Wunden heilen, Erinnerungen bleiben: Der Held von Oftringen zurück beim Job

 

Stephan Gaberthüel, der Held von Oftringen, kann nächste Woche wieder arbeiten. «Gut so», sagt er.

Es war eine höchst ungewöhnliche Woche für Stephan Gaberthüel. Am letzten Samstag berichten wir, wie der 54-jährige SBB-Mitarbeiter zwei Menschen vor dem sicheren Ertrinkungstod bewahrte. Schon am gleichen Tag meldete sich «Tele M1» – und abends war der Held von Oftringen auf den Bildschirmen zu sehen. «Ein TV-Star bin ich aber nicht», sagt er wie immer bescheiden. Anfang Woche meldete sich das «Migros Magazin». Beim Einkaufen sprach ihn eine Frau an der Kasse an: «Sie sind doch der Mann aus der Zeitung». Der Medienrummel ist ihm aber gar nicht recht, und nicht alle Medienanfragen beantwortete er positiv: «Jetzt muss das normale Leben wieder losgehen», sagt er.

Am Donnerstag zurück zum Job

Am Freitag konnte er im Spital die Fäden an seinen Fingern entfernen lassen. Die Wunden seien gut verheilt, allerdings könne er seine Hände noch nicht so richtig zu Fäusten ballen. «Das gibt sich aber wieder», ist er überzeugt.

Die Schnittwunden zog er sich bei einer Befreiungsaktion vor zwei Wochen zu. Als über Zofingen das gewaltige Gewitter niederging, füllten sich auch die Keller Am Dorfbach 3, wo Gaberthüel wohnt. Just zu diesem Zeitpunkt fuhr ein älteres Paar mit dem Lift vom 3. Stock ins Kellergeschoss. Unten angekommen öffnete sich die Tür nicht mehr; auch nach oben bewegte sich der Lift nicht mehr.

Lifttüre mit blossen Händen aufgerissen

Das Paar war im Lift, der sich mit Wasser füllte, gefangen. Stephan Gaberthüel hörte ihr verzweifeltes Rufen und Klopfen – und handelte unverzüglich. Weil er keine Minute verlieren durfte und keine Werkzeuge zur Verfügung hatte, riss er die Lifttüre mit den blossen Händen auf. Er verletzte sich dabei schwer – «wie ich das geschafft habe, weiss ich nicht mehr», sagt er. Hätte er das Paar nicht befreit, wäre es ertrunken: wenig später stand das Wasser in den Kellern Am Dorfbach 3 bis zur Decke.

Voraussichtlich nächsten Donnerstag wird er seinen Job beim Bahntechnik-Zentrum in Hägendorf wieder aufnehmen können. «Gut, dass der Alltag wieder einkehrt», sagt er. Bleiben werden Narben an den Fingern – und Erinnerungen an einen dramatischen Abend.

Einige Wohnungen Am Dorfbach 3 sind immer noch unbewohnbar; und der Lift im Mehrfamilienhaus Nummer 3 läuft voraussichtlich erst in einigen Wochen wieder. Gaberthüel nimmts mit Humor: «Jetzt ist halt Sport mit Treppensteigen angesagt.»