
Wenn die Masken-Polizei Kontrollgänge macht

«Hey! Ziehen Sie alle sofort Ihre Maske an!» Erschrocken drehen wir uns zur Tür, die mitten in unserer Vorlesung zu Entrepreneurship aufgegangen ist. Im Türrahmen steht eine uniformierte Securitas-Mitarbeiterin. «Sie müssen die Maske anziehen», wiederholt sie. Ich schaue mich um, das erste Modul am Donnerstagmorgen ist nicht wirklich gut besucht. Kommt dazu, dass nur die Frühaufsteher hier sind, weil die Dozentin kurzfristig auf Distanzunterricht umgestellt hat – wegen Halsschmerzen. Sicher ist wohl sicher.
Im Raum dürfen sich eigentlich 10 Personen aufhalten ohne Maske zu tragen – wenn wir denn die 1,5 Meter Mindestabstand einhalten und nicht zu nahe beieinandersitzen. Nach Augenmass haben wir den Mindestabstand. Diskutieren scheint aber nicht im Befehl gestanden zu haben. «Ziehen Sie endlich Ihre Maske an!» In den schweren Kampfstiefeln macht sie einen Schritt ins Zimmer, eine Hand am Einsatzgurt. Etwas widerwillig ziehen wir den Lappen vors Gesicht. Obs was bringt, ist fraglich, schliesslich sitzen wir schon länger als 15 Minuten ohne Maske im Zimmer.
In der Pause trifft mich fast der Schlag: An allen Eingängen wurden uniformierte Wachen der Securitas positioniert. Ich frage den Wächter, der vor der Mensa steht, was er hier genau mache. «Die Maskenpflicht durchsetzen», sagt er kurz angebunden. Er dreht sich ab, ein Student versuchte gerade ohne Maske an ihm vorbeizuschleichen. «Maske! Maske!», ruft er. Der Student erwidert kauend, dass er doch am Essen sei. Er muss die Maske nicht anziehen.
Im Verlauf des restlichen Morgens stehen Kontrollgänge der Masken-Polizei an. Immer wieder öffnet sich die Türe des Schulzimmers, eine uniformierte Person tritt herein und schaut, dass wir auch ja brav Masken tragen. Ich frage mich, was wohl ist, wenn wir uns weigern würden. Werden wir gewaltsam aus dem Zimmer gerissen, bis wir die Maske anziehen? Oder noch schlimmer, werden wir im zweitletzten Semester gar exmatrikuliert?
Letzte Woche klappte das Tragen der Maske in meinen Fächern eigentlich ganz gut. Weshalb also eine so drastische Massnahme getroffen wird, ist mir schleierhaft. Befremdlicherweise wurden lediglich die Dozenten und Angestellten der Fachhochschule darüber informiert, die Studenten aber nicht. Auch zu den Kosten drängen sich Fragen auf. Wenn von 8 bis 17 Uhr von mindestens drei Securitas-Angestellten ständig kontrolliert wird, an fünf Tagen die Woche bis eventuell Ende Jahr – wenn das Semester vorbei ist –, dürfte da für den Steuerzahler ein schönes Sümmchen zusammenkommen. Auch wer das angeordnet hat, ist mangels Informationen nicht klar. Vielleicht ein Begrüssungsgeschenk des neuen Rektors? Vielleicht demonstriert der Kanton oder die Stadt Stärke, was nach bürgerlichen Ansichten bei der Klimademonstration auf dem Bundesplatz oder bei der Reitschule schmerzlich vermisst wird.
Das Regime der Angst, wie es «Corona-Gegner» nennen, die nur allzu schnell als Verschwörungstheoretiker oder «Covidioten» für ihre kritischen Fragen diskreditiert werden, scheint Gestalt anzunehmen. Was kommt als Nächstes?