
Wohnen in Schräglage ist in
Wegen knappen Baulands wird immer öfter an Hängen gebaut.
Eine tiefe Baugrube klafft am Hirschparkweg in Zofingen. Bald entstehen hier neue Terrassenhäuser – wie vielerorts in der Schweiz. Ist Bauen am Hang im Trend? «Es sind viele solcher Objekte in Planung», bestätigt Claudio Romere, Bauingenieur und stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsleitung beim Ingenieurbüro Emch + Berger in Zofingen. Grund dafür sei das knappe Bauland. Die mangelnden Ressourcen führten dazu, dass verdichtet gebaut werden müsse. Das beengte Wohnen verbunden mit der fehlenden Aussicht sei nicht jedermanns Sache. Grundstücke in Hanglage seien deshalb sehr beliebt. «Für die Bauherren gilt dabei das Motto: viel Sonne, von oben auf die Welt herabschauen und die Aussicht geniessen», so Romere.
Viele Treppen nötig
Das bestätigt auch Adrian Gaberthüel, der mit seiner Familie an der Aeppenhaldenstrasse ein Einfamilienhaus gebaut hat. «Wir müssen die Fensterfronten auch nicht mit Vorhängen verdecken, um uns gegen Blicke von aussen zu schützen, und es kann uns niemand mehr direkt vor die Nase bauen», nennt er weitere Vorteile.
Für Architekten bietet die Hanglage viele Gestaltungsvarianten. Terrassenhäuser seien nur eine Möglichkeit, sagt Architekt Roland Schmid aus Zofingen, der auch das Haus der Familie Gaberthüel entworfen hat. Bei Einfamilienhäusern seien etwa verschiedene Wohnebenen möglich, indem das Haus quasi in der Mitte durchgeschnitten und um ein halbes Stockwerk versetzt wieder zusammengefügt wird. So entstehen halbe Etagen, die über Treppen verbunden sind. «Treppen sind generell ein wichtiges Element beim Bauen in Hanglage», sagt Schmid. Auch die Erschliessung des Hauses müsse bei der Gestaltung berücksichtigt werden: Über welchen Weg ist der Eingang am einfachsten zugänglich? Wer es sich finanziell erlauben kann, könne zum Beispiel einen Lift einbauen.
Neben den gestalterischen Vorteilen ist das Bauen am Hang aber mit vielen Herausforderungen verbunden. Ein Geologe muss vor Baubeginn die Bodenbeschaffenheit prüfen, der Ingenieur die Hangsicherung planen. Bei der Sicherung des Hangs kommen oft Nagelwände zum Einsatz. Dabei werden Stangen dicht nebeneinander in den Hang gebohrt, die sich mit der Erde verbinden und diese festigen. Eine Schale aus Spritzbeton schliesst das Konstrukt nach aussen ab. Eine weitere Möglichkeit ist die Rühlwand, bei der Stahlträger in den Boden gerammt und die Räume zwischen den Trägern mit Holz oder Beton aufgefüllt werden.
Selbst bei sorgfältigster Planung könne es zum Hangrutsch kommen, so Claudio Romere. «Wir haben schliesslich keine Röntgenaugen.» Dies komme aber selten vor. Auch im Fall von Adrian Gaberthüel verlief die Bauphase problemlos. Einzig die Aussagen von Ingenieuren und Geologen hätten die Familie auf Trab gehalten. Oft habe es geheissen, man könne erst beim Aushub sehen, wie die Situation wirklich ist. «Wir waren während dem Bau wie auf Nadeln», sagt er. Darum sei es wichtig, einen Architekten und Bauleiter zu finden, dem man vertrauen könne – «so, wie es bei uns der Fall war», meint Gaberthüel. Nach der erfolgreichen Bauphase würde er wieder ein Haus in Hanglage wählen, müsste er sich nochmals entscheiden. «Wir sind glücklich mit unserem Zuhause und geniessen es jeden Tag.»