150 Kilogramm pro Tag: Dieser Reis aus dem Aargau ist ein Verkaufsschlager

Seit der Villiger Gemüseproduzent Max Schwarz AG am Samichlaustag mit dem Reisverkauf begonnen hat, haben schon unzählige Kunden den Hofladen mit zwei Stoffsäckchen voll Wasserschlossreis zwischen knackigen Salaten und erntefrischem Gemüse verlassen. Bestimmt lagen einige dieser weissen Säckchen auch als Geschenk verpackt in den warmen Stuben unter dem Weihnachtsbaum.

 

Der Risottoreis der Sorte Loto ist in Beuteln à 500 Gramm abgepackt und kostet Fr. 6.70. Erhältlich ist er jeweils am Freitagabend ab Produktion an der Schürmattstrasse 4 in Villigen oder von Montag bis Samstag im Gartencenter Weber in Kirchdorf. Damit möglichst viele Leute den Wasserschlossreis ausprobieren können, ist die Verkaufsmenge auf zwei Beutel pro Kunde und Einkauf beschränkt.

Bereichsleiter Toni Suter von der Max Schwarz AG ist begeistert. «Der Verkauf läuft extrem gut», sagt er einen Tag vor Heiligabend. «Alle Leute wollen unseren Reis testen.» Insgesamt dürften von der Oktober-Ernte auf dem betriebseigenen Versuchsfeld in Brugg-Lauffohr zirka 2000 Kilogramm Reis in den Verkauf gelangen. «Wenn das so weitergeht, haben wir Mitte Januar schon allen Reis verkauft», fährt Toni Suter fort.

Die Reismühle aus China kam nicht zum Einsatz

Schwarz Gemüsebau beschäftigt sich bereits seit 2010 mit dem Anbau von Reis im Aargau und arbeitet dazu eng mit Agroscope zusammen. Diese Forschungsstelle des Bundes will vor allem die Biodiversität fördern. Das Ziel ist klar: Der Reisanbau soll ökonomisch und ökologisch funktionieren sowie laufend optimiert werden.

Die Parzelle neben der Vogelsangbrücke ist das bisher grösste und nördlichste Nassreisversuchsfeld in der Schweiz. Ende Oktober fuhr hier Willi Hauenstein aus Rüfenach mit seinem Mähdrescher vor und erntete den Reis auf dem 100 Aren grossen Feld innert kürzester Zeit. Die Reiskörner mussten anschliessend in einer Mühle getrocknet werden.

Bei einer Restfeuchtigkeit von zirka 14 Prozent ging es nach ein paar Wochen ans Entspelzen. Das ist der Arbeitsvorgang, bei dem die Körner von den harten, hölzernen und kieselsäurehaltigen Spelzen (Strohhülsen) befreit werden. «Eine durch Agroscope bestellte Reismühle aus China hätte hier zum Einsatz kommen sollen. Doch leider entsprachen die Schalter nicht unseren elektrischen Vorgaben und wir konnten die Maschine nicht in Betrieb nehmen», erzählt Toni Suter.

Am Anfang wurde der Reis beim Kochen nicht weich

Doch die Zeit bis zum Verkaufsstart Anfang Dezember drängte. Die Suche nach bereits vorhandenen Maschinen in der Schweiz oder in Liechtenstein wurde intensiviert. Schliesslich musste der Reis nicht nur entspelzt, sondern auch noch poliert werden, damit er beim Kochen genügend Wasser aufnehmen kann und überhaupt essbar wird.

«Die ersten zehn Kilogramm Wasserschlossreis sahen etwas erbärmlich aus und liessen sich nicht weich kochen», fährt Toni Suter fort. Schliesslich wurde die Max Schwarz AG im Baselbiet und im Seeland fündig.

Das Schwarz-Team scheut keinen Aufwand, wenn es um sein Reis-Projekt im Wasserschloss geht. Seine Begeisterung für die – trotz schlechter Witterung im Mai – erfolgreiche Ernte sowie für die Weiterentwicklung dieses aussergewöhnlichen Projekts wirkt fast ansteckend.

150 Kilogramm Rundkornreis pro Tag

Aufgrund der Produktionsschwierigkeiten nach dem Trocknen standen am ersten Verkaufstag lediglich 100 Kilogramm Wasserschlossreis zur Verfügung. Inzwischen werden bis zu 150 Kilogramm Rundkornreis pro Tag verkauft.

 
Die Nachfrage ist immens und Schwarz Gemüsebau hätte die neue Spezialität bequem noch an weitere Verkaufsstellen in den Städten sowie an Gastronomiebetriebe vertreiben können.

«Wir wollen das Produkt möglichst direkt absetzen, damit wir unmittelbar erfahren, wie die Neuheit bei unseren Kunden ankommt», erzählt Toni Suter. Einigen regionalen Gastronomen konnte der Bereich Primeurs en gros entgegenkommen und mit kleineren Mengen Wasserschlossreis beliefern.

Die Zusammenarbeit mit Landwirten intensiviert

Für die Max Schwarz AG steht schon seit einiger Zeit fest, dass der Nassreisanbau im kommenden Jahr in die nächste Runde gehen wird. Laut Toni Suter kann die Anbaufläche 2020 auf dem betriebseigenen Feld in Brugg-Lauffohr verdoppelt werden.

Zudem wird die Zusammenarbeit mit Landwirten intensiviert. So kann im neuen Jahr auch in Turgi und in Würenlingen Reis angebaut werden. Ob Aare, Limmat oder Reuss: Jedes Feld in Flussnähe ist für die Max Schwarz AG ein potenzieller Kandidat für den Reisanbau. Auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wurde beim Reisversuchsfeld bisher verzichtet.

Bei der Ernte Ende Oktober betonte Toni Suter gegenüber dieser Zeitung: «Mich hat es völlig überrascht, wie das Ökosystem auf dem Acker sich in wenigen Monaten komplett geändert hat.»

Denn kaum war das Wasser da, bevölkerten Tausende von Wasser- und Laubfröschen die Fläche, summten Libellen über die Halme, suchten Vögel nach Nahrung. Auch die Pflanzenvielfalt hat in dieser Zeit zugenommen. Für Schwarz Gemüsebau ist das ein gutes Beispiel für gesunde, nachhaltige Landwirtschaft.

Die Max Schwarz AG verkauft in ihrem Hofladen in Villigen Reis vom Versuchsfeld in Brugg-Lauffohr. © Claudia Meier
Die Max Schwarz AG verkauft in ihrem Hofladen in Villigen Reis vom Versuchsfeld in Brugg-Lauffohr. © Claudia Meier