Wie ein Trainingsspiel im Januar für den EHC Olten – mit Video

Hoher Besuch fand sich im Kleinholz ein. Nicht nur eine 43-köpfige Delegation aus China versammelte sich auf der Sitzplatztribüne. Sogar der chinesische Botschafter in der Schweiz höchstpersönlich wurde Zeuge des zweithöchsten Siegs des EHC Olten in der laufenden Qualifikation. Die asiatischen Nachwuchscracks, die seit November für sechs Monate in einem Trainingslager in Magglingen weilen und in Zuchwil trainieren, erhielten von den Oltnern durchaus Anschauungsunterricht in Sachen Eishockey-Kunst. Der neue Leader (Spitzenreiter La Chaux-de-Fonds unterlag in Winterthur nach Penaltyschiessen) nahm das Schlusslicht aus dem Tessin nach allen Regeln der Kunst auseinander. Es war nicht mehr als ein Trainingsspiel im Januar. 9:0 lautete das Schlussresultat, 52:11 das Schussverhältnis. «Wenn wir noch etwas konsequenter gespielt hätten, wäre es für sie noch schlimmer geworden», befand der zweifache Torschütze Devin Muller.

Der Oltner Stürmer gehörte zu den Spielern der Powermäuse, die an diesem Abend ihr Selbstvertrauen etwas aufmöbeln konnten. Muller, der mit einer Schulterverletzung fast die ganze erste Saisonhälfte verpasste und kürzlich auch wieder zwei Wochen wegen einer Gehirnerschütterung pausieren musste, erzielte seine Tore Nummer zwei und drei in der laufenden Meisterschaft. Darunter auch das 1:0, welches nach einem Geduldsspiel im ersten Drittel, in welchem die Oltner mindestens ein halbes Dutzend Chancen ausliessen, schliesslich die Schleusen in Richtung Kantersieg öffnete.

Heughebaerts Faustkämpfchen

Seinen ersten Saisontreffer erzielte gegen die bedauernswerten und völlig überforderten Raketen aus dem Tessin Verteidiger Luca Zanatta. Sein Schuss in den Torhimmel katapultierte die Trinkflasche des ebenso bedauernswerten Rockets-Schlussmanns Silas Matthys in hohem Bogen aufs Eis. Eine Premiere der besonderen Art durfte auch noch ein anderer EHCO-Verteidiger feiern: Stéphane Heughebaert absolvierte den ersten Faustkampf seiner Profikarriere gegen den Tessiner Federico Sartori. Heughebaert schlug sich achtbar, konnte aber nicht verbergen, dass das «fighten» nicht zu seinen Kernkompetenzen gehört. Übertrieben war, dass der Schiedsrichter die Streithähne unter die Dusche schickte. Die Beiden lieferten sich mehr eine liebevolle Rauferei als eine Keilerei.

Ein weiterer EHCO-Spieler, der in diesem Schützenfest etwas fürs Selbstvertrauen tun konnte, war Marco Truttmann, der sich drei Skorerpunkte gutschreiben lassen durfte. «Trutti» erhielt von Headcoach Chris Bartolone viel Eiszeit und durfte sich sogar im Powerplay versuchen. Noch ist der 33-Jährige ein gutes Stück von seiner Bestform entfernt. Aber diese Erfolgserlebnisse werden ihm auf dem Weg zurück zu alter Stärke hoffentlich gut tun.

Ob dieser Kantersieg gegen einen inferioren Gegner nun ein Zeichen der Stärke ist oder letztlich doch nicht mehr als ein Muster ohne Wert, wird sich am Samstag im nächsten Heimspiel gegen den wiedererstarkten Absteiger EHC Kloten zeigen. Dann wird man erkennen, ob die Defensive, die in den letzten drei Spielen nur einen Gegentreffer zuliess (acht Sekunden vor Schluss gegen Thurgau, in doppelter Unterzahl), auch gegen ein Spitzenteam dichthält.