
Zwei Agrarinitiativen und Störenfriede auf den Feldern: Druck auf Aarburger Bauern nimmt zu
Aarburg ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Freies Bauland wurde überbaut, Menschen sind ins Städtli gezogen und mit ihnen ihre Hunde. Und während der Coronakrise sind einige Haushalte um weitere tierische Begleiter angewachsen. Immer mehr Menschen und Tiere teilen sich immer kleiner werdende freie Flächen. Und die Landwirte gehen in einem stark besiedelten Gebiet ihrer Arbeit nach. Sie pflanzen Kartoffeln, Mais, Raps oder Sonnenblumen; lassen ihre Tiere weiden oder mähen das saftige Gras für das Vieh, das entweder Milch oder Fleisch liefert. Es ist der Lebensunterhalt der letzten Aarburger Landwirte Jörg Barmettler, Manfred Frey und Peter Schär. «Jeder einzelne Grashalm ist für uns Geld wert», macht Manfred Frey vom Hofmatthof deutlich.
Das Hauptproblem der Landwirte beschreibt Peter Schär so: «Die Leute wissen nicht mehr, was wir Bauern genau machen. Sie verstehen unsere Arbeit nicht mehr.» Das habe zur Folge, dass die Menschen ihre Hunde über Felder rennen lassen, ihren Abfall auf die Weide werfen, Landwirtschaftsland dreist als Parkplatz nutzen oder Eltern ihre Kinder im Maisfeld ein Labyrinth bauen lassen. Situationen, welche die Bauern so regelmässig erleben.
Kaputte Maschinen und niedergetrampeltes Gras
Jörg Barmettler, dessen Felder an das Naherholungsgebiet Wigger grenzen, weiss einiges zu erzählen. «Die Leute werfen ihren Hunden die Stöckli ins Feld. Fünfmal bringt es der Hund zurück, das sechste Mal lässt er es liegen», schildert er die Situation. «Und ich fahre dann mit dem Mäher drüber und riskiere eine kaputte Maschine.» Zudem zerstören die Hundehalter mit diesem Verhalten wertvolles Gras. «Die häufigste Ausrede, die wir hören, lautet: ‹Ich habe nicht gewusst, dass man nicht aufs Feld darf›», sagt Peter Schär.
Darum betonen die drei Landwirte: Landwirtschaftliche Fläche gehöre jemandem, ob gepachtet oder nicht. Und: Die Kultur darauf, sei es jetzt Gras, Weizen oder etwas anderes, gehöre dem Bauern. Sie würden auch nicht in private Gärten reinspazieren und dort ihre Hunde rennen lassen, machen sie ein Beispiel. «Dafür gibt es öffentliche Plätze wie der Badi-Platz oder die Plätze bei den Schulhäusern», klärt Frey auf. Apropos Naherholungsgebiet: Bei diesem Begriff stöhnen die drei Landwirte auf. Denn Naherholungsgebiet bedeutet für sie: Mehr Menschen in der Natur und damit mehr Abfall und mehr Hunde in der Nähe ihrer Felder. «Sogenannte Naherholungsgebiete bringen uns mehr Ärger als sonst etwas», sagt Manfred Frey.
«Dabei geben wir uns Mühe, dass wir beispielsweise nachts nicht arbeiten oder auch sonst Rücksicht nehmen», ergänzt Peter Schär. Entsprechend verlangen sie auch von der Bevölkerung, dass sich diese an die Regeln hält. Die Landwirte wissen, dass sie keine Leinenpflicht einfordern können. Aber: «Wer seinen Hund nicht im Griff hat, nimmt ihn an die Leine», findet Barmettler. Die drei Bauern würden sich wünschen, dass sich die Gemeinde etwas mehr einsetzen würde. Beispielsweise, indem sie wieder Benimmregeln für Hundehalter publizierte.
«Landwirte geniessen heute weniger Akzeptanz»
Barmettler, Frey und Schär haben den Eindruck, dass die Landwirte weniger Akzeptanz geniessen als früher. «Und die Leute scheinen genau zu wissen, was wir Bauern zu tun und wie wir zu arbeiten haben», sagt Manfred Frey. Ein Beispiel dafür seien die beiden Agrarinitiativen, über die das Volk im Juni abstimmt. Initiativen, die aus ihrer Sicht vor allem eines sind: schädlich für ihre Arbeit.
Trotz der Erschwernisse: Die drei Aarburger Landwirte sind überzeugt, dass ihr Beruf Zukunft hat. Auch im Städtli. Es käme natürlich immer auch auf die Vision drauf an, meint Peter Schär. «Landwirtschaft brauchts, gegessen wird immer», bilanziert Manfred Frey.
