
Wohnheim-Neubau St. Urban: Gold für den Unspektakulären
Er lag auf der Hand – der Vergleich mit Siegerehrungen bei den Olympischen Spielen. Gezogen hat ihn Thomas Lemp, Leiter HR und Wohnheim Sonnegarte der Luzerner Psychiatrie (lups); mit dem Hinweis, dass man mit weniger Pathos auskommen müsse. Die Worte richtete er an die Gäste der Pressekonferenz zum Neubau des Wohnheims Sonnegarte. Von Pathos war tatsächlich wenig zu spüren: Ziemlich nüchtern nahm Christian Meyer von der Projektgewinnerin, der Meyer Gadient Architekten AG, die Würdigung entgegen. Nüchtern wie das Siegerprojekt selbst: «Das Projekt vermittelt eine ruhige Atmosphäre, fügt sich gut, stimmig und unspektakulär in die bestehende Geländemodulation ein», heisst es im Bericht des Preisgerichts. Der Neubau besteht aus zwei dreigeschossigen Gebäudeflügeln, in denen die Wohngruppen integriert sind. Ein zweigeschossiger Bau verbindet die beiden Gebäude und ist mit einem grosszügigen Foyer als zentraler Bereich gedacht. Als eigenständiges Gebäude ist südöstlich ein zweigeschossiges Atelier geplant.
Mit der Ernennung des Siegerprojekts ist die lups nun einen Schritt weiter. Letzten Sommer lancierte sie den Projektwettbewerb. Triebfedern sind der kantonale Bedarf an Wohnheimplätzen sowie die «veralteten» Räumlichkeiten. Durch die Zentralisierung in der Nähe der psychiatrischen Klinik sollen zudem Synergien genutzt und Kosten eingespart werden.
Zurzeit befinden sich vier Wohngruppen in je zwei Mehrfamilienhäusern im Dorfquartier von St. Urban. Drei Wohngruppen und der Atelierbereich sind im Konvent-Gebäude des ehemaligen Klosters situiert. Die Standorte bieten 48 Menschen Betreuungs- und Beschäftigungsplätze für erwachsene Menschen mit leichten bis schweren kognitiven Beeinträchtigungen sowie AutismusSpektrums-Störungen. Die Luzerner Psychiatrie wird im Neubau auch sogenannte Kriseninterventionsplätze anbieten. Ein solches Angebot sei selten in der Schweiz, sagt Thomas Lemp von der Luzerner Psychiatrie auf Anfrage.
Bis das neue Gesamtangebot verfügbar ist, dauert es aber noch eine Weile: In einem Jahr soll das Baugesuch für den Neubau erstellt werden. Ein halbes Jahr darauf plant die lups den Baubeginn. Schliesslich soll im Sommer 2022 das neue Wohnheim Sonnegarte mit 64 Wohnplätzen (16 mehr als bisher) von Bewohnern bezogen werden können.
Kosten: 32,5 Millionen Franken
Die Einordnung in die vorhandene städtebauliche Struktur und das geforderte Raumprogramm stellten eine grosse Herausforderung dar, erklärte Kantonsbaumeister Hans-Urs Baumann an der Pressekonferenz. Diese Vorgaben haben die Wettbewerbssieger, die bereits andere Behindertenwohnheime geplant und realisiert haben, erfüllt. «Das Projekt für das Wohnheim Sonnegarte wollten wir mit einem Wohnund nicht mit einem Heimcharakter ausstatten», sagt Christian Meyer von der Meyer Gadient Architekten AG. Dieser Wohnhauscharakter hat die Jury ebenfalls überzeugt. «Die äussere vertikale Holzschalung, die horizontalen Bänder und der vorstehende Dachrand verleihen dem Gebäude entgegen dem bestehenden Kloster- und Klinikareal einen Wohnhauscharakter», heisst es im Bericht des Preisgerichts. Die Zimmer böten viel Tageslicht, unterschiedliche Ausblicke und Rückzugsmöglichkeiten. Ferner verfügt das Projekt über einen Demenzgarten auf dem Dach des Zwischentrakts und einen geschützten Garten vor dem Gebäudekomplex. Für das Projekt rechnet die lups mit Kosten von 32,5 Millionen Franken. Die Qualitäten des Baus scheinen die Kosten für die lups zu rechtfertigen. Dabei handele es sich um das kostengünstigste der rangierten Projekte, präzisiert Daniel Müller, Leiter Stab Direktion, Kommunikation und Marketing der lups.
Details zum Sieger- und zu den anderen zwölf Projekten können bis am 3. März in der Ausstellung im Dachgeschoss, Konvent West, der Klosteranlage besichtigt werden.