöni; Carbis, Knelsen, Nunn; Weder, Fuhrer, Oehen; Hüsler, Rexha, Wyss; Schwarzenbach, Schirjajew, Fogstad Vold; Fuss.
Ambri-Piotta: Conz; I. Dotti, Ngoy; Fischer, Hächler; Pezzullo, Fohrler; Conceprio; Flynn, Kostner, Trisconi; Kneubühler, Müller, Nättinen; Zwerger, Novotny, Rohrbach; Bianci, Goi, Grassi; Mazzolini.
Bemerkungen: Olten ohne Portmann, Gurtner und Elsener (alle verletzt). Ambri u.a. ohne Fora, Horansky, Dal Pian (verletzt) und D’Agostini (geschont).