Wenn der «Entkalker» klingelt: Boilerbesitzer eiskalt abgezockt

Nun sind sie wieder unterwegs – Boiler-Entkalker, «die gerade im Quartier sind» und deshalb ihre Dienste zu einem unschlagbaren Preis anbieten können, wie sie sagen. Der Zeitbedarf betrage eine Stunde und die Kosten 300 Franken. Öffnen ältere Leute oder Mieter die Türe, wenden die Wanderhandwerker eine dreiste Masche an: «Wir müssen den Boiler entkalken», sagen sie und begehren Einlass. Man habe doch vor einem Jahr einen Termin vereinbart.

Vincenzo Fiore ist Fachmann und Leiter Service bei der Wülser Haustechnik AG in Zofingen. Er hat oft feststellen müssen, wie schlecht und unseriös solche Spontananbieter arbeiten. «Alleine das für eine fachmännische Wartung nötige Material kostet mindestens 80 Franken. Hinzu kommt die Arbeit, die rund zwei Stunden plus Weg in Anspruch nimmt.» Solide abgerechnet werden könne nur per Arbeitsrapport, auf welchem sich 400 und mehr Franken ansammeln können.

Boiler kann Schaden nehmen
Vincenzo Fiore hat zur mangelhaften Qualität der ausgeführten Arbeiten einige Müsterli aus der Praxis auf Lager. «Da ruft uns ein Kunde an, ein «Entkalker» sei bei ihm gewesen und habe nach einer kurzen Kontrolle des Boilers mit einer fixfertigen Offerte in der Hand erklärt, der Warmwassererzeuger müsse ersetzt werden.» Die vom Besitzer avisierten Fachleute der Wülser AG mussten den Boiler lediglich warten. Noch schlimmer: Meist unterlassen es die selbst ernannten Boiler-Experten zwecks Gewinnoptimierung, die Schutz- oder Opferanode des Kessels zu ersetzen. Diese besteht aus einem unedlen Metall, um den Boiler selbst vor Korrosion zu schützen. Die Anode wird mit der Zeit verbraucht und muss ausgetauscht werden. Ansonsten droht Rostfrass.

Kalk als Energiefresser
Bei hartem Wasser sollten Boiler alle vier bis fünf Jahre entkalkt werden. In Zofingen beträgt die Wasserhärte 18 bis 33 Grad auf der französischen Härteskala (fH), was im Klartext mittelhart bis hart bedeutet. Entkalken dient dem Werterhalt des Boilers und senkt zudem den Energieverbrauch – Kalk ist ein schlechter Wärmeleiter. Ein Millimeter Kalk auf den Heizstäben erhöht den Stromverbrauch um etwa acht Prozent und zehn Millimeter um rund 50 Prozent. Ausserdem verlängert sich die Aufheizzeit. Die StWZ Energie AG unterbreitet bis Ende August in ihrem Versorgungsgebiet ein attraktives Angebot in Form eines Rabatts von 100 Franken für die Entkalkung.