
Wenn der Sport nicht mehr das Wichtigste ist
Als nach 60 Minuten die Schlusssirene ertönt, steht fest, dass die 1.-Liga-Handballerinnen des TV Zofingen zum fünften Mal in sechs Partien den Platz als Verliererinnen verlassen müssen. Es setzt gegen Uster eine empfindliche 15:28-Niederlage ab. Entsprechend bedient sind die Spielerinnen des Heimteams. Zumindest Angela Dolder hat ihr Lachen aber schnell wieder gefunden. Kein Wunder, denn ausserhalb des Feldes warten bereits ihre beiden Söhne Liam (3) und Anjo (1).
In den letzten Jahren haben sich die Prioritäten bei ihr verschoben. Handball ist immer noch ein wichtiges Hobby für die 35-Jährige, «aber ich muss nicht mehr in der Nationalliga A spielen. Ich habe schon viele Handballjahre hinter mir und muss gut auf meinen Körper achten. Ich bin die Älteste der Mannschaft und es gibt Tage, da spüre ich das eine oder andere.»
Die 29-fache Schweizer Nationalspielerin hat lange auf höchstem Niveau Sport betrieben. Neben den NLA-Vereinen Uster, Amicitia Zürich und St. Otmar St. Gallen war sie auch je zwei Saisons in Dänemark (Silkeborg-Voel) und Deutschland (Frisch Auf Göppingen) engagiert. Erst in den letzten Jahren stand die ehemalige Juniorentrainerin des TV Endingen und des HSC Suhr Aarau wegen der Familienplanung nicht mehr so oft auf dem Platz wie auch schon.
«Ich habe immer noch Kontakt mit der ehemaligen Zofingerin Claudia Liechti», erzählt die Spielmacherin, die vor ein paar Monaten mit ihrer Familie nach Trimbach gezogen ist, «mit ihr bin ich auf den TVZ zu sprechen gekommen.» So entschied sich die Rechtshänderin dafür, sich den Thutstädterinnen anzuschliessen, obwohl es auch andere Möglichkeiten gegeben hätte. «Zofingen war mir noch von früher ein Begriff. Es ist ein Verein, der sympathisch ist», sagt die kaufmännische Angestellte. Sie sei dann auch sehr herzlich aufgenommen worden, erzählt Angela Dolder, «es sind alle sehr engagiert und geben viel für den Handball. Sie trainieren sehr gern – und das ist wirklich schön.»
Trotzdem kam das Team von Trainer Philipp Zimmerli bisher erst zu einem Sieg, die beiden Aufstiegsrundenplätze sind bereits ausser Reichweite. «Wir haben sicher noch Potenzial», ist Angela Dolder überzeugt, «vor allem im Angriff müssen wir zulegen. Aber auch in der Deckung liegt noch mehr drin. Viele Spielerinnen könnten richtig zupacken, aber wir rufen es oft nicht ab. Es ist noch einiges zu machen, das ist noch nicht alles gewesen.»
Das Ziel bleibt der Ligaerhalt
Gut, dass in der Abstiegsrunde im neuen Jahr wieder alles bei Null beginnt. «Dann müssen wir bereit sein. Jetzt heissts einfach üben, üben, üben, trainieren, diese Spiele mitnehmen und immer wieder ein Schrittchen vorwärts machen. In der Abstiegsrunde ist das Ziel dann, möglichst viele Spiele zu gewinnen und so den Ligaerhalt zu schaffen», sagt Angela Dolder.
Als «Teammami» werden ihr auch dannzumal spezielle Aufgaben zukommen. «Es wird von mir erwartet, dass ich das Ganze etwas zusammenhalte, auf dem Feld das Spiel steuere und in wichtigen Situationen Verantwortung übernehme», erklärt Angela Dolder. Ob sie den Zofingerinnen längerfristig erhalten bleibt, weiss sie aber noch nicht: «Ich muss von Jahr zu Jahr schauen. Das hat mit der Familie, aber auch mit meinem Körper zu tun.»
Lange Erfolgsgeschichte Zofinger Nationalspielerinnen
Angela Dolder ist nicht die einzige Spielerin des Zofinger 1.-Liga-Teams mit einer Vergangenheit im Nationalteam. Auch Stephanie Rosen ist international erprobt. Und blickt man zurück, ist die Liste von TVZ-Nationalspielerinnen noch deutlich länger. In der aktuellen Landesauswahl stehen mit Marina Decurtins, Lisa Frey, Noëlle Frey, Romy Morf und Pascale Wyder beispielsweise fünf Akteurinnen mit Zofinger Vergangenheit. Pascale Wyder gelang übrigens vor drei Wochen ein erstaunliches Kunststück: 21 Tore im Cup gegen Leimental. Seit der elektronischen Erfassung der Daten 2001 hat noch nie eine Spielerin oder ein Spieler in einer Begegnung zweier Equipen der höchsten Liga so viele Treffer erzielt.