62 Aargauer Klassen in Quarantäne: «Eine extreme Herausforderung für Eltern und Kinder»

Am 22. August meldete die Primarschule Lenzburg drei erste positiv getestete Schülerinnen und Schüler. 21 mussten darauf für zehn Tage in Quarantäne, wie das Gesundheitsdepartement am Dienstag in einer Medienmitteilung schreibt. Weitere Fälle folgten, im Rahmen des Projekts Repetitives Testens waren am 2. September zudem fünf Mischproben positiv. Um eine weitere Verbreitung zu ­verhindern, hat der kantonsärztliche Dienst schliesslich am Montag die Quarantäne für 29 Klassen der Schulhäuser Angelrain, Mühlematt und Bleicherain verordnet. Diese dauert bis am 16. September, betroffen sind insgesamt 607 Schülerinnen und Schüler.

 
Doris Lehmann (links) und Linda Villiger (rechts), Schulleiterinnen im Schulhaus Angelrain in Lenzburg

Doris Lehmann (links) und Linda Villiger (rechts), Schulleiterinnen im Schulhaus Angelrain in Lenzburg

Zvg

Für Doris Lehmann und Linda Villiger, Co-Schulleiterinnen an der Primarschule Angelrain, ist das eine neue Situation. Seit Beginn der Pandemie und bis zu den Sommerferien gab es im Angelrain nur eine Handvoll Coronafälle. Mit Schulbeginn hat sich die Lage aber rapide verschlechtert, «einige kamen vermutlich schon angesteckt aus den Ferien zurück», wie Doris Lehmann sagt. Wirklich überrascht über die Resultate aus dem Repetitiven Testen war sie deshalb nicht. Auch die Bedingungen für eine Verbreitung seien günstig an der Schule Lenzburg: «Die grosse Anzahl Kinder der drei Primarschulhäuser mit gemeinsamem Pausenplatz hat sicher zur Verbreitung beigetragen.»

175 Schulen nehmen am Repetitiven Testen teil

Bis zum Sommer hat in Lenzburg die Oberstufe beim Repetitiven Testen mitgemacht, die Primarschule konnte nicht wie vorgesehen nach den Sommerferien starten. Da der Kanton Schwierigkeiten hatte, die nötigen Tests zur Verfügung zu stellen, wurde das Repetitive Testen erst letzte Woche erstmals durchgeführt.

Rund 61 Prozent der Schülerinnen und Schüler haben beim Testen mitgemacht, so Lehmann, die weiss: «Dieser Anteil reicht eigentlich nicht, um die Ansteckungen in den Griff zu bekommen.» Laut Gesundheitsdepartement stehen die Tests immerhin wieder in genügendem Masse zur Verfügung. Derzeit seien rund 15000 Personen fürs Repetitive Testen angemeldet, 175 Schulen nehmen am Projekt teil.

Ganze Schule wieder im Fernunterricht

Für Doris Lehmann und Linda Villiger ist denn auch klar, dass die Vorbeugung nach wie vor Priorität haben muss. «Wir gehen davon aus, dass die Auf­hebung der Maskenpflicht vor den Sommerferien die Ansteckungen noch begünstigt hat», so Lehmann. Als die Fallzahlen täglich anstiegen, baten die Schulleiterinnen die Eltern, ihre Kinder freiwillig wieder mit Maske in die Schule zu schicken.

Inzwischen, seit dem letzten Mittwoch, gilt die Maskenpflicht wieder für alle ab der 5. Klasse. Doch das ist vorerst hinfällig, denn erst ab dem 17. September sitzen die Lenzburger Kinder wieder im Schulzimmer, bis dahin gibt es Fernunterricht. «Das ist eine extreme Herausforderung für die Eltern und vor allem jene Kinder, die zusätzliche Hilfe brauchen», so Lehmann. Durch die gemachten Erfahrungen mit dem Lockdown im Frühling 2020 seien aber die meisten Schülerinnen, Schüler und die Lehrpersonen bereit für wieder zehn Tage Fernunterricht. Die Schulleiterin erwartet den 17. September aber mit Spannung: «Dann sind wir hoffentlich wieder bei Null Fällen und können richtig loslegen.»

Vom Kanton wünschen sich die Schulleiterinnen schnellere Abläufe beim Repetitiven Testen. «Wenn ein Pool positiv ist, es dann aber mehrere Tage dauert, bis auch die Nachtests gemacht sind, muss die ganze Klasse in Quarantäne bleiben, was für alle Beteiligten mühsam ist», gibt Lehmann zu bedenken.

Die Testresultate würden innerhalb von 24 Stunden bei den Betroffenen eintreffen, heisst es von Seiten des Gesundheitsdepartements. «Sobald eine Quarantäne verfügt wird, werden die Schulen umgehend informiert, eine solche wird aber nicht aufgrund einer positiven Mischprobe verfügt sondern allenfalls erst nach den Nachtestungen.»

Seit den Sommerferien waren 126 Klassen betroffen

Neben den Schulschliessungen in Lenzburg wurde auch für den Kindergarten und die Schule Uerkheim Quarantäne angeordnet. Der Schulbetrieb bleibt dort bis am 12. September eingestellt. Auch hier tauchten die meisten Fällen im Rahmen der Massentests letzte Woche auf. Am Samstag hat das Contact-Tracing-Center die Schliessung der Schule veranlasst. Von der Schule Uerkheim wollte sich niemand gegenüber der AZ äussern.

Laut dem Gesundheitsdepartement sind derzeit 62 Schulklassen aus neun Schulen in durch den Kanton verfügter Quarantäne. Seit dem Sommerferien waren bis jetzt insgesamt 126 Klassen betroffen.