
Wie erfolgreich ist die regionale Wirtschaftsförderung?
«Ein Diplomat muss schweigsam sein», heisst es in Franz Lehárs Operette «Die lustige Witwe». Schweigsam, das ist von Berufs wegen meist auch ein Wirtschaftsförderer. Klappern kann Andreas C. Brändle nur dann, wenn dank seiner Vermittlung der Vertrag zwischen einem Wirtschaftsunternehmen und einem Land- oder Immobilienbesitzer in trockenen Tüchern ist – neue Arbeitsplätze entstehen oder solche weiterhin in der Region bleiben. Aktuelle Kontakte sind vertraulich. Weitgehend aus den Kassen der Gemeinden Oftringen, Rothrist und Zofingen entlöhnt, ist Brändle zu einem «Motor» für die Region geworden.
Hand aufs Herz: Was bringt seine Arbeit in Franken und Rappen? Diese Frage stellt der Wiliberger Nationalrat Thomas Burgherr in seiner Funktion als Kantonalpräsident der SVP generell zum Thema. Im Fokus hat er dabei nicht die Region, sondern die kantonale Wirtschafts- und Standortförderung. Aktuell bis 2020 befristet, will der Regierungsrat diese zur dauerhaften Staatsaufgabe machen.
Wie die Wirkung messen?
«Der Vernehmlassungsbericht bestätigt das Bild, das sich die SVP Aargau von der Standortförderung machen konnte – eine Wirkung ist unmöglich zu messen», schreibt Burgherr. Im Bericht gibt es eine konkrete Zahl, welche den Nutzen aufzeigen soll: Die durch die Standortförderung pro Jahr neu angesiedelten Firmen liefern dem Kanton 2,6 Millionen Franken an Steuern ab. Dazu hat Burgherr namens seiner Partei zwei Bemerkungen. Die eine: Wäre nicht die eine oder andere Unternehmung auch ohne Standortförderung in den Aargau gezogen? Und: Für diese 2,6 Millionen Franken an zusätzlichen Steuereinnahmen werden 2,5 Millionen für die Standortförderung ausgegeben.
Was ist mit den Steuern von Arbeitnehmenden, die dank der neuen Unternehmen zugezogen sind? Zahlen dazu fehlen. Was es aber gibt, sind Regionalstudien von verschiedenen Banken und von Forschungsinstituten, welche Entwicklungen aufzeigen. In einer «Standortbestimmung» nutzt die Wirtschaftsförderung Oftringen, Rothrist und Zofingen eine Studie des Basler Wirtschaftsforschungsinstituts BAK Economics. Dessen Aussagen sind eindrücklich.
Das Bruttoinlandprodukt wuchs im Bezirk rascher als jenes des gesamten Kantons – und auch schneller als jenes der Schweiz. War die Region Zofingen in der Beobachtungsperiode von 2003 bis 2013 noch auf dem zweitletzten Rang der Aargauer Regionen, hat sie sich in den letzten vier Jahren in Richtung Spitze verbessert. Konkret: Die Region Zofingen hat – zusammen mit dem Fricktal als vergleichbare Industrieregion – das grösste Zukunftspotenzial im Industriekanton Aargau. Die Region Baden ist unter den Aargauer Wirtschaftsregionen auf dem vorletzten Platz zu finden – die oft als wirtschaftliches Entwicklungsgebiet bezeichnete Randregion Zurzibiet Regio hat bei der Produktivität ein doppelt so grosses Wachstum wie Baden.
Qualitatives Wachstum
«Diese fortschreitendeSteigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in der Region Zofingen ist umso positiver zu bewerten, als sie weitgehend ohne Arbeitsplatzabbau erfolgt ist. Im Gegenteil: das Arbeitsplatzangebot in der Region Zofingen stieg von 2013 bis 2017 mit 2,1 Prozent um gegen 1000 Stellen», betont Brändle. «Mit diesem überdurchschnittlichen quantitativen und qualitativen Wachstum in den letzten Jahren ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine weitere positive Wirtschaftsentwicklung gegeben.» Als grösstes Risiko mit nicht kalkulierbaren Folgen beurteilt die Wirtschaftsförderung die Schuldensituation Italiens und deren mögliche Auswirkungen auf den Euro sowie das Risiko einer erneuten globalen Finanzkrise.