Wikoner Unternehmer zur aktuellen politischen Lage: «Lokale Parteipolitik schreckt nur ab»

ZUR PERSON

Michel Hunkeler ist in Zofingen aufgewachsen und wohnt seit zirka elf Jahren in Wikon. Der 47-Jährige ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern. 2015 ist er in den Familienbetrieb Hunkeler AG in Wikon eingestiegen. Michel Hunkeler ist CEO des Unternehmens.

Wikon steckt in einer Krise. Gemeinderat und Verwaltung können zurzeit nicht optimal arbeiten, die Gräben sind noch nicht geschlossen und in der Verwaltung muss die nächsten Monate noch mit Engpässen gerechnet werden, wie der Gemeindepräsident René Wiederkehr vor drei Wochen gegenüber dieser Zeitung sagte. Die Ortsparteien SP und SVP sehen das Problem vor allem in ihm, in René Wiederkehr. In einem offenen Brief forderten sie ihn vor zehn Tagen zum Rücktritt auf – nicht zum ersten Mal. Der Diskurs gleicht einem Pingpong-Spiel. Höchste Zeit, sich eine andere Stimme aus dem Dorf anzuhören: Michel Hunkeler, wohnhaft in Wikon und CEO der dort ansässigen Hunkeler AG.

Herr Hunkeler, wie beurteilen Sie die aktuelle politische Situation in Wikon?

Michel Hunkeler: Als schwierig. Und für die Standortattraktivität von Wikon als sehr schlecht. So eine kleine Gemeinde wie Wikon lebt von den Steuerzahlern und von Leuten, die etwas aktiv beitragen. Wird in den Medien aber immer ein schlechtes Licht auf das Dorf geworfen, schreckt das potenzielle Zuzüger ab – da bin ich überzeugt. Zur Standortattraktivität gehört auch eine saubere, abgestimmte Kommunikation im Gemeinderat. Was aktuell passiert, ist jedoch unkoordiniert und geht nicht.

Kennen Sie Beispiele, in denen Wikon an Standortattraktivität eingebüsst hat?

Ich kenne Personen, die wegen der Lage und der vernünftigen Grundstückpreise hierher gekommen sind. Wenn sie von den Querelen gewusst hätten, wohl eher nicht.

Fallen die politischen Probleme auf Sie als Unternehmer zurück?

Nein, so direkt nicht. Auf den Geschäftsgang haben sie keinen Einfluss, wir exportieren 95 Prozent. Aber wir haben natürlich viele Mitarbeitende, die hier wohnen – da erhält man ein besorgniserregendes Echo. Ich will mich in dieser Sache auch klar als Stimmbürger äussern.

Sie wohnen seit elf Jahren in Wikon. Zudem sind Ihre Eltern hier aufgewachsen. Können Sie sagen, wieso es gerade in Wikon zu solchen Querelen gekommen ist?

Hier herrscht eine Diskussions- und Streitkultur, die seit Jahren nicht haltbar ist. Als Mitglied des Gemeinderats wird man von wenigen Exponenten fast permanent angegriffen – in einem Ton, den man nicht akzeptieren kann. Schon der ehemalige Gemeindepräsident Hans Golling wurde frontal angegriffen, obwohl er meines Erachtens gute Arbeit geleistet hat. Das ist nicht konstruktiv. Kreative oder konstruktive Inputs habe ich kaum je wahrgenommen.

Wo hätten Sie sich das beispielsweise gewünscht?

Bei der Spichermatt-Abstimmung. Dort habe ich nie einen kreativen Lösungsvorschlag der Gegner gehört. Klar, an Gemeindeversammlungen soll intensiv und hart diskutiert werden. Man muss nicht immer harmonieren, aber man sollte eine gewisse Ruhe in den politischen Betrieb bringen. Und ich erwarte auch konstruktive Gegenvorschläge. Nur Opposition zu betreiben – das brauchen wir nicht in einer so kleinen Gemeinde. Oppositionelle hätten zwar sicherlich auch gute Ideen, bringen sie aber kaum ein.

Gemeindeversammlungen werden selten gut besucht. Ist das noch der richtige Ort für konstruktive Diskussionen?

Vielleicht müsste man eine Plattform kreieren, um solche Exponenten noch institutionalisierter an einen Tisch setzen. So etwas gab es bereits vor einem halben Jahr. Auch jüngere Bürgerinnen und Bürger sollten dabei Ideen einbringen. Moderieren müssten das aber unabhängige Profis. Lokale Parteipolitik wird genug betrieben – das schreckt nur ab.

Sie waren auch an der berüchtigten Gemeindeversammlung letzten Juni, als es zum Eklat kam. Wie haben Sie diese selbst erlebt?

Im Gegensatz zur letzten Gemeindeversammlung im November, die hervorragend durch die interimistische Gemeindepräsidentin Michaela Tschuor geleitet wurde, fehlte im Frühling der Anstand. Es gab Äusserungen, die ich in der Art und Weise, wie sie vorgetragen wurden, nicht okay finde. Die Reaktion des Gemeinderates, dem Finanzvorsteher Wolfgang Kunzelmann sämtliche Dossiers zu entziehen, war aber ganz klar falsch.

Wolfgang Kunzelmann ist ja bei Ihnen angestellt.

Wolfgang Kunzelmann ist bei uns angestellt, das stimmt. Ich bin mit seiner Sicht der Dinge vertraut. Letztlich geht es mir aber nicht um Einzelpersonen und deren Schicksal, sondern ums Dorf. Mein Wunsch an den Gemeinderat ist deshalb: koordiniert eure Kommunikation besser und lasst es nicht zu, dass sich Einzelpersonen aus dem Gremium gegenüber den Medien äussern, ohne das dies vorab im Gremium abgestimmt wurde.

Zurzeit läuft eine Organisationsanalyse in der Verwaltung und im Gemeinderat. Reicht das Ihrer Meinung nach?

Es ist berechtigt, dass man das macht. Das hat der Gemeinderat im Plenum entschieden, da stehe ich dahinter. Aber man sollte sich auch fragen, ob eine eigene Verwaltung noch zeitgemäss ist. Damit will ich nicht sagen, dass die Wikoner Verwaltung einen schlechten Job macht. Aber vielleicht wäre es sinnvoll, die Verwaltung mit anderen Gemeinden zusammenzulegen.

«Hier in Wikon herrscht eine Diskussions- und Streitkultur, die seit Jahren nicht haltbar ist.» Michel Hunkeler in seinem Büro in Wikon (Bild: Oliver Schweizer)
«Hier in Wikon herrscht eine Diskussions- und Streitkultur, die seit Jahren nicht haltbar ist.» Michel Hunkeler in seinem Büro in Wikon (Bild: Oliver Schweizer)