Willen und Zeit braucht es

«Für mich gibt es nur Top oder Flop, nichts dazwischen», sagt Marc Fiechter. Und die Nachwuchsabteilung des FC Rothrist soll top werden. Im Juni hat der 42-Jährige das Amt als Juniorenverantwortlicher übernommen. «Das Potenzial nach oben ist gross, aber es ist auch eine Basis vorhanden. Ich fing nicht bei Null an.» Marc Fiechters Ziel: die Strukturen so optimieren, dass durch gesteigerte Trainingsqualität und -intensität vermehrt Nachwuchsspieler den Sprung ins Fanionteam schaffen. «Dass ein Junior des FC Rothrist Profi wird, ist momentan nicht realistisch», sagt Marc Fiechter, im Idealfall ändert sich das in naher Zukunft. Der 50-fache Nachwuchs-Nationalspieler denkt in einem Mehrjahresplan: «Veränderung braucht Zeit.» Sein Konzept sowie eine einheitliche Spiel- und Bewegungsphilosophie müssten zuerst verankert werden. Alle sechs Wochen plant der frühere Profi interne Trainerweiterbildungen, gibt den Coaches Handouts ab und legt Prioritäten fest, was Taktik, Technik, Athletik und Kondition angeht.

Fiechter will künftig in jeder Altersklasse das a-Team mit einem Toptrainer besetzen und dort die stärksten Spieler zusammenziehen. «So werden die Guten besser gefördert, weil sie nicht unterfordert sind und die schwächeren bleiben motiviert, weil sie einen Antrieb haben, besser zu werden», schätzt Marc Fiechter. Jener Antrieb sei sowieso das A und O für einen jungen Sportler: «Du kannst noch so viel Talent haben, wenn der Wille fehlt, mal in die erste Mannschaft zu kommen und die Bereitschaft, alles zu geben, kommst du nicht weiter.»

Letzteres ist der Grund, weshalb es ihn reizt, im Nachwuchsbereich tätig zu sein. «Hier kannst du mehr bewegen, als ‹Feierabendtrainer› bei einem Herrenteam», meint der Trainer der U16 des SC Kriens. Er bringt beim FC Rothrist ein, was er als Spieler beim FC Lugano, FC St. Gallen, FC Aarau und beim 1. FC Nürnberg und als Coach von Spitzenjuniorenteams erlebt hat. Den mentalen Bereich und die Persönlichkeitsbildung erachtet der Familienvater nebst der sportlichen Qualität eines Spielers als zentral. «Daran muss man schon mit den Jüngsten arbeiten.» Ganz mit eigenen Akteuren könne der FC Rothrist in der 2. Liga inter natürlich auch in Zukunft nicht agieren, «aber wenn einige eigene Junioren nicht nur auf der Kaderliste, sondern auch auf dem Feld erscheinen, fruchtet unsere Arbeit.»

Diese Saison rücken Kevin Müller, Simon Olivera und Daniele D’Ovidio in die 2.-Liga-inter-Mannschaft. Auch sonst hat der FCR mit den Zuzügen der Goalies Jeffrey Bossert und Daniel Kasanga, Luca De Marco, Ali Ozan, Damiano Arturi, Josias Mikalay, Noel De Silva, Ali Dibrani, José Garcia, David Orosaj, Mario Sampaio und Christian Mattli und mit 11 Abgängen (unter anderem Topskorer Manuel Zobrist) ein neues Gesicht und mit Benjamin Jeisy einen neuen Leiter der Fussballschule. «Es tut sich einiges», so Fiechter. Trotz aller Ambitionen, die im Gespräch spürbar werden, ist sich der Geuenseer bewusst: «Der FC Rothrist wird nie ein Profiverein, aber im Nachwuchsbereich soll ein Drittel Spitze und zwei Drittel Breite sein.»