Zum Weltfrauentag: Als die Luzernerinnen erstmals wählen durften

Der Vorstand des Vereins «1970 – 2020: 50 Jahre Frauenstimmrecht im Kanton Luzern». Von links: Claudia Huser, Diel Tatjana Schmid Meyer, Ylfete Fanaj, Tina Weilenmann, Angela Müller und Silvia Hess
Der Vorstand des Vereins «1970 – 2020: 50 Jahre Frauenstimmrecht im Kanton Luzern». Von links: Claudia Huser, Diel Tatjana Schmid Meyer, Ylfete Fanaj, Tina Weilenmann, Angela Müller und Silvia Hess

 Anlässe zum Frauenstimmrecht geplant

Anlässlich des diesjährigen 50-Jahr-Jubiläums zur Einführung des kantonalen Frauenstimmrechts ist auch ein neuer Trägerverein ins Leben gerufen worden. Der Verein heisst «1970 – 2020: 50 Jahre Frauenstimmrecht im Kanton Luzern». Er plant und führt Veranstaltungen zum Jubiläum durch, teilte der Vorstand kürzlich mit. Der Vorstand besteht aus der Unternehmerin Tina Weilenmann, den Kantonsrätinnen Ylfete Fanaj (SP) und Claudia Huser (GLP), Diel Tatjana Schmid Meyer, Parteileitung CVP Stadt Luzern und Vorstand SKF Luzern, sowie den Historikerinnen Silvia Hess und Angela Müller. Das Rahmenprogramm wird im Sommer 2020 vorgestellt. Der Verein wird auch mit der nationalen Plattform „CH2021″welche die Aktivitäten rund um die Einführung des Schweizer Frauenstimmrechts von 1971 koordiniert, zusammenarbeiten. (rzu)

 

 

Überwiegte Aufregung, Freude oder der Nachhall von Wut? Wie fühlte sich eine Luzernerin, als sie am 7. Februar 1971 das erste Mal zur Wahlurne in ihrem Amt schritt? Das Historische Museum Luzern will es wissen. Anlässlich des internationalen Weltfrauentags an diesem Sonntag, 8. März lädt es zum sogenannten „Erzählcafé“ nach Luzern. Frauen jeden Alters können dort von ihren Erfahrungen erzählen.

Das ist eine von vielen Veranstaltungen, die dieses Jahr noch stattfinden werden (siehe Box). Denn der Kanton Luzern feiert 2020 ein Jubiläum: 50 Jahre Frauenstimmrecht.

Am 25. Oktober 1970 entschied die Mehrheit der Luzerner Männer, den Frauen auf kantonaler und kommunaler Ebene ebenfalls eine politische Stimme zu gewähren. Und das überraschend deutlich mit 25 170 Ja- zu 14 781 Nein-Stimmen, wie Dokumente aus dem Staatsarchiv Luzern zeigen. Auch die Männer im Amt Willisau nahmen die Vorlage mit 3367 Ja- zu 2623 Nein-Stimmen an. Nur im Amt Entlebuch stimmten sie gegen das politische Mitspracherecht der Frauen. 

Persönliche Objekte sollen in Ausstellung einfliessen

Das Erzählcafé im Historischen Museum bietet einen ersten Anlass, noch einmal auf die letzten 50 Jahre zurückzublicken. «Eingeladen sind alle, die sich für Gleichberechtigung von Frauen interessieren – egal ob Frau oder Mann, 70-jährig oder 18-jährig, Befürworterin oder Gegner», sagt Sibylle Gerber, Kuratorin des Museums.

Einerseits will das Museum damit eine Plattform für Austausch schaffen. Andererseits möchte Gerber damit eine Quelle für die Ausstellung anzapfen. Ab Herbst bis im Sommer 2021 präsentiert das Historische Museum eine Ausstellung zum Jubiläum. Erinnerungen von Luzernerinnen und Luzernern sollen darin gleichermassen einfliessen wie persönliche Objekte – beispielsweise Fotos, Streik-Banner oder Erinnerungsstücke. Die Kuratorin hofft sogar, dass gewisse Objekte in die Sammlung des Museums aufgenommen werden könnten. Schliesslich sei die Frauengeschichte in Museen schlecht dokumentiert.

Initiative wurde von Konservativen lanciert

Gerber befindet sich noch in der Recherchephase für die Ausstellung. Überrascht habe sie bis jetzt die Tatsache, dass die Volksinitiative für das kantonale Frauenstimmrecht in Luzern von der Konservativen Volkspartei lanciert worden sei. «Dafür eingesetzt haben sich aber Männer aus allen Parteien – zum Beispiel der konservative Grossrat Julius Beck aus Sursee.» Beck habe bereits 1945 im Grossrat des Kantons Luzern eine Motion eingereicht, die eine stärkere Beteiligung von Frauen in Kommissionen und in der Politik forderte. «Heute werden Gleichstellungsanliegen nicht von allen politischen Kräften gleich stark gewichtet», sagt Gerber.

Luzern war übrigens der vierte Deutschschweizer Kanton, der das Frauenstimmrecht einführte. Klingt progressiv. Gerber relativiert jedoch. «Gesamtschweizerisch gesehen, war der Kanton nicht so progressiv. Die Waadt und der Kanton Neuenburg führten das Frauenstimmrecht bereits in den 50er-Jahren ein, die beiden Basel in den 60ern. Anfang 70er zeichnete sich der Wandel in den meisten Kantonen ab – wahrscheinlich wollte man einfach nicht als Letzter dastehen.»

Erzählcafé im Historischen Museum Luzern, Sonntag, 8. März, 14 bis 17 Uhr. Adresse: Pfistergasse 24, 6003 Luzern