Reiden: Badi und Schulhaus als grösste Brocken

Auf zuvor leeren Wiesen stehen nun meterhohe Wohnblöcke. Anstelle von drei separaten Standorten haben sich die Ärzte der Gemeinde Reiden an einem Standort vereinigt. Die Schule platzt aus allen Nähten, unterrichtet wird deshalb auch in Containern. Dass sich die Gemeinde in den letzten zehn Jahren stark verändert hat, ist nicht zu übersehen. Gemeindepräsident Hans Kunz (CVP) meint dazu: «Viele der alten Gebäude sind verschwunden und haben neuen Platz gemacht.»

Mehr Platz für Schüler

Nur auf dem Schulhausplatz schienen keine neuen Bauten erwünscht. So lehnten die Bürgerinnen und Bürger 2015 die erste Vorlage für ein neues Schulhaus mit einem 9,25-Millionen Kredit ab. Kunz erinnert sich: «Durch die Gegner des Schulhauses war das Vorhaben beinahe schon jeden Tag in der Presse.» Das geplante Schulhaus sei zu gross, ein kleineres würde genügen, hiess es.

Im vergangenen Juni wurde die neue Vorlage mit einem geringeren Kredit von 7,82 Millionen angenommen. Bereits Ende Oktober soll die Baubewilligung für das neue Schulhaus vorliegen, damit im März 2019 mit dem Baustart begonnen werden kann. Dem alten Pavillon neben dem Pestalozzi-Schulhaus wird es als Erstes an den Kragen gehen, wie Kunz versichert. Auch die Container-Bauten werden wieder von der Bildfläche verschwinden. «Nach dem Bezug des neuen Schulhauses wollen wir das Pestalozzi sanieren. Während dieser Zeit bleiben die Container noch stehen», so Kunz.

Für ähnlichen Wirbel sorgte die Badi Reiden. Vergangenen Dezember stellte der Verwaltungsrat Badi ein Projekt vor, das 9,5 Millionen Franken gekostet hätte. «Der Gemeinderat zog die Handbremse», sagt Kunz. So hohe Kosten hätte die Gemeinde nicht tragen können. Neu wird das Investitionsvolumen um die 6 Millionen betragen, wovon 2,5 Millionen die Gemeinde direkt betreffen werden. Der restliche Betrag soll durch Solidarwirtschaft finanziert werden. Entschieden sei allerdings noch nichts. «Die Badi Reiden ist eine der wenigen Badis in der Umgebung mit einem Hallenbad», betont Kunz. Das sei ein Punkt, der in dem neuen Standort-Marketing, das der Gemeinderat für die Gemeinde erarbeitet, sicherlich vertreten sein wird. Um die Badi attraktiver aussehen zu lassen, werden Hallenbad, Kinderspielplatz und Teile des Freibads saniert. Zudem wird es eine neue Gastronomie geben.

Eine weitere Veränderung ist im Verschwinden der Gastwirtschaften ersichtlich. Anstelle des Restaurants Bahnhof steht jetzt ein Gym. Auch der «Blaue Esel» wurde bereits verkauft. «Diese Schliessungen gehen mit der Veränderung der Gesellschaft einher. Das Bedürfnis für Gaststätten ist nicht mehr da», erklärt sich Kunz das Phänomen. Die Gastwirtschaften würden durch Take-aways und andere Angebote abgelöst, die den Leuten mehr zusagen.

Reduziert wird auch bei der Feuerwehr Wiggertal. Im Moment operiert diese mit drei Standorten. Das sei logistisch eher schwierig, weswegen die Feuerwehr zu einem Standort zusammengeführt werden soll. Der Gemeinderat rechnet mit einem Kredit von gut 1,5 Millionen Franken.

Müssen die Reider aufgrund dieser kostspieligen Bauprojekte mit einer Steuererhöhung rechnen? Laut Kunz ist dies nicht zu befürchten. «Den Kredit für das Schulhaus haben wir reduziert, ebenso den für die Badi. Damit sorgen wird dafür, nicht in eine Steuererhöhung hineinzulaufen», sagt er.

 

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Nachgefragt mit Hans Kunz

Was war in den letzten zehn Jahren die markanteste Veränderung?

Visuell betrachtet sind dies die diversen Bauvorhaben. Die neuen Bauten haben das Dorf sehr aufgewertet. Eine weitere, wesentliche Veränderung ist das Wachstum der Wirtschaft, auch die politische Situation ist nicht mehr gleich stabil wie noch vor zehn Jahren.

Was wird sich in den nächsten zehn Jahren wohl am meisten verändern?

Das Dorf wird nicht mehr dasselbe Wachstum und dieselbe bauliche Entwicklung haben wie in den letzten zehn Jahren. Wenn ich die Strategie des Gemeinderates betrachte, steht dort, dass wir keine grossen oder Logistik-Firmen mehr wollen. Sondern eine wertschöpfungsstarke KMU, die gute Arbeitsplätze und vor allem auch Lehrstellen bietet. Anstelle von riesigen Wohnbauten wollen wir ausserdem Wohneinheiten von acht bis zehn Wohnungen. Dadurch wollen wir den Steuerertrag pro Kopf erhöhen.

Die Initiative zum neuen Schulhaus wurde nur sehr knapp angenommen. Was sind Ihre Gedanken dazu?

Ich bin sehr froh, dass die Vorlage durchgekommen ist und unsere Argumente überzeugt haben. Jetzt ist es wichtig, dass wir ein qualitativ hochwertiges Schulhaus bauen. Ob das dann auch hundert Jahre alt wird wie das Pestalozzi-Schulhaus, kann ich nicht sagen. Aber es soll von einer besseren Qualität sein als die Johanniter-Schulhäuser 1 bis 4.

Die Gemeinde Reiden hat eine neue Strategie. Was hat es damit auf sich?

Wir haben ein Standortmarketing beschlossen. Das hat die Gemeinde bereits in Auftrag gegeben. Wir werden dies gemeinsam mit einer Projektgruppe erarbeiten. Wir wollen Reiden als eine zukunftsgerichtete Gemeinde positionieren, die attraktiv ist für Neuzuzüger, aber auch für Leute, die bereits länger hier wohnen. Reiden soll nicht länger dieses Mauerblümchen, das in der Kritik war, bleiben. Wir wollen ein neues Bild in die Welt setzen.