
Wenn kapitale Fehler eine Partie entscheiden wie in Olten und Langenthal
Als Trainer Fredrik Söderström zwei Minuten und 13 Sekunden vor dem Ende sein Timeout einzieht, wird es so still im Kleinholz, dass die Spieler für einen Moment die supportenden Fans ausserhalb des Stadion auf der Südseite registrieren. Es folgen daraufhin die letzten 133 Sekunden, in denen der EHC Olten noch einmal alles in die Waagschale wirft, zu sechst anstürmt und versucht, den einen verflixten Torerfolg zu finden. Doch er lässt sich an diesem Abend nicht finden. Olten muss das Eis mit der Mini-Niederlage von 0:1 verlassen.
Besonders denkwürdig dürfte der Abend für Verteidiger Simon Lüthi sein. Ausgerechnet jenem Verteidiger, der die Saison seines Lebens spielt, unterläuft ein kapitaler Fehler: Kurz vor Spielmitte, nach einem gewonnenen Defensivbully, will er die Scheibe hinter dem eigenen Tor der Bande entlangspielen und erwischt dabei den Puck nicht richtig, passt zu Forget, der blitzschnell vor dem Gehäuse Kloten-Ausländer Figren zum 1:0 bedient. Ein Patzer, der letztlich die Differenz ausmacht. Doch Fredrik Söderström meinte: «Wenn du nur einmal bezwungen wirst, in einem Playoff-Halbfinal, zu Hause im eigenen Stadion, gegen Topfavorit Kloten, ja dann solltest du das Spiel eigentlich gewinnen.»
Warnschuss an Favoriten vom «Sorgenteam»
Allzu enttäuscht wollte sich Söderström im Anschluss an die Partie nicht zeigen: «Wir hatten viele Chancen kreiert, darunter waren einige qualitativ gute Abschlüsse, aber wir brachten die Scheibe einfach nicht rein. Natürlich ist es eine harte und bittere Niederlage. Aber so schnell geben wir nicht auf. Das war ein Warnschuss an Kloten. Wenn ich Klotens Trainer wäre, würde ich mir grosse Sorgen machen im Hinblick auf Spiel drei. Denn wir haben Mühe neben dem Eis, Spieler müssen uns verlassen, sind gesperrt oder verletzten sich – und trotzdem sind wir über weite Strecken das bessere Team. Das sollte dem Topfavoriten zu denken geben.»
Tatsächlich tat man den Powermäusen Unrecht, wenn man sie schon vor dem Spiel wegen Personalsorgen abschrieb. Mit Weisskopf gesellte sich ein weiterer Stammspieler zu den Verletzten Philipp Rytz, Rexha und Hüsler sowie den nicht spielberechtigten Stämpfli und Halberstadt. Im Sturm war Jewgeni Schirjajew einsatzbereit, aber nicht in Vollbesitz seiner Kräfte. Doch der EHCO powerte von Beginn weg, steckte den zu grossen Respekt aus Spiel eins weg und agierte frech. Selbst dann waren die Oltner ebenbürtig, als Kloten im zweiten Drittel einen Gang höher schaltete. Der Gast registrierte in den zehn letzten Minuten eine einzige gute Chance und war bis zur Sirene mit Defensivarbeiten beschäftigt. Das reichte. (Von Silvan Hartmann)
Die Startfehler waren eine zu grosse Hypothek
45 Minuten waren gespielt gegen Ajoie und beim SC Langenthal kam Hoffnung auf: Stefan Tschannen wurde plötzlich frei gespielt und ging alleine aufs Tor zu. Tschannen täuschte an, schoss, Tim Wolf im Kasten des HC Ajoie parierte aber den Schuss. Dass diese Szene Dutzendware war, verdeutlichte das Problem des SCL an diesem Abend: Die Oberaargauer waren besser als Ajoie, kreierten viele Chancen, lagen aber in diesem Moment um zwei Längen und 2:4 Torerfolge zurück.
Der Grund dafür lag im Startdrittel begraben. Schon in der ersten Minute produzierte Pascal Caminada einen kapitalen Flop, der Ajoie zur Führung verhalf. Der SCL-Keeper fing eine tief gespielte Scheibe ab und wollte sie hinter dem Tor zu Yves Müller durchspielen. Dieser konnte sie aber nicht kontrollieren, verlor sie an Jonathan Hazen und musste zusehen, wie dieser unbedrängt die Scheibe ins verlassene Tor schob. Neun Minuten später rutschte der SCL-Keeper im Rückwärtsgang aus und kam beim Buebetrickli von Ueli Huber zu spät. Dass Mathieu Maret als Gegenspieler zu spät störte, war ebenso folgenschwer. Ajoie wahrt Distanz und nutzt seine ChancenJene Zwei-Tore-Hypothek begleitete den SCL den ganzen Abend – trotz massivem Chancenplus. Zwar verkürzte Marc Kämpf bei einem Konter nur 16 Sekunden nach dem 2:0 auf 2:1, ein clever getimter Handgelenkschuss (19.) von Reto Schmutz stellte den Ajoie-Vorsprung aber wieder her. Und nachdem Stefan Tschannen einen Abpraller zum 2:3 nach 28 Minuten nutzte, reagierte Hazen mit einem tollen Solo und dem 4:2, nur 13 Sekunden vor der zweiten Pause.
In den Schlussminuten zeigte sich das gleiche Bild, Langenthal kam durch Maret in der 54. Minute heran, kassierte aber – ins verlassene Gehäuse – noch das 3:5, welches die Niederlage besiegelte, die sich nach zwei kapitalen Fehlern früh abzeichnete. «Wenn man fünf Tore kassiert, ist defensiv sicherlich etwas nicht gut gelaufen», sagte Marc Kämpf nach der Partie. Offensiv habe man grundsätzlich gut gespielt, aber die Chancen nicht genutzt, weshalb Ajoie die Vorteile auf seiner Seite behalten konnte. Nach dem Break im ersten Spiel folgt deshalb bereits der Ausgleich, der ärgerlich, aber nicht bedenklich ist. Dass Langenthal eigentlich besser war, verbreitete beim SCL Zuversicht – Break und Re-Break hin oder her. (ryl)