
Wird die Reussportbrücke versenkt? SP-Kantonsrätin aus Reiden fordert stattdessen besseres öV-Angebot
Letzten Sonntag hat sich die Luzerner Stadtbevölkerung deutlich gegen das kantonale Strassenprojekt beim Autobahnanschluss Lochhof ausgesprochen. 73 Prozent der Bevölkerung hat die SP-Volksinitiative gegen die «Spange Nord» gutgeheissen. Was das konkret bedeutet, ist aber noch unklar. Aufgrund des Widerstands der Stadtregierung hat der Kanton das Projekt bereits vor der Abstimmung redimensioniert. Nun geht es darum, ob der Autobahnanschluss Lochhof überhaupt in Betrieb genommen und die Reussportbrücke gebaut werden soll.
«Dringende öV-Förderung auf dem Land»
Die SP Kanton Luzern fordert nun einen Verzicht auf die Variante Basisausbau Lochhof mit Reussportbrücke, wie sie Anfang dieser Woche mitteilte. Um die Lebens- und Wohnqualität in den betroffenen Quartieren aufrechtzuerhalten, soll die Innenstadt vom motorisierten Individualverkehr entlastet und der öffentliche Verkehr gefördert werden. Diese Forderung unterstützt die Reider SP-Kantonsrätin Isabella Schwegler. Das Mitglied der kantonalen Verkehrs- und Baukommission sagt: «Mit den finanziellen Mitteln soll die dringende öV-Attraktivierung und Förderung auf dem Land und der Agglomeration vorangetrieben werden.» Der Mehrverkehr auf dem Land und in der Agglomeration sei auf den ständigen Leistungsabbau des öV und die verfehlte Raum- und Siedlungsentwicklung zurückzuführen. Als Beispiel nennt sie auf Anfrage das Dorf Lieli im Luzerner Seetal. «Das Dorf mit der bekannten Burgruine Nünegg hat mittlerweile keinen öV-Anschluss mehr. Zudem sind im Entlebuch Bushaltestellen aufgehoben worden.» Die Reussportbrücke führt ihrer Meinung nach zu keiner Entlastung des Verkehrs. Die bestehenden Ausfahrten in Kriens und Emmen würden reichen, sofern das Verkehrsaufkommen stagniere. «Das Problem ist, dass die Menschen mit dem eigenen Auto in die Stadt fahren. Ich möchte die Landbevölkerung motivieren, mit dem öV in die Stadt zu reisen, sofern dies nicht aus gesundheitlichen oder anderen zwingenden Gründen unmöglich ist.»
Der FDP-Kantonsrat Philipp Bucher aus Dagmersellen hingegen möchte, dass der Kanton an der Inbetriebnahme des Autobahnanschlusses Lochhof und dem Bau der Reussportbrücke festhält. «Der Anschluss Lochhof führt sicherlich zu mehr Entlastung», sagt Bucher. «Die Haltung der Gegner trägt indessen nicht zur Verbesserung der Verkehrssituation bei.» Zudem vertraue er den Experten, die 2019 dem Kanton Luzern empfohlen haben, den ostseitigen Zubringer ins Maihof-Quartier zwar zu streichen, aber den westseitigen Autobahnanschluss mit der Reussportbrücke in Betrieb zu nehmen. Bucher findet es wichtig, dass die Stadt Luzern auch für den motorisierten Individualverkehr attraktiv bleibt. «Ich denke dabei vor allem auch an all die Handwerker, die in der Stadt etwas erledigen müssen.»
«Gerade im Hinterland ist das Auto sehr wichtig»
«Die Aussage von Isabella Schwegler irritiert mich», sagt der CVP-Kantonsrat Michael Kurmann aus Dagmersellen. Der öV auf dem Land werde laufend ausgebaut. Zudem betont auch er, dass der Anschluss Lochhof mit Fluhmühlebrücke als Bestvariante eruiert worden sei. «Ich unterstütze das Projekt. Mir ist aber auch klar, dass gegen den grossen Widerstand der Bevölkerung vor Ort noch nie eine Strasse gebaut wurde.» Da Luzern eine Zentrumsfunktion habe, sei eine gute Erreichbarkeit mit öV und motorisiertem Individualverkehr für die Landbevölkerung sehr wichtig.
Bis gestern lief die Vernehmlassung zum Projekt Reussportbrücke. Auf Basis der eingegangenen Rückmeldungen wird der Regierungsrat das weitere Vorgehen beschliessen. Möchte er am Projekt festhalten, müssen als Nächstes der Kantonsrat und anschliessend das kantonale Stimmvolk über die Brücke entscheiden.