
Wenn sich bei der Siegerehrung jeder selber die Medaille nimmt
Welch besonderer Moment ist es normalerweise, wenn man an einer Schweizer Meisterschaft eine Medaille gewinnt. Unter tosendem Applaus von Angehörigen und Fans schreiten die Besten zum Podest, gratulieren den anderen Athleten auf dem Treppchen, lassen sich – begleitet von Glückwünschen eines prominenten Funktionärs – ihr Edelmetall überreichen.
An den Schweizer Kurzbahn-Meisterschaften in Sion waren jene «Zeremonien» ein wenig anders. Die Athleten auf den ersten drei Rängen marschierten mit gebührendem Abstand zu ihren Konkurrenten zur Siegerehrung. Die Medaille nahm Jeder selber von einem Tableau, nickte hinter der Maske lächelnd den andern Gewinnern zu, stieg aufs Treppchen und hängte sich die Medaille um. «Das war schon speziell und schräg», sagt Dario Wickihalter. Der Brittnauer erkämpfte sich in Sion über 400m Freistil hinter Nils Liess (Genf) und Antonio Djakovic (Uster) Bronze. «Ich hätte ihnen gern die Hand gereicht und gratuliert, aber das geht im Moment nicht», sagt der 17-jährige Schwimmer des SC Aarefisch Aarau.
Kraftakt der Organisatoren für ein Ja zur Durchführung
«Dass die Meisterschaften überhaupt stattfinden konnten, war super», betont Dario Wickihalter. Zu verdanken ist dies dem Organisator CN Sion. Der Verein bemühte sich extrem, ein umfassendes Schutzkonzept zu erstellen für einen sicheren Anlass und verhandelte geschickt mit den Behörden. Die Kurzbahn-SM erhielt vom Kanton Wallis, wo ein Teil-Lockdown herrscht, den Status einer Profisport-Veranstaltung. Der Nationale Verband Swiss Aquatics reduzierte die Teilnehmerzahl stark, vor Hallenbadeintritt wurde den Athleten die Temperatur gemessen und Desinfektionsmitteldispenser waren omnipräsent. Der Wettkampf ging ohne Zuschauer über die Bühne, lediglich Trainer und Funktionäre säumten den Beckenrand. «Das raubte dem Event die Atmosphäre, die er sonst hat. Der Jubel und das Anfeuern der Clubkollegen und der Familie fehlte schon», so Dario Wickihalter.
Die Unterstützung seiner Familie war dem Schüler der Sportkanti aber auch aus der Ferne sicher. Swiss Aquatics übertrug die Wettbewerbe sowie die Siegerehrungen alle live auf Youtube, «was wir Schwimmer sehr schätzten», so Dario Wickihalter. Und so wurde es bei ihm Zuhause ab und an laut, wenn seine Familie ihn am Bildschirm in Action sah. Zudem versammelten sich einige Eltern von SC-Aarefisch-Athleten bei der Trainingsstätte in Suhr, um die Rennen draussen auf Grossleinwand, distanziert und mit Maske, aber doch gemeinsam mitzuverfolgen.

Dario Wickihalter schwamm heuer zum vierten Mal seit 2017 an der Elite-SM mit. Kontinuierlich steigerte sich das Nationalkadermitglied, kämpfte sich vorerst in B-Finals, dann in A-Finals und dieses Jahr erstmals aufs Podest. In Sion erzielte er über 50, 100, 200 und 400 Meter Freistil persönliche Bestzeiten. «Die Medaille freut mich natürlich extrem», sagt Dario Wickihalter, «trotzdem bin ich insgesamt nicht voll zufrieden, da geht noch mehr, was die Zeiten betrifft.» Vor allem an den Wendungen müsse er arbeiten, da habe er Zeit verloren. «Wohl auch, weil ich derzeit öfter auf der Lang- als auf der Kurzbahn trainiere.» Zudem habe er bis fast zur SM ein relativ umfangreiches Training bestritten. Die Reduktionsphase, die man sonst vor Wettkämpfen einlegt, sei kurz gewesen und eine Prognose nach fast einem Jahr ohne «richtigen, wichtigen Wettkampf» schwierig.
Mit der Staffel, wo Wickihalters Verein SC Aarefisch über 4x50m ohne Ambitionen auf Edelmetall antrat, gab es am Sonntagabend zum Abschluss Platz 5. Dann ging es im Zug heim nach Brittnau. So, wie sich Dario Wickihalter seit Donnerstag im Schwimmbad bis zum Sprung ins Wasser, bei der Siegerehrung, bis zum Esstisch und im Hotel immer bewegt hatte: mit Schutzmaske.
Hier geht es zu den Resultaten.
Hier gibts die Rennen als Youtube-Replay.
