Wirtschafts- und Bildungsstandort: «Zofingen ist punkto Produktivität Spitzenklasse»

«Um die Industrie 4.0 leben zu können, müssen in der Berufsbildung Monokulturen Interdisziplinität und Polyvalenz weichen – wie das die Berufsfachschule Zofingen vorlebt.» Andreas C. Brändle  Wirtschaftsförderer Oftringen-Rothrist-Zofingen (Bild: RAN)
«Um die Industrie 4.0 leben zu können, müssen in der Berufsbildung Monokulturen Interdisziplinität und Polyvalenz weichen – wie das die Berufsfachschule Zofingen vorlebt.» Andreas C. Brändle Wirtschaftsförderer Oftringen-Rothrist-Zofingen (Bild: RAN)

Seit vier Jahren ist er (Mit-)Architekt einer Erfolgsgeschichte: Wirtschaftsförderer Andreas C. Brändle – weitgehend aus den Kassen der Gemeinden Oftringen, Rothrist und Zofingen entlöhnt, ist er zu einem «Motor» für die ganze Region geworden. Er hat daran mitgearbeitet, dass aus einem wirtschaftlichen Mauerblümchen wieder eine führende Wirtschaftsregion wurde. Hinsichtlich Produktivität ist Zofingen in die Spitzengruppe der Aargauer Regionen vorgestossen und hat – zusammen mit dem Fricktal als vergleichbare Industrieregion – grösstes Zukunftspotenzial im Industriekanton Aargau. Dies steht so in einer Studie des Basler Wirtschaftsforschungsinstituts BAK Economics.

Die Region Baden ist unter den Aargauer Wirtschaftsregionen auf dem vorletzten Platz zu finden – die oft als wirtschaftliches Entwicklungsgebiet bezeichnete Randregion Zurzibiet Regio hat ein doppelt so grosses Wachstum.

«Der prosperierenden Region Zofingen will man die für sie wichtigen Zweige der beruflichen Grundausbildung wegnehmen?» – Brändle schüttelt den Kopf ob den Plänen des Regierungsrats. Aus Gesprächen mit Bestandesfirmen und möglichen Zuzügern aus dem Hightech-Bereich weiss Brändle, dass die Berufsfachschule Zofingen und ihr ausgezeichneter Ruf punkto Standortattraktivität ein wichtiger Faktor ist. Neben immer wieder genannten grossen Firmen hat Brändle eine ganze Liste von KMU-Betrieben, die erfolgreich Nischen besetzen – beispielsweise die Bahnindustrie oder Medizintechnik beliefern – in der Robotik tätig sind oder Pumpen für die Chemische Industrie bauen. Hinzu kommen Firmen aus dem Luzerner Norden – namentlich Hunkeler –, die in ihrer Lehrlingsausbildung auf der Berufsfachschule Zofingen basieren.

Eine Trennung der KV-Ausbildung von jener im Maschinenbau wäre aus Sicht von Brändle fatal. Weiss man in «Aarau», wie die Industrie 4.0 in der Praxis funktioniert? «Um die Industrie 4.0 leben zu können, müssen in der Berufsbildung Monokulturen Interdisziplinität und Polyvalenz weichen – wie das die Berufsfachschule Zofingen vorlebt», sagt Brändle.

Was aber ist diese Industrie 4.0 konkret? Bei ihr geht es um die «digitale Transformation» und die knüpft bei einer auf Elektronik und Internet basierenden, von Computern gesteuerten Kommunikation, Datenverarbeitung und Automatisation an. Man spricht von der «Industrie 4.0», weil sie auf die Dampfmaschine, das Fliessband und den nicht mit anderen Arbeitsschritten vernetzten Computer folgt.

In der «Industrie 4.0» sind alle Aktivitäten einer Firma miteinander verlinkt. Bestellt ein Kellner in einem Restaurant per Smart-App einen Espresso, startet die Kaffeemaschine, die Kasse rechnet ab und nach einer gewissen Anzahl Tassen wird eine neue Bestellung Bohnenkaffee ausgelöst. Der Lieferant der Kaffeemaschine wird automatisch über allfällige Störungen informiert, kennt die Zahl produzierter Espressi und weiss, wann Service-Arbeiten anstehen.